Blut-Brunnen: Protest gegen Tamponsteuer

Blut-Brunnen: Protest gegen Tamponsteuer
Schweizer Aktivistinnen wehren sich gegen die Besteuerung von Tampons. Rot eingefärbte Brunnen stehen im Zentrum ihres Protests.

Das rot eingefärbte Wasser in den Brunnenbecken symbolisiert die weibliche Periode. Gegen die Besteuerung dieser protestierten Mitglieder des feministischen Kollektivs "Aktivistin" vor wenigen Tagen in Zürich.

Ins Visier genommen wird dabei die sogenannte "pinke Industrie", die Frauen Medikamente, aber auch Kosmetika und Hygieneprodukte zu unverhältnismäßig teuren Preisen verkauft. "Die Mehrwertsteuer bei Tampons und anderen Artikeln, die Frau während ihrer Menstruation braucht, ist aus für uns nicht erklärbaren Gründen bei acht Prozent angesetzt und nicht wie bei anderen Produkten des alltäglichen Verbrauchs bei 2,5 Prozent", heißt es auf der Homepage der feministischen Gruppe.

Angeprangert wird auch, dass die weibliche Menstruation nach wie vor gesellschaftlich tabuisiert ist. Und das obwohl es sich dabei um einen "lebensnotwendigen und komplett natürlichen Teil unseres Menschseins", handle. Man kämpfe daher "für einen offenen Umgang mit dem Thema der Menstruation".

Mit der Blut-Brunnen-Aktion wolle man unterdessen ein Zeichen setzen, den eigenen Forderungen nach einer selbstbestimmten Sexualität Ausdruck verleihen und sich Gehör verschaffen. Auf den sozialen Medien wurde die Aktion unter dem Hashtag #happytobleed, zu Deutsch "glücklich darüber zu bluten", verbreitet. Der Hashtag wird international bereits seit längerem mit der Enttabuisierung der Periode in Verbindung gebracht.

Züricher Wasserversorgung übt Kritik

Die Protestaktion rief jedoch nicht nur positive Resonanz hervor. Von der Züricher Wasserversorgung erntet man beispielsweise Kritik für den "Missbrauch der Brunnen für Propagandazwecke". Das betonte Sprecher Hans Gonella im Gespräch mit der Schweizer Online-Plattform 20min.ch. Die Reinigung gestalte sich bisher unkompliziert.

Breite Debatte über "Tamponsteuer"

Auch in Österreich werden Hygieneprodukte für Frauen wie Luxusgüter besteuert. Obwohl sie zu Gütern des täglichen Bedarfs gehören, werden sie nicht wie Lebensmittel mit zehn, sondern mit 20 Prozent besteuert. Die hohe Besteuerung von Tampons und Binden, die für jede Frau eine Notwendigkeit sind, ist auch in anderen Ländern wie Schweden, China oder Russland Usus.

Eine Tatsache, die vielen sauer aufstößt. Immerhin kostet eine Frau dieser "Luxus" im Laufe ihres Lebens zwischen 2.000 bis 4.000 Euro. Youtuberin Ingrid Nilsen konfrontierte US-Präsident Barack Obama im Jänner dieses Jahres mit dieser Ungerechtigkeit - denn auch in den USA entfällt in 40 der 50 US-Bundesstaaten auf Hygieneprodukte eine Steuerabgabe für Luxusgüter. Daraufhin kippte der Bundesstaat New York die Tamponsteuer. Die Bundesstaaten Massachusetts, New Jersey und Pennsylvania zogen mit. Auch in Kanada und Irland wurde die Mehrwertsteuer auf Hygieneprodukte für Frauen schon abgeschafft.2015 stimmte das Parlament in Frankreich für die Senkung der Mehrwertsteuer auf Hygieneartikel für Frauen von 20 auf 5,5 Prozent. Der Prozess des Umdenkens hat also bereits begonnen.

Hierzulande setzt sich die Online-Plattform Erdbeerwoche für die Herabsetzung der Tamponsteuer ein. In einem offenen Brief wandte man sich im Februar dieses Jahres an Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) (der KURIER berichtete).

Globaler Tabubruch

Die Schweizer Protestaktion ist unterdessen Teil globaler Anstrengungen, die die Periode von ihrem unsauberen Image befreien wollen. Mit Hashtag-Kampagnen, die dem Thema eine öffentliche Plattform eröffnen, und Fotostrecken, die mit einem gesunden Maß an Provokation aufrütteln, kämpfen Frauen seit geraumer Zeit für die Enttabuisierung der Regelblutung. Es soll ein gesellschaftliches Klima der Akzeptanz geschaffen werden, das sowohl von Frauen, als auch von Männern gleichsam getragen wird. Dabei spielt der Begriff "Period Positivity" eine zentrale Rolle. Er beschreibt eine positive und anerkennende Einstellung der Menstruation gegenüber. Auch Initiativen wie der Menstrual Hygiene Day (28. Mai) sollen Berührungsängste mit einem der natürlichsten körperlichen Vorgänge abbauen und sie durch einen von Toleranz geprägten Zugang ersetzen.

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