Bei welchen coolen Papa-Bloggern gibt es die besten Tipps?

Tipps für die Freizeit und ehrliche Worte - das kriegen Väter in Daddy-Blogs
Doppelbelastung, Geburtstrauma und Baumhaus-Pläne: Welche Tipps sich Männer im Netz von anderen Vätern holen

Die Bücher, die Janni Orfanidis seinem Kind vorliest, ärgern ihn. "Kaum ein Kinderbuch bricht mit typischen Rollen-Klischees. Der Papa geht früh morgens aus dem Haus und kommt spät abends zurück. Tollpatschig zieht er die Kleider der Tochter falsch rum an und erzählt stolz, dass er der ,lockere Part’ des Erziehungs-Vorstands ist", schreibt er in seinem Blog Ich bin dein Vater. "Ich fühle mich bei solchen Stereotypen etwas unter meinem Wert verkauft. Wir Väter können mehr, als nur witzige Sprüche reißen und Fussballhymnen einstudieren. Trösten, Sorgen, Lieben, Erziehen – da sind wir auch ganz gut darin."

Tatsächlich setzen sich Väter heute immer mehr mit ihrem Selbstbild auseinander. Doch Vorbilder gibt es wenige und nur ganz selten in der Generation der eigenen Väter. Deswegen boomten eine zeitlang die Papa-Bücher mit satirischen Alltagsgeschichten von Männern in Karenz und Trendsetter-Vätern, die sich die Arbeit gleichberechtigt mit ihren Frauen aufteilen. Sie stellten erschöpft fest: Doppelbelastung ist total anstrengend. Das hatten ihnen die Mütter schon länger gesagt.

Mario Foerster beschreibt dieses Problem auf netpapa.de: "Der volle Arbeitstag verlangt deine Konzentration, am Abend hast Du keine Kraft und wirkliche Freude an der Zeit mit Deinen Kindern kann sich wegen der Erschöpfung auch nicht einstellen. Viele geraten in eine Tretmühle, an deren bitteren Ende sogar eine handfeste Familienkrise stehen kann."

Stammtisch 2.0

In den Papa-Blogs tauschen sich Männer über ihr Leben mit Kindern aus. Am Online-Stammtisch zeigen Väter einander vor, wie sehr sie sich um ihr Familienleben bemühen. Die Blogs bilden die ganze Vielfalt ab: Sie bieten einen Einblick in das Leben als Vollzeit-Papa, etwa als einziger Mann beim Kindergarten-Elternfrühstück. Sie berichten vom Schock vor und nach der Karenz, wenn sich das Leben plötzlich ändert. Und auch vom Dilemma der voll berufstätigen Familienerhalter, deren Zeit mit den Kindern zu kurz ist – ihnen widmet sich etwa der Podcast 2-Stunden-Papas, in dem Ideen für die knappe Familienzeit besprochen werden.

Mit Anleitungen wie "15 Tipps, um Dein Kind glücklich zu machen", versuchen fast alle Blogs zu zeigen, mit welchen Aktivitäten Väter bei ihren Kindern punkten können. Gleich mehrere beschäftigen sich mit einem Thema, das eher nach eigenem Kindheitstraum klingt: "Wie baue ich ein Baumhaus?"

Ich habe Angst vor der Geburt!

Die Blogs lassen oft tief in die männliche Seele blicken. Die Männer zeigen sich sehr reflektiert, manches Thema gibt auch Leserinnen zu denken. Wenn sich Andreas Lorenz auf papa-online.de dem Thema Geburt widmet, wird es ernst. Ein Eintrag beschäftigt sich mit dem Thema "Ich habe Angst vor der Geburt. Soll ich dabei sein?" und spricht vielen seiner Leser aus der Seele. Heutzutage wird von Männern häufig erwartet, mittendrin statt nur dabei sein und manche sind dadurch mehr verunsichert, als sie zugeben wollen. Und eine schwangere Partnerin ist nicht unbedingt die beste Adresse, um sich auszuweinen.

Lorenz lässt eigene Erfahrungen einfließen, gibt Anregungen und stellt die wirklich wichtige Frage in den Raum: Wirst du es irgendwann bereuen, das verpasst zu haben?

So kann ein Blogger mit Familienerfahrung einem verunsicherten Mann besser aus der Krise helfen als viele andere Ratgeber.

Männersolidarität im 21. Jahrhundert: „Da wir drei innerhalb von zwei Jahren Vater geworden sind, ist unsere Agentur zu einer Art Selbsthilfegruppe für Väter mutiert“, schreiben Janni Orfanidis, Thomas Lemken und Thomas Guntermann über sich und ihren Blog ichbindeinvater.de. Sie erzählen aus der Elternzeit, empfehlen Rezepte oder beklagen sich über Schlafmangel und klischeehafte Kinderbücher. Wie die meisten Papa-Blogger testen sie gerne Produkte – vom Auto bis zum Smart-Home.

Dieser Wiener Papa verrät in seinem Blog papa-blog.at seinen Namen nicht, denn „ich bin nur einer von ganz, ganz vielen anderen Vätern, denen es ähnlich geht oder gegangen ist“. Sein Profil: „Ich bin 41 Jahre alt, verheiratet, lebe in Wien, Unfallversicherung, Bausparvertrag.“ Sein Sohn ist knapp über ein Jahr alt. Offenherzig erzählt er, wie er sich sein Dasein als Superdad vorgestellt hatte und warum er bedauert, dass aus seinem Vorsatz, in Väterkarenz zu gehen, doch nichts wurde.

Familienidylle muss nicht immer Mutter- Vater-Kind bedeuten. In Kevin Silvergieters Blog papapi.de geht es um zwei Papas und ein Pflegekind. Er beschäftigt sich mit anspruchsvollen Fragen wie „Warum nennt ihr das Kind ’euren’ Sohn? und einfachen Anleitungen wie „Was planen wir für unseren Garten?“ Sein lockerer Zugang brachte den Schauspieler-Blogger 2017unter die Top-Ten- Familienblogs im Ernstings-Eltern- Wettbewerb.

Christian Kempe hat vier Töchter und einen Job als Kindergartenpädagoge, für den er nach der Geburt seines ersten Kindes seine frühere Karriere aufgab. Jetzt erzählt er auf www.papiredetmit.de über das Leben in Berlin, den Morgen-Stress, Spendenaktionen, den Familienschlafgewohnheiten, Windeltests und den Tag, als er seinen Mädels ein Baumhaus baute. Im Mai erscheint ein Bilderbuch von ihm, mit dem er schüchternen Kindern Mut machen will.

Die Webseite daddylicious.de „für Väter von Vätern“ macht den professionellsten Eindruck aller Papa-Seiten. Die Medienprofis Mark Bourichter und Kai Bösel haben eine Menge Geschichten, einen Webshop – und viel Spaß bei der Arbeit. Ihr Inhalt ist klar: „Wie bereite ich mich auf meine neue Rolle vor? Was erwartet mich? Was gibt es für coolen ’Stuff’ für mein Kind? Wie baue ich ein Baumhaus? Das sind die Fragen, die sich ein Mann stellt.“

„War ich früher sehr eitel mit meinem Styling, bin ich heute mit Kind etwas relaxter, was ja gar nicht anders geht, wenn man dauernd Flecken von den Kleinen auf seiner Kleidung spazieren trägt“, bloggt Boris Hafke auf newdadsontheblog.de ironisch über seine Begeisterung für einen Männeroutfit-Versandhandel. Doch mit Hipsterbart und Baseball-Cap zeigen er und Thomas Schmidt, wie cool sie als „Insta-Daddys“ sind, wenn sie mit ihren Kids im Buggy auf der Straße spazierengehen.

Mehr als nur ein Blog, sondern ein Online-Magazin Netpapa.de für „Männer und Väter“, herausgegeben vom begeisterten Papa Mario Foerster. Fitness, Selbstbild, Reisen, Kinderwägen – die Bandbreite der Themen ist riesig. Eines der beliebtesten Themen: Die Vater-Kind- Beziehung. Aber auch Fragen wie „Was tue ich, wenn sich mein Kind den Finger in der Tür eingeklemmt hat?“ 13.000 Väter haben sich der Facebook-Gruppe angeschlossen.

„Als Vater komme ich immer wieder an den Punkt, an dem ich mich frage: ’Wie geht das?’ oder ’Wie machen das wohl andere Väter?’, erklärt Andreas Lorenz das Motiv für seinen Blog papa-online.com. Deshalb hat er dort auch den „Papa-Campus“eingerichtet, auf dem sich Väter anmelden und austauschen können. Außerdem zeigt sein „2-Stunden-Papa“-Podcast berufstätigen Vätern, wie sie ihre Zeit mit den Kindern gut nützen können.

Kommentare