Österreicher entwickeln EU-Abfangdrohne mit
Im Zuge organisierter Verbrechen kommt es immer wieder zu Fluchtversuchen Krimineller in Fahrzeugen oder Motorbooten. Die EU möchte mit dem Forschungsprogramm AEROCEPTOR Techniken entwickeln, um dies zu verhindern. Das Risiko, dabei zu Schaden zu kommen, soll für beteiligte und unbeteiligte Personen minimal gehalten werden. Bei AEROCEPTOR sollen „disproportionale und unbeabsichtigte Resultate physischer Abfangverfahren“ umgangen werden. Ziel ist es, einen „neuen Stil“ zu finden, der sich von einem physischen Zugriff unterscheidet.
Aus mehreren Gründen soll eine unbemannte Drohne das Mittel der Wahl sein. Während eines Drohneneinsatzes sind Sicherheitskräfte ungefährdet und dadurch weniger fehleranfällig. Durch die physische Abwesenheit der Piloten wird das Risiko von Überreaktionen gering gehalten. Einsätze sind günstiger und umweltfreundlicher als Bodeneinsätze. Zuletzt vereinen Drohnen eine hohe automatisierte Einsatzfähigkeit mit menschlicher Entscheidungsfähigkeit.
Österreich an Bord
Beginnend mit 1. Jänner 2013 wird das Projekt drei Jahre lang dauern. Als Budget sind vorerst 3,5 Millionen Euro veranschlagt. Unter den 15 an AEROCEPTOR beteiligten Institutionen befinden sich auch zwei österreichische: Das Austrian Institute of Technology (AIT) und die Sigmund Freund Privatuniversität. Das AIT steuert dem Projekt vor allem seine Expertise bei der Prüfung der Zuverlässigkeit von sicherheitskritischen Systemen, bei der Prüfung und Bewertung der Kommunikation sowie bei der szenariobasierten Risikoanalyse bei. Bei letzterer hebt das AIT verschiedene Anwendungsfälle hervor, etwa die Lagebilderstellung bei Katastrophen und Großveranstaltungen, die Vernetzung der Einsatzkräfte, den Schutz kritischer Infrastrukturen und Vermessungsaufgaben.
Die Sigmund Freud Privatuniversität (SFU) hüllt sich zu AEROCEPTOR noch in Schweigen. Das Projekt ist allerdings innerhalb des Center for European Security Studies (CEUSS) der SFU angesiedelt. Das CEUSS beschäftigt sich mit der Analyse nationaler und europäischer Institutionen und Entschei- dungssystemen im Sicherheitssektor, sowie mit Sicherheitskulturforschung und Katastrophenforschung.
Denkbare Methoden
Um ein ferngesteuertes Abfangen aus der Luft zu ermöglichen, sind unterschiedliche Methoden vorstellbar. Eine Drohne könnte mit einem Störsender ausgestattet sein, der die Bordelektronik von Pkw oder Booten lahmlegt. Außerdem ist der Einsatz nicht-tödlicher Waffen vorstellbar, etwa Gummigeschosse, Leuchtraketen, Rauch- oder Blendschockgranaten.
Das wahrscheinlich fortschrittlichste Abfangszenario: Die Drohne verschafft sich per Funk Zugriff auf den Bordcomputer des Fahrzeugs, erhält dadurch Kontrolle über die Steuerelektronik und stoppt den Motor. Die Projektbeschreibung gibt bezüglich der bevorzugten Abfangmethode keine konkreten Anhaltspunkte.
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