Neue Flat-TVs sind ultrascharf, aber teuer

Den neuen TV-Geräten fehlen noch immer die nötigen Inhalte für den wirklich großen Erfolg.

Der Größte, der Dünnste, der Schärfste: Die Superlative feiern bei der Consumer Electronics Show in Las Vegas ein Comeback. Prägten Schlagwörter wie „3-D“ oder „Smart“ in den vergangenen Jahren die Messe, sind es heuer wieder Größenvergleiche. So stellte Samsung am Montag den größten Flat-TV mit „Ultra High Definition“ (UHDTV) und 110 Zoll vor. Der Rekord hielt nicht lange: HiSense und TCL zeigten am Dienstag ebenfalls Modelle mit 110 Zoll Diagonale.

Der Schlagabtausch setzte sich auch bei den Prototypen fort. Sony präsentierte am Montag stolz den größten Flat-TV auf OLED-Basis und mit UHD-Auflösung. Tags darauf legte Panasonic nach und zeigte ebenfalls ein Gerät mit 56 Zoll.

Teures Vergnügen

Die normalen Ultra-HD-Apparate von Samsung, LG, Sharp, Toshiba und den chinesischen Firmen sind teilweise schon erhältlich oder kommen im Laufe dieses Jahres auf den Markt. Die Preise starten bei rund 15.000 Euro. Die Modelle, die OLED mit UHDTV kombinieren, sollen 2014 erhältlich sein – und deutlich mehr kosten.

Wie ein Augenschein des KURIER auf der CES zeigte, liefern die 4K-TVs ein tolles Bild, das durch Detail und Schärfe besticht. Was jedoch nicht verwundert, da auf den Schirmen nur hübsche Demo-Videos liefen. TV-Serien oder Filme sind aus gutem Grund nicht zu sehen: Es gibt sie nicht. Hier liegt das größte Problem der neuen Super-Fernseher. Sie bieten einen Schärfegrad, der nicht ausgenützt werden kann.

Angesprochen auf die Problematik reagieren die Flat-TV-Hersteller ausweichend. Man verhandle und führe Gespräche, heißt es etwa seitens LG. In Südkorea probt der Konzern gemeinsam mit dem TV-Netzwerk KBS Fernsehen im hochauflösenden Format. Samsung hatte einen Testlauf mit der Online-Videothek Netflix. Ob dieser zufriedenstellend war, welche Datenmenge anfiel und wann der Dienst starten wird, wollten die Koreaner jedoch nicht verraten.

Sonys Vorteil

Am besten scheint Sony für das hochauflösende TV-Zeitalter gerüstet, da man in Besitz eines eigenen Film-Studios ist. So kündigten die Japaner auch als Erste ein Video-Download-Service für ihre UHD-Geräte an, das im Sommer in den USA starten wird. Rund zehn Filme sind aktuell verfügbar, die Bibliothek werde laufend erweitert. Einerseits werden bestehende Filme in 4K neu aufgelegt, andererseits werden neue Hollywood-Hits bereits in der hohen Auflösung gedreht.

Drei Jahre

Dass sich UHDTV in Online-Videotheken in den nächsten Jahren etablieren wird, ist aufgrund der großen Datenmengen jedoch anzuzweifeln. „Der erforderliche Datendurchsatz wird sich gegenüber heutigen HD-Formaten vervielfachen. Das ist für Services, die über das offene Internet laufen, heute nicht zu bewältigen.

Hinzu kommt die ökonomische Komponente, da die Übertragung der Daten um ein Vielfaches teurer wird“, sagt Uwe Placzek von der Online-Videothek Acetrax. Aktuell sei in den Verhandlungen mit Studios UHDTV kein Thema, es werde nicht einmal angeboten. Placzek rechnet damit, dass das Format erst in drei Jahren relevant sein wird.

ORF derzeit gegen Ultra HD

Der ORF, dessen HD-Angebot 1,6 Millionen Österreicher nutzen, beobachtet die technischen Entwicklungen zwar genau, produziert aber weiter in dem Format 1080i bzw. sendet mit 720p. „Leitlinie für Innovationsentscheidungen ist immer der größtmögliche Publikumsnutzen“, sagt Rudolf Fehrmann vom ORF zum KURIER. Dieser sei bei Ultra High Definition derzeit nicht gegeben. „Aufgrund der extrem hohen Gerätepreise ist mittelfristig nicht mit einer Durchsetzung der Endgeräte in den TV-Haushalten zu rechnen“, so Fehrmann. Solange die Preise der neuen TV-Generation nicht stark fallen, wird es keine Sendungen in Ultra-HD geben.

Im deutschsprachigen Raum hat der Premium-Sender Sky, bekannt für Experimentierfreude, UHDTV getestet. Anfang Dezember wurde ein Spiel der deutschen Bundesliga in der hohen Auflösung aufgezeichnet. Von einer Live-Übertragung wurde abgesehen.

„Während der Produktion mussten die riesigen Datenmengen auf externen Festplatten gespeichert werden“, sagt Alessandro Reitano, Chef der Sportproduktionen, zum KURIER. Die Aufnahmen seien zwar gut gelungen und bieten höhere Kontraste und bessere Tiefendarstellung, für Live-Übertragungen in UHDTV habe man aber noch sehr viel Arbeit vor sich.

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