Schiffslärm stresst Krabben

Schiffslärm stresst Krabben
Vorbeifliegende, laute Flugzeuge führen bei Menschen zu Stresssymptomen. Ähnlich ergeht es Strandkrabben mit Schiffen.

Nicht nur Fische und Delfine reagieren auf Unterwasserlärm - auch Strandkrabben werden durch Schiffslärm gestört. Dazu genügt schon das Schraubengeräusch vorbeifahrender Schiffe, berichten Biologen im Fachjournal "Biology Letters" der britischen Royal Society.

Andrew Radford von der Universität Bristol (Großbritannien) und Kollegen hatten Standkrabben (Carcinus maenas) an der Nordküste von Cornwall gefangen und im Labor in geschlossene Behälter gesetzt. Anschließend maßen sie deren Sauerstoff-Verbrauch, während ihnen entweder gleichmäßige Umgebungsgeräusche aus der Unterwasserwelt englischer Häfen oder innerhalb von 15 Minuten zweimal der Lärm eines sich nähernden und wieder entfernenden Schiffes vorgespielt wurde.

Sauerstoffverbrauch

Die Daten zeigten, dass die Krabben auf Schiffslärm besonders stark reagierten: Im Durchschnitt verbrauchten sie dabei 67 Prozent mehr Sauerstoff als bei Umgebungsgeräuschen, unter denen der Verbrauch ebenfalls anstieg. Da der Sauerstoffverbrauch ein Maß für den Stoffwechsel ist, sehen die Forscher das Ergebnis als deutlichen Hinweis auf körperlichen Stress der Tiere an.

Wurden die Krabben in Abständen von zwei Tagen immer wieder beschallt, so stieg der Sauerstoffverbrauch bei den Tieren, die Hafen-Umgebungsgeräusche hörten, leicht an und blieb schließlich konstant, vermutlich eine Gewöhnungseffekt. Die Tiere, die immer wieder Schiffslärm hörten, zeigten dagegen dauerhaft wesentlich stärkere Stresssymptome.

Es gibt bereits viele Versuche zum Einfluss von Lärm auf die Unterwasser-Lebenswelt. Diese konzentrierten sich aber bisher auf Wirbeltiere wie Fische, Delfine oder Wale. Die Untersuchung zeige erstmals, dass auch Wirbellose von Schiffsgeräuschen beeinträchtigt werden könnten, schreiben die Forscher.

Eine lebend in den Kochtopf geworfene Krabbe kann zwar nicht wehklagen, aber anders als weithin angenommen empfindet sie durchaus Schmerzen. Zu diesem Schluss kam ein Forscherteam um den Biologen Bob Elwood von der Queen's University in Belfast, wie aus einer im Journal of Experimental Biology veröffentlichten Studie hervorgeht.

In einem Versuch wurden 90 Strandkrabben (Carcinus maenas) in ein Aquarium mit zwei dunklen Unterschlupfmöglichkeiten gesteckt. In einer der Höhlen, in denen sich die Tiere besonders gerne aufhalten, erhielten sie Elektroschocks.

Als die Krabben beim zweiten Mal in das Aquarium gelassen wurden, begaben sich die meisten von ihnen in dasselbe Loch, in das sie zuvor gekrabbelt waren - und wurden wieder mit Elektroschocks traktiert. Als die Tiere dann ein drittes Mal in dem Behälter ausgesetzt wurden, hielt sich die große Mehrheit von der Höhle mit den Elektroschocks fern.

"Die Krabben haben gelernt, den Unterschlupf zu meiden, in dem sie einen Schlag erhielten", erklärte Elwood. Um den erwarteten Schmerz zu vermeiden, hätten die Tiere sogar auf ihr geliebtes Versteck verzichtet. "Philosophisch gesehen" sei es so gut wie unmöglich, hundertprozentig nachzuweisen, dass ein bestimmtes Tier Schmerzen empfinde. Doch bei verschiedenen Experimenten mit Krabben, Garnelen und Einsiedlerkrebsen und seien alle Schmerz-Kriterien vereint gewesen.

"Milliarden Krustentiere werden gefangen oder für die Lebensmittelindustrie gezüchtet. Im Vergleich zu Säugetieren genießen sie praktisch keinerlei Schutz aufgrund der Annahme, dass sie keinen Schmerz fühlen. Unsere Forschungen belegen das Gegenteil", erklärte Elwood.

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