Stonehenge Nr. 2 entdeckt
Was ist jetzt mit den Daten?" Klaus Löcker hat eben so gar kein Ohr für ein Interview mit dem KURIER. Der österreichische Geophysiker ist mit Nachmessungen im Boden von Stonehenge beschäftigt, wo er und seine Kollegen soeben eine Reihe aus zumindest 200 Steinen entdeckt haben – ohne eine einzige Grabung nur mit Hilfe von Hightech-Methoden.
Genauer gesagt, haben sie knapp drei Kilometer vom berühmten Steinkreis entfernt ein zweites Stonehenge ausgemacht. Die Forscher sind natürlich vorsichtig und nennen es "neue prähistorische Stein-Monumente".
Vor 4500 Jahren
Löcker lässt vor dem inneren Auge die Szenerie um das Jahr 2500 v. Chr. wieder aufleben: "Es handelte sich um eine etwa 300 Meter lange Steinreihe, mit bis zu 4,5 Meter hohen Blöcken. Das muss wie eine großartige C-förmige Arena ausgeschaut haben".
Computerbilder
Neubauers Mitarbeiter Mario Wallner war derjenige, der auf den Computerbildern die verdächtigen Stein-Spuren entdeckte. Um die 200 Steine sind es mittlerweile, jeden Tag sind es mehr geworden. Etwa 40 davon befinden sich noch unter der Erde des Walls. Aber: "160 davon sind weg", sagt Löcker. "Wir konnten nur noch die Gruben nachweisen."
Wenn man die Forscher fragt, wo die Blöcke hinverschwunden sind, wird es interessant. Neubauer hat eine Vermutung: "Die Steine von Durrington Walls waren das Rohmaterial für Stonehenge", sagt er. "Sie wurden definitiv überarbeitet und dort wieder aufgestellt. Es sieht auch ganz danach aus, als wären jene Steine, die gebrochen sind, als sie nach Stonehenge transportiert werden sollten, in der Erde von Durrington zurück blieben."
Die Erbauer
"Als man den Wall anlegte, wurden auch einige Häuser verschüttet", sagt der Archäologe Neubauer. Diese Siedlung aus der Jungsteinzeit wurde kürzlich ausgegraben, wird jetzt ebenfalls untersucht und könnte helfen, mehr über die Leute herausfinden, die Stonehenge gebaut haben.
"Durrington ist ein alter Fluss-Mäander aus der Eiszeit. Dort gibt es viele Feuerstein-Bänke", hat Neubauer mit seinem Team festgestellt. Das habe die Leute sicher angezogen, weil man hier ganz einfach Feuerstein gewinnen konnte. Mit der Aufstellung der Stein-Monumente wurde der Ort noch attraktiver gemacht. Für Kulte? "Genau!"
Trotz vieler Jahre Forschung weiß man nur wenig über die Bedeutung der Steinkreise. Tempel? Friedhof? Parlament? Das Lourdes der Jungsteinzeit? "Sicher ist, dass ganz viele Menschen hier zusammengekommen sind." Es wurden wohl unterschiedliche Rituale abgehalten – politische, religiöse, zur Heilung. Alles ist denkbar. Neubauer: "Vielleicht haben die Menschen einen Führer bestimmt oder Bestattungen durchgeführt."
Löcker abschließend: "Wir wollen natürlich im laufenden Projekt keine voreiligen Schlüsse ziehen, aber diese Entdeckung könnte auf jeden Fall ein Meilenstein in der Erforschung der Rätsel rund um Stonehenge sein".
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