So hilft ein Labrador einem Buben mit Autismus

Linus mit seiner Familie und dem schwarzen Hund Deni
Der 9-jährige Linus bekommt einen Bodyguard auf vier Pfoten. Die ganze Familie profitiert.

Hundehaare sind kein Thema, der Staubsauger steht bereit. Auslauf ist kein Problem, die Kinder verbringen viel Freizeit im Grünen, da rennt der flauschige Familienzuwachs mit. Und die anfänglichen Berührungsängste sind weitgehend gewichen. Stattdessen wachsen Zuneigung zu dem drolligen Spielgefährten – und Hoffnung.

Vor zwei Monaten ist Deni bei Familie Steinbrenner im steirischen Vorau eingezogen. Der fünf Monate junge Labrador hat eine große Aufgabe vor sich. Er wird Autismusbegleithund. Speziell geschult soll er Linus bald helfen, sicher durch den Alltag zu kommen. Und den Eltern ein Stück Normalität zurückgeben.

"Nie aus den Augen lassen"

"Der Verdacht bestand schon früh. Die Diagnose Autismus kam vor drei Jahren, da war unser Sohn schon sechs", erinnern sich Petra und Hannes Steinbrenner. Bei Linus verzögert die Schwierigkeit, Wahrnehmungen richtig zu verarbeiten, die körperliche und die geistige Entwicklung. Er redet kaum, eine innere Unruhe treibt ihn ständig an. Gefahren kann er nicht abschätzen. Logopädie, Ergotherapie, therapeutisches Reiten und gezielte Förderung durch Applied Behavior Analysis (eine Psychotherapieform) bringen den Burschen weiter. Zudem bereichern der unbekümmerte Umgang der großen Schwester und die Verbundenheit mit dem kleinen Bruder die Welt des Neunjährigen. Auch Omas und Tante unterstützen. Trotzdem: "Wir können Linus nie aus den Augen lassen", sagt die Mutter. Das soll sich mit dem Assistenten auf vier Pfoten ändern.

Sicher über die Straße

Im Moment lernt der junge Hund die üblichen Kommandos. "Platz" und "Sitz" sitzen schon, das "Bei Fuß" braucht noch Übung. In ein paar Monaten wird der Vierbeiner bei Maria Gerstmann in die Ilztaler Reha-Hundeschule gehen (siehe rechts). Die Tiertrainerin weiß bereits, was den Steinbrenners am Herzen liegt: Deni soll Linus am Ausbüxen hindern. Er wird bellen, sobald der Junge alleine das Haus verlassen will. Er wird ihn beim Ausgehen – verbunden über einen Bauchgurt – sicher über die Straße führen. Schließlich wird Deni dazu erzogen, nur auf einen ruhigen Linus zu reagieren. Vielleicht klappt es eines Tages sogar, dass Linus seinen Begleiter beim Namen nennt und ihm Kommandos zuruft.

"Derzeit läuft alles ganz gut"

"Wir sind immer auf der Suche nach Lösungen, die uns helfen könnten", erzählt Petra Steinbrenner. Das Leben mit drei Kindern und einem Job als Psychologin fordert. Das Engagement für das behinderte Kind bringt die Eltern immer wieder an die Grenzen der Belastbarkeit. "Mein Mann ist durch Zufall auf den Autismusbegleithund gestoßen", sagt sie. Die "Stiftung Kindertraum" und der Lions Club Bad Waltersdorf räumten die finanziellen Sorgen rasch aus. Die Bedenken, zusätzliche Verantwortung für ein Haustier neben den Hasen zu übernehmen, hielten sich länger. Die Liebe zu Hunden und die Sehnsucht nach Erleichterung des Alltags überwogen.

"Derzeit läuft alles ganz gut", zieht Petra Steinbrenner Zwischenbilanz. Mensch und Tier haben sich aneinander gewöhnt. Jetzt kann sich eine Freundschaft fürs Leben entwickeln.

Tiertrainerin Maria Gerstmann wird in ihrer Ilztaler Reha-Hundeschule (www.reha-hunde.at) aus Labrador Deni einen Autismusbegleithund für Linus machen.

KURIER: Was muss Deni als Autismusbegleithund können?
Maria Gerstmann: Das ist ein komplett individuelles Konzept. Es wird im Austausch mit den Eltern festgelegt, was der Hund lernen soll. Es gibt laufend Treffen, da erzählt die Familie, wie es läuft. Ich schaue, wo es Mankos gibt und was gut funktioniert.

Warum haben Sie für Linus einen Labrador ausgesucht?
Die Rasse lässt sich sehr gut über Leckerlis motivieren. Wir geben Linus eine Bauchtasche mit Leckerlis, und Deni wird ihn automatisch suchen, wenn er davonläuft. Außerdem sind Labradors nicht sehr wehleidig, Linus’ Feinmotorik ist ja nicht so ausgeprägt. Auch von der Größe her passt der stämmige Hund. Er muss das Kind bei Gefahr bremsen können.

Hunde haben Charakter. Eignet sich jeder zum Assistenzhund?
Wir machen den ersten Welpentest mit sechs Wochen. Da gibt es noch kaum Umwelteinflüsse. Ein Hund, der gerne selbstständig Entscheidungen trifft, eignet sich als Blindenhund. Einer, der alles selber machen will, kann einem Rollstuhlfahrer helfen. Einer, der für alle Späße bereit ist, wird Autismusbegleithund. Am Ende jeder Ausbildung steht eine zertifizierte Prüfung.

Plattform

Pet Ribbon ist eine Spendeninitiative für tiergestützte Therapie von schwer kranken und behinderten Kindern. Sie wurde 2012 von Mars Austria ins Leben gerufen. Auch zum fünfjährigen Jubiläum wird die Kooperation mit „Stiftung Kindertraum“ fortgesetzt.

Spenden

Whiskas und Pedigree geben im Aktionszeitraum rund um den Welttierschutztag am 4. Oktober pro verkauftem Produkt einen Cent an das Projekt ab. Zusätzlich können Unterstützer direkt auf www.petribbon.at spenden. Als Dankeschön erhalten sie einen goldenen Pet-Ribbon-Anstecker zugeschickt.

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