Promi-Projekte, für die es sich zu spenden lohnt

Lukas Perman und Marjan Shaki setzen sich für die Erdbebenopfer in Haiti ein
In der Weihnachtszeit haben Wohltäter Hochsaison. Diese Prominenten kümmern sich nicht nur im Beisein einer Kamera um ihre Schützlinge.

Ein Charity-Punsch da, eine Spendengala dort – im Advent vergeht kaum ein Tag ohne Wohltätigkeitsveranstaltung. Wenn hübsch zurechtgemachte Prominente ihre Euro-Scheine vor laufender Kamera in gläserne Boxen gleiten lassen und dabei am Champagnerglas nippen, entsteht oft ein fahler Beigeschmack. "Das ist nicht immer gerechtfertigt", meint Günther Lutschinger, Geschäftsführer vom Fundraising Verband Austria. "Es gibt viele Prominente, die einen großen Teil ihrer privaten Zeit für wohltätige Projekte opfern."

Dazu zählen Ö3-Moderatorin Claudia Stöckl, Ex-Kanzlergattin Sonja Klima oder Künstlermanagerin Marika Lichter. Die Vereine, für die sie Geld eintreiben, tragen das Österreichische Spendengütesiegel (www.osgs.at), welches garantiert, dass die Mittel transparent und ordnungsgemäß verwendet werden. Eine Orientierungshilfe für Spendenwillige – und davon gibt es in Österreich viele, berichtet Lutschinger. "Österreich ist ein Land der Kleinspender. Ein hoher Teil der Bevölkerung spendet – in Summe allerdings viel weniger als z. B. in Deutschland."

Der Spenden-Experte weiß, was sogenannten "Charitys" – also Benefizveranstaltungen mit bekannten Persönlichkeiten – schadet. "Bei vielen Charitys weiß man, wer dort war, aber nicht, worum es gegangen ist. Als Veranstalter hab ich aber sehr wohl in der Hand, wie viel die Medienvertreter vom Inhalt erfahren."

Solange der eigentliche Zweck des Events im Vordergrund steht, spricht nichts dagegen, so Lutschinger. Aber: "Es gibt Grenzen. Ich würde nicht mit einem Galadinner Spenden für hungernde Kinder in Afrika sammeln."

Promi-Projekte, für die es sich zu spenden lohnt

Halten Sie mit den Kindern persönlich Kontakt?

Ja. Jeder Besuch in Kapstadt ist ein wunderschöner, man sieht, dass sich ständig etwas tut. Ich fahre dann zu den Gemeindemüttern, die jeweils 15 Kids versorgen: Sie bekommen Essen, Hausaufgaben werden gemacht, Spiele gespielt, es wird gesungen und getanzt. Das Selbstwertgefühl der Kinder wird gestärkt und ihre Lebenseinstellung in ein positives Licht gerückt.

Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihr Engagement?

Mein persönlicher Stundenaufwand ist nicht sehr groß – der meiner Mitarbeiter der Motto-Group bei den Charity-Veranstaltungen jedoch schon. Heuer haben wir 120.000 € eingenommen, die Summe geht zu 100 Prozent an Yabonga. Die Fixkosten meiner Mitarbeiter sowie Speisen und Getränke bezahle ich. Heuer unterstützt uns auch die Stadtflucht Bergmühle. Weiters gibt es den ganzen Advent eine Charity-Aktion im Motto am Fluss: Von jedem konsumierten Getränk und jeder konsumierten Speise spenden wir 10 Cent an Yabonga.

Welche Erfahrung hat Sie besonders berührt?

Das Wissen, dass man mit relativ wenig sehr viel erreichen kann, ist sehr schön. Bei Yabonga wird man immer herzlichst empfangen und sofort in die große Yabonga-Familie aufgenommen. Wenn Kinder auf dich zulaufen, nicht mehr weg wollen und ein Foto nach dem anderen mit dir machen wollen, weißt du, dass sich das Engagement mehr als lohnt.

Wie hat Sie diese Arbeit persönlich verändert?

Charity ist für mich selbstverständlich. Es ist wichtig, dass man etwas weitergibt. Ich fühle mich gut dabei, kann den Kids eine Perspektive bieten. Hinschauen ist ganz wichtig.

Warum genau dieses Projekt?

Es ist wohl wie mit der Liebe - man geht durchs Leben und plötzlich trifft einem etwas mitten ins Herz. Zur Zeit des Bebens standen wir jeden Abend vor 1000 Menschen auf der Bühne. Plötzlich war es so leicht, diese Reichweite sinnvoll zu nutzen. Wir unterstützen auch andere Projekte, nur eben im Stillen.

Wie viel Zeit wenden Sie für Ihr Engagement auf?

Wir sind keine Ärzte oder Architekten – unser Einsatz ist mit jenen, die direkt im Geschehen sind, nicht zu vergleichen. Wir bewundern Menschen wie Ute Bock. Das sind wahre Helden! Was wir tun, könnte – und sollte – jeder in der Öffentlichkeit stehende Mensch tun.

Welcher Moment hat Sie besonders berührt?

Zu unserer zweiten Spendengala haben wir einen haitianischen Freund eingeladen. Es war seine erste Reise ins Ausland. Seine Augen beim Anblick der Wiener Innenstadt haben uns fast das Herz zerrissen.

Wie hat Sie diese Arbeit persönlich verändert?

Das Sammeln hat uns sicher zu nervigen Mitmenschen gemacht. Über die Jahre sind wir gewachsen. Ich langweile mich, wenn ich die ewigen nichtssagenden Postings auf gewissen Plattformen lese. Wahrscheinlich sind wir diesbezüglich mit unserem Umfeld ungeduldiger geworden. Wir mussten auch lernen, dass man sein Umfeld nicht mit einer Thematik bombardieren kann, welche einem in erster Linie selbst ein Herzensanliegen ist. Wir haben viel über Entwicklungshilfe gelernt, Lukas hat ein Volontariat bei der Caritas absolviert. Oft hat uns wegen der Bürokratie oder dem oft oberflächlichen Interesse der Menschen der Mut verlassen. Viele sagen: "Tropfen auf dem heißen Stein." Wir finden: "Steter Tropfen höhlt den Stein."

Warum unterstützen Sie dieses Projekt?

Nach einer Indien-Reise und der Allgegenwart von bettelnden Straßenkindern wollte ich eine Patenschaft übernehmen. In Österreich wurde mir der kleine Verein "ZUKI" empfohlen, der sehr direkt hilft (noch heute haben wir nur 1 Prozent Verwaltungsaufwand), vor allem mit Ehrenamtlichen arbeitet und Straßenkindern Heimplatz und Schule ermöglicht.

Sind Sie mit den Kindern in Kontakt?

In meinen Urlauben fahre ich meist nach Kalkutta. Die 270 Kinder, die wir in unserem ZUKI-Dorf betreuen, sind mittlerweile meine erweiterte Großfamilie. Ich habe viele an ihre Wurzeln begleitet, in die Slumhütte oder zum Karton auf der Straße. Ich war bei ihren Müttern im Rotlicht, die meist von der eigenen Familie zur Prostitution verkauft wurden. Zu begreifen, was sie erlitten haben, verbindet sehr. Eigentlich gibt es mittlerweile kaum einen Platz, wo ich lieber bin...

Welche Erfahrung hat Sie besonders berührt?

Die Kids bekommen bei uns neben der Schuldbildung auch Basketball-Unterricht. Zwei haben es ins westbengalische Jugend-Nationalteam geschafft. Zu sehen, wie Talente entdeckt und gefördert werden – bei Kindern, die sonst Müll sammeln würden oder bettelnd auf der Straße wären –, ist ergreifend.

Wie hat Sie Ihre Arbeit persönlich verändert?

Es ist wenig, wie es vorher war. Mein Leben ist viel intensiver geworden. Ich habe schreckliche Bilder im Kopf, auf der anderen Seite ist aber die Liebe, Freude und das Lernen der Kinder. Ich weiß jetzt, dass jeder vieles zum Guten verändern kann. Es macht mich glücklich, dass ich etwas zum Glück anderer beitragen kann. Ich weiß aber auch, dass man die Ärmel aufkrempeln muss und nicht wehleidig sein darf, denn Gegenwind kommt bestimmt. Es fühlt sich gut an, in Indien ein zweites Zuhause zu haben. Denn irgendwann will ich bei den ZUKI-Kids noch viel mehr Zeit verbringen. Die Sinnfrage brauche ich mir jedenfalls nicht mehr stellen: Die Antwort heißt Kushi, Kajal, Rinku oder Surovi ...

Haben Sie direkten Kontakt mit den Opfern?

Wir sind eine Dachorganisation, die Vereine mit Geld unterstützt, die sich unmittelbar um Gewaltopfer kümmern. Ich bin manchmal sehr froh, dass ich Fundraising mache und nicht direkt mit den Opfern zu tun habe. Ich weiß nicht, wie ich das aushalten würde.

Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihr Engagement?

Ich bin täglich damit beschäftigt, es ist sehr arbeitsintensiv. Glücklicherweise können wir auch eine Halbtagskraft beschäftigen, sonst wäre diese Arbeit nur hauptberuflich zu schaffen.

Wie hat Sie Ihre Charity-Arbeit verändert?

Ich habe begonnen, darüber nachzudenken, wie weit ich selbst von Gewalt betroffen bin oder sie in psychischem Sinne ausübe. Denn Druck erzeugen, Bedingungen stellen, ist zumeist schon psychische Gewalt.

Werden Sie gerne "Charity Lady" genannt?

Da bekomme ich einen Ausschlag. Eine "Charity Lady" lässt huldvoll Gnade walten, steht aber nicht mit persönlichem Arbeitseinsatz hinter einer Sache. Zum Beispiel Damen aus dem Adel, die sich als Schirmherrinnen für Projekte zur Verfügung stellen und mit ihrem Namen natürlich auch Projekten helfen. Ich als ziemlich hart arbeitende, im Leben stehende Frau, möchte nicht als Charity Lady bezeichnet werden. Ich bin auch keine Society Lady.

www.widerdiegewalt.at

Warum engagieren Sie sich?

Wenn man in der Öffentlichkeit ist und ein gutes Leben hat, kann man auch gern was zurückgeben. Ich krieg ja auch was dafür – es geht einem das Herz auf, wenn jemand wieder sehen kann. Helfen ist immer rückbezüglich.

Sind Sie auch vor Ort?

Zehn Tage im Jahr bin ich in Afrika unterwegs – die Reisen zahle ich mir selber. Dann bin ich im OP und halte den Menschen die Hand. Sie drücken sie dann immer ganz fest. Ich würde auch wollen, dass jemand da ist.

Welcher Moment hat Sie besonders berührt?

Das tollste Erlebnis war in Äthiopien, bei 40 Grad im Schatten, als eine Mutter zum ersten Mal ihr Baby gesehen hat. Das ist der Wahnsinn. Da kriegst du eine Gänsehaut, zwei Zentimeter hoch.

Wie hat Sie diese Arbeit persönlich verändert?

In Afrika schaut mich einer mit einem Aug’ freundlicher an als hier einer mit zwei. Zu sehen, wie die Menschen dort leben und wie fröhlich sie trotzdem sind, hat mich in meiner Haltung nur bestärkt. Dieses "Jammern auf höchstem Niveau" vergeht einem. Jeden Tag geh' ich in den Garten und sag': Danke liebes Universum, dass ich so ein schönes Leben habe.

Mit der Bezeichnung "Charity Lady"...

... hab ich ein Problem. Es ist auch ein bisschen inflationär geworden in den letzten Jahren.

www.lichtfuerdiewelt.at

Warum genau dieser Verein?

Schon als Lehrerin habe ich mich für Kinder engagiert. Die Arbeit der Kinderhilfe – nämlich schwer kranken Kindern und ihren Familien während der Behandlungen ein "Zuhause auf Zeit" zu geben – hat mich vom ersten Tag an begeistert.

Sind Sie mit den Familien persönlich in Kontakt?

Ich besuche regelmäßig unsere vier Häuser in Wien, Salzburg, Graz und Innsbruck und unterhalte mich mit den Familien. Das ist manchmal schwierig für mich, weil mich die Schicksale sehr berühren.

Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihr Engagement?

Ich bin bei der Kinderhilfe als deren Präsidentin voll angestellt, also mindestens 40 Stunden in der Woche. Die Arbeit ist aber ein wichtiger Teil meines Privatlebens geworden.

Wie hat Sie Ihre Arbeit persönlich verändert?

Die Arbeit für die Kinderhilfe hat sehr rasch meinen Blickwinkel verändert: Ich bin viel dankbarer geworden für das, was ich habe. Durch die Arbeit mit schwer kranken Kindern werden viele Dinge, die einem früher unglaublich wichtig erschienen sind, auf einmal vollkommen unwichtig.

Was halten Sie von der Bezeichnung "Charity Lady"?

Es geht um die Sache, nicht um den Titel. Hauptsache, man tut Gutes.

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