Wo ist Philae? Auf der Suche nach dem Landeplatz

Philae ist auf dem Kometen geladet, aber wohl schief, wie diese Simulation der Esa zeigt.
Nach drei Touchdowns landete Philae schief auf "Tschuri" - wo exakt, ist unklar. Die Lage dürfte auch nicht ideal sein: Das Minilabor liegt im Schatten.

Der Tag nach der Landung: Die Forscher sind müde. Sie haben die Nacht durchgearbeitet und die Daten analysiert, die mit Lichtgeschwindigkeit 28 Minuten lang eine halbe Milliarde Kilometer durchs All gereist sind. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag Nachmittag drehte sich alles um die neuen Fotos vom Kometen „67P/Tschurjumow-Gerassimenko“, auf dem Philae am Mittwoch Nachmittag gelandet ist. Und um die Frage: Wo ist der Lander?
Die Allforscher gestehen: „Donnerstag Nacht sahen wir, dass sich der Lander wohl nicht verankert hatte. Etwa zwei Stunden lang hat er rotiert, sich dann aber beruhigt. Das konnte nur bedeuten, dass er noch auf dem Kometen war.“ Heute ist sich der für die Landung verantwortliche Jean-Pierre Bibring sicher: „Wir sind tatsächlich dreimal gelandet, sogar ungefähr dort, wo wir auch wollten“. Philae hat also dreimal hintereinander auf „Tschuri“ aufgesetzt – um 16.33, 17.26 und 17.33 Uhr.

Nach der ersten Landung prallte Philae wieder von der Oberfläche ab, weil die dafür vorgesehenen Harpunen nicht abgefeuert wurden. Warum sie und die anderen Verankerungsmechanismen nicht funktionierten, ist nach wie vor unklar. Philae befand sich nach dem Abprall erneut "alleine im All": Die Sonde schwebte eine Stunde und 50 Minuten lang über dem Kometen und war zwischenzeitlich mehr als einen Kilometer von ihm entfernt - um dann wieder angezogen zu werden und erneut zu landen. Dem folgte ein zweites, viel kürzeres Abheben, ehe Philae letztlich zum Stillstand kam.

Wo ist Philae? Auf der Suche nach dem Landeplatz

Schräglage

Jetzt deuten Bilder laut ESA darauf hin, dass Philae auf der Seite liegt und ein Bein in die Höhe ragt. Das Landegerät ist nach wie vor nicht verankert. Ob die Bohrer, die es im Boden fixieren sollten, noch eingesetzt werden, ist aus jetziger Sicht eher unwahrscheinlich. Jede derartige Aktion sei ein Risiko, sagt der Lande-Manager, der Österreicher Stephan Ulamec. Die mechanische Erschütterung könnte dazu führen, dass Philae erneut abhebt - die Schwerkraft des Kometen ist äußerst schwach.

Ein Selfie von Philae

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Auf Tschuri ist es noch zu kalt
Derzeit dürfte Philae – entgegen erster Befürchtungen – zwar schief, aber sicher stehen. Eine der Kameras hat ein Selfie geschickt. Darauf sieht man Gestein und ein Bein des Landers. Auch auf der Panorama-Aufnahme, die das Kontrollzentrum erreichte, ist Philae zu sehen, zumindest seine Antenne. Ein weiteres Foto zeigt den Lander, der sich an einen Fels kuschelt. Apropos: Der Komet scheint von Staub, Steinen, aber auch Felsen bis zu einem Meter Durchmesser bedeckt.
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rosetta 1. Landeplatz
Mittlerweile haben die Esa-Wissenschaftler die Daten soweit analysiert, dass sie den Landeplatz eingrenzen können: Rund um einen großen Krater, den der Lande-Manager Ulamec, anvisiert hatte. Den Platz des ersten Touchdown haben sie auf den Fotos bereits gefunden (rotes Kreuz). „Leider ist Philae dort nicht geblieben, drum müssen wir weiter suchen“, war aus dem Kontrollzentrum zu hören.
Dafür werden die Forscher Geduld brauchen: Sie können immer nur einige Stunden Daten sammeln, dann ist das Signal wieder weg, weil sich der KometTschuri“ sowie die Raumsonde Rosetta in einem Funkloch bewegten. Das auf 67P/Tschurjumow-Gerassimenko sitzende Labor Philae hat somit nicht immer Kontakt zur Sonde, von der aus Signale zur Erde geschickt werden.

Die Primärbatterie des Landers arbeitet, und deshalb liefern die meisten der wissenschaftlichen Instrumente auch gute Daten. Am Donnerstag kündigte sich aber ein Problem an: Dem Lander könnte der Saft vorzeitig ausgehen. „Philaes Solarpanele bekommen zu wenig Energie, weil sie im Schatten sind“, sagt Ulamec. „Bis Freitag sind wir noch auf der sicheren Seite, was die Energie betrifft, aber am Samstag kann es kritisch werden, weil die Batterien leer sind.“ Allerdings hätten sie das gewusst, beruhigen die Forscher. Und weiter: „Rosetta wird so oder so weitere 20 Monate Daten sammeln.“

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