Hotel-Duell in Bad Gastein: Villa Solitude vs. Miramonte
Urlaub im hippen Bad Gastein. Aber wo schlafen? Villa Solitude oder Hotel Miramonte? Zwei Häuser für unterschiedliche Ansprüche im Vergleich.
Nach der Jahrtausendwende wurde das morbide Bad Gastein zusehends angesagt. Die Hotels Villa Solitude und das Miramonte sind sicherlich auch dafür verantwortlich. Und doch sind sie grundverschieden.
Villa Solitude
Dieses Haus unterscheidet sich von den mittlerweile nicht mehr so wenigen angesagten Hotels in Bad Gastein dann doch etwas. Während andere auf Shabby Chic, funky Design oder Hochglanz setzen, thront die Villa Solitude stoisch am Hang überm alten Kraftwerk. Gelb gestrichen, grüne Fensterläden, Baujahr 1838.
Hier machte einst der europäische Hochadel Urlaub. Drinnen warten geräumige Zimmer, Holzvertäfelungen und Aristokratenporträts. Dazu ein Salon, in dem man sofort Chopin hören und sich einen Weinbrand in den Schwenker einschenken möchte.
Hier gibt es große Fenster, von denen man den Blick über Gastein schweifen lassen kann. Ja, die Einrichtung ist schon ein bisschen in die Jahre gekommen. Aber genau deshalb funktioniert sie so hervorragend.
Holzvertäfelungen und Fauteils sind typisch für die Villa Solitude in Bad Gastein.
©charlott coblerHinter der Villa steht Josef Laggner, gebürtiger Gasteiner. Er zog aus, um in Berlin das legendäre Lutter & Wegner zu übernehmen. Im Jahr 2005 kaufte er das Haus in seiner Heimat – zu einem Zeitpunkt, als Bad Gastein noch eher Tristesse als Revival war.
Das Restaurant mit angeschlossener und gut sortierter Weinhandlung heißt auch Lutter & Wegner. Nur die Küche dürfte sich etwas mehr Mühe geben, um mit dem Geist des Hauses mitzuhalten. Dafür sind die Zimmerpreise im Vergleich zu anderen angesagten Hotels im Ort fast schon unverschämt fair.
Miramonte
Designhotels, Galerien, coole Festivals, Yogi-Treffen, internationale Gäste, Cafés mit Hafermilch und neapolitanische Pizza. Das ist Bad Gastein heute. Aber bevor hier Berliner Kreativbürger und dänische Architekten ihr alpines Glück abseits vom Jodelstil suchten, gab es einen Moment Null. Der begann vor gut 15 Jahren – unter anderem im Hotel Miramonte.
Zuvor wirkte der alte Ortskern von Bad Gastein noch wie ein Filmset nach Drehschluss: Großartiges Alpenpanorama, mondäne Belle-Époque-Fassaden – aber die Türen zu, der Lack ab. Dann kamen Evelyn und Ike Ikrath. Sie nahmen sich ein 60er-Jahre-Hotel am Hang vor.
Statt es glatt zu renovieren, ließen sie ein wenig den Sanatoriumscharme stehen. Dazu kombinierten sie Glas, Design, Kunst, charmanten Retro-Style. Die Jungen, die Kreativen kamen, viele andere folgten. Und wo die sind, gibt es Yoga-Sessions, Retreats, und, und, und. Und teils klitzekleine Zimmer zu großen Preisen. Pioniere können sich das leisten.
Der 60er-Jahre-Chic des Miramonte wurde noch ein bisschen aufgepeppt.
©miramonteFreitag ist im Freien Barbecue-Tag – mit Feuerkorb und was dazugehört. Was es besonders von den Mitbewerbern unterscheidet: Die Lage auf der anderen Seite des Hanges. Von hier geht der Blick direkt auf die großen Kästen des Ortes.
Manchmal würde man sich wünschen, das Personal in der Bar und beim Dinner wäre mehr mit der Gastronomie vertraut.
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