Im Traumwipfel: Diese Baumhotels müssen Sie gesehen haben
Zwischen Blättern, Ästen und dem Rauschen des Waldes lässt sich der Alltag für eine Nacht vergessen. Ein neues Buch zeigt stylische Baumhäuser und Hotels.
Im Baumhaus übernachten – das ist einer der Kindheitsträume schlechthin. Und das wohl nicht ohne Grund: Wer die Leiter hinaufsteigt, erhebt sich – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn – nicht nur über den Wald- oder Gartenboden, sondern auch über das Getriebe des Alltags. Nicht umsonst sind auch Baumhotels ein Sehnsuchtsort.
Berühmt wurde ein solcher Ort im Jahr 1952: Im kenianischen Treetops Hotel verbrachte Elizabeth II. die Nacht, als ihr Vater starb. Am Morgen hatte sie noch Elefanten am Wasserloch beobachtet, am Abend war sie Königin eines Weltreichs.
Baumhaus-Hotels gibt es seit dem frühen 20. Jahrhundert. Ihren Aufschwung erlebten sie ab Mitte der 1990er-Jahre – dank neuer Bautechniken, wachsendem Umweltbewusstsein und dem Wunsch nach Rückzug in die Natur. In einer Zeit globaler Krisen und Dauerbeschleunigung wird das „In-den-Baum-Flüchten“ zur Sehnsuchtsgeste.
Baumhotels: Minimalistisch bis avantgardistisch
Das gerade erschienene Buch Modern Treehouses (Taschen Verlag) zeigt, wie vielfältig diese Unterkünfte heute sind: von minimalistischen Rückzugsorten bis zu avantgardistischen Lodges, die mit ihren Spiegelfassaden im Blätterdach verschwinden. Manche imitieren die Form eines Tannenzapfens, andere erinnern an Fabelwesen oder Raumkapseln. Andere, besonders in den Tropen, sehen aus wie die Unterkünfte von der Familie Robinson, hätte sie Architektur studiert und ein üppigeres Budget gehabt.
Ein UFO-Hotel in am Berg Qiyun in China.
©© Zhu ZiyeAuch in Österreich hat sich eine erstaunliche Dichte an Baumhaus-Hotels entwickelt. Teils sind sie rustikal-hüttig, teils spektakulär wie jene Baumkronensuiten des Steirereck am Pogusch, die mit massiven Holzstämmen und runden Fenstern futuristisch wirken.
Und es werden weltweit immer mehr. Laut einer Studie von Grand View Research wächst der Markt für Baumhaus-Hotels jährlich um rund neun Prozent, Tendenz steigend – oder wohl besser – wachsend.
Das sind einige der spektakulärsten Exemplare:
The 7th Room, Schweden
The 7th Room von Snøhetta in Harads, Nordwestschweden, schwebt 10 Meter hoch im nördlichen Wald. Die 55 m² große Lodge nutzt eine Illusion: Die Unterseite ist mit einem Baumfotodruck bedeckt und lässt sie in der Krone verschwinden. Zwei Schlafzimmer, ein Bad, Oberlichter und ein zwischen Kiefern gespanntes Netz als Terrasse bieten Luxus und spektakuläre Blicke – sogar auf die Nordlichter direkt vom Bett aus. Und natürlich darf – wie es sich für Skandinavien gehört – ein Schwedenofen für ein nettes Feuerchen nicht fehlen.
Ein reduzierter Kubus, der in den Bäumen hängt, mit viel Glas.
©Johan Jansson/SnøhettaBambu Indah, Bali
Das Tree House im Bambu Indah Resort (Indonesisch für schöner Bambus) auf Bali hängt wie ein riesiger Korb zwischen drei Bunut-Bolong-Bäumen. 2021 von Chiara Hardy entworfen, bietet die 88 m² große Bambusstruktur 180-Grad-Blicke über den Dschungel. Handwerkliche Baukunst trifft auf Komfort: klimatisierte Schlafkapseln und eine Seil-Wendeltreppe ermöglichen Luxus ohne in die Natur eingreifende Befestigungen.
Das Bambu Indah sieht aus, als hätte die Schweizer Familie Robinson einen Super-Architekten engagiert.
©Tommaso RivaKivijärvi, Finnland
Das Kivijärvi Baumhaus in Finnland (2020) vom Studio Puisto interpretiert die traditionellen Sámi-Vorratslager neu. Die 31 m² große Kabine balanciert auf einem Stahlpfosten, der Waldboden bleibt unberührt. Geschwärzte Außenhülle trifft auf helles Holz im Inneren, deckenhohes Fenster für maximale Weitsicht. Der Zugang über eine lange Treppe wird zum stillen Ritual. Laut Architekten sollen die Sorgen am Boden bleiben. Bio-Wolle und ökologische Bauweise machen das Baumhaus zum Rückzugsort mitten in der Natur.
Skandinavische Redziertheit in im Kivijärvi auf Finnland.
©Marc GoodwinCopper Fox Tree House, USA
In Pownal im US-Bundesstaat Maine erhebt sich das Copper Fox Tree House wie aus einem schrägen Traum: 2023 von Heidi Richards und Nicholas Cote vollendet, erinnert die 47 Quadratmeter große Holzkonstruktion des Copper Fox Tree House an einen roten Fuchs – Ohren als Lofts, Schnauze als Schlafbereich. Kupferfarbene Töne durchziehen das Interieur und auch den Außenbereich. Regional bezogene Hölzer treffen auf modernen Komfort: Heizung, Klimaanlage, fließendes Wasser und Strom machen das Baumhaus zum luxuriösen Rückzugsort.
Kommentare