Schnappschuss statt Abschuss

Schnappschuss statt Abschuss
Der Weltzugvogeltag am 10. Mai hebt die touristische Nutzung der Überflieger hervor.

Jährlich sind weltweit geschätzte 50 Milliarden Zugvögel unterwegs, fünf Milliarden davon etwa zwischen Europa und Afrika. Auf ihren weiten Strecken sie die Tiere nicht nur natürlichen Gefahren ausgesetzt. Auch die Zerstörung ihrer Lebensräume entlang ihrer Route durch den Menschen sowie Bejagung kostet viele Überflieger das Leben.

Um die Schönheit und den Schutz der wandernden Vögel ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, führten die Vereinten Nationen 2006 den "Weltzugvogeltag" ein. Heuer steht der Aktionstag unter dem Motto: „Flugrouten als Reiseziel: Zugvögel und Tourismus“. Zentrales Thema ist die Verbindungen zwischen Zugvogelschutz, Entwicklung lokaler Gemeinschaften und Wildbeobachtung. Projekte zur touristischen Nutzung der Vogelzüge sind im Laufen.

Balkan-Projekt

„Wir haben eine Chance gegen die Vogeljagd auf dem Balkan“, sagt etwa Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der international tätigen Naturschutzorganisation EuroNatur: „Entscheidend ist, dass die Einhaltung bestehender Jagdverbote zuverlässig kontrolliert wird. Wenn die Vogeljagd in den wertvollen Rast- und Brutgebieten an der östlichen Adria aufhört, erholen sich die Vogelbestände dort sehr schnell.“ Das belegen Zahlen aus einem der Hauptbrennpunkte der Vogeljagd auf dem Balkan.

Bei der Internationalen Winterwasservogelzählung im Jänner 2014 zeigte sich dort seit Jahren das erste Mal ein Bild der Hoffnung: Das Zählteam registrierte auf dem Svitava-See fast 17.000 Vögel. Das waren mehr als zehn Mal so viele Individuen als im Vorjahr. EuroNatur hatte im Jahr 2013 in Zusammenarbeit mit der Naturparkverwaltung regelmäßige Kontrollen durch Park-Ranger sicher gestellt.

Doch Entwarnung gibt es nicht: „Jährlich fallen mehrere Millionen Zugvögel an der östlichen Adria Vogeljägern zum Opfer. Im Naturpark Hutovo Blato war die Vogeljagd bislang katastrophal. Um die Verhältnisse für die Zugvögel dort dauerhaft zu verbessern, brauchen wir einen langen Atem“, so Gabriel Schwaderer. In der Feuchtgebietslandschaft von Hutovo Blato gilt ein grundsätzliches Jagdverbot. Doch bislang bestand dieses nur auf dem Papier. Die Menschen in Bosnien-Herzegowina sind seit dem Zerfall Jugoslawiens stark mit den politischen und wirtschaftlichen Problemen beschäftigt. Entsprechend wenig Aufmerksamkeit erfährt der Naturschutz. Dem Naturpark fehlte das nötige Geld, um Ranger auszubilden und sie angemessen für ihre Arbeit zu bezahlen. Entsprechend schlecht wurde die Einhaltung des Jagdverbots im Naturpark kontrolliert. Während des Herbstzuges in die Überwinterungsgebiete haben Vogeljäger den Naturpark regelmäßig nahezu leer geschossen. Unter den Opfern waren Arten, die in anderen Ländern Europas aufwändig geschützt werden wie Knäk- und Moorenten.

„Die wirklich nachhaltige Perspektive für den Naturpark Hutovo Blato und die Menschen in der Region heißt: Vogelbeobachtung statt Vogeljagd“, sagt Gabriel Schwaderer. Derzeit wird parallel zu den Jagdkontrollen das Wanderwegenetz ausgeweitet und Infrastruktur für die Vogelbeobachtung geschaffen.

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