Nach Frequenz-Auktion drohen Drei massive Probleme

Werbeplakat von Drei
Der Mobilfunker steht nun ohne jene Frequenzen da, die für den LTE-Ausbau wichtig sind.

Der Nachteil von Hutchison-Drei ist nun signifikant, sagt Mobilfunk-Experte Ernst-Olav Ruhle über die Versteigerung der Mobilfunkfrequenzen zur futurezone (zum ausführlichen Interview). „Drei wird eine größere Summe als man sich bei der Frequenzversteigerung erspart hat, in den Netzausbau stecken müssen, weil sie weniger Frequenzen als vorher haben“, so der Analyst der SBR Juconomy Consulting AG. Während A1 um 69,6 MHz und T-Mobile um immerhin auch noch 14,8 MHz mehr Frequenzen hat, habe Drei nun um 9,6 MHz weniger.

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Nach Frequenz-Auktion drohen Drei massive Probleme
Ernst-Olav Ruhle
Besonders bitter ist für Drei, das im Frühjahr Orange gekauft hat, keine Frequenzen im 800er- und fast keine im 900er-Bereich zu besitzen; Diese sind notwendig, um den schnellen Mobilfunkstandard LTE breit auszurollen. T-Mobile und A1 (vier der sechs Pakete im 800er-Frequenz-Bereich besitzt der Marktführer) können so auch ländliche Gebiete leichter mit schnellem Internet versorgen. Der Vorteil von niedrigeren Frequenzbändern ist, dass weniger Funkstationen notwendig sind. Drei hingegen stehen nur die1800er-, 2000er- und 2600er-Frequenz zurVerfügung, so der Deutsche, der über 100 Publikationen über Telekomthemen herausgegeben hat.

Teure Optionen

Für Drei gibt es zwei denkbare Auswege. Der erste ist rechtlich und regulatorisch möglich, gilt aber als unwahrscheinlich: A1 verkauft an Drei Frequenzen aus dem 1800er-Bereich – für etwa 300 Millionen Euro. Auch im 1800er-Bereich hat A1 ab 2020 sieben der 15 Frequenzpakete, Drei und T-Mobile jeweils vier. 300 Millionen Euro ist auch die Summe, die A1 im Rahmen des Orange-Drei-Deals für Yesss! gezahlt hat.

Eine zweite Option ist, dass Drei die Strategie ändert und LTE auf den Frequenzen aufbaut (1800 Mhz, 2100 MHz, 2600 MHz), die Drei bereits hat. Das ist möglich, aber mindestens doppelt so teuer, weil das Netz engmaschiger mit mehr Funkstationen geplant werden muss – das erfordert zusätzliche Netzinvestitionen. Hinzu kommt, dass die LTE-Versorgung im 2600er-Bereich innerhalb von Gebäuden nicht optimal ist.

Gefährliche Strategie

Ruhle sieht Drei zwar nicht am Ende, allerdings habe der dritte Netzbetreiber im Land künftig gehörige Wettbewerbsnachteile. „Die Strategie von CEO Jan Trionow, wenig Geld für Frequenzen auszugeben, ist teuer erkauft“, so Ruhle. „Meiner Meinung nach hat Trionow einen strategisch schwierigen Weg eingeschlagen.“

In der Branche wird spekuliert, ob Drei sich zu wenig intensiv auf die Auktion vorbereitet und den Ernst der Lage unterschätzt hat. T-Mobile etwa ließ den US-Mathematiker und Spieletheoretiker David Salant sowie den Physiker Ross Malcom einfliegen, um im komplizierten Vergabeverfahren gute Karten zu haben.

Auktions-Simulationen

Die Auktionen im Mobilfunk basieren nämlich auf einer Theorie des US-Mathematikers John Forbes Nash, dem der Film „A Beautiful Mind“ gewidmet ist. Salant und Malcom, die sich seit den 70er-Jahren mit Auktionen beschäftigen, haben während der österreichischen Frequenz-Auktion laufend die Bieterstrategien analysiert und Simulationen durchgeführt. Bei der von der RTR verwendeten Auktionsmethode – Clock-Auction – sei es sehr leicht möglich, einen Bieter schnell k. o. zu schlagen.

„Die waren einige Male fast komplett draußen“, so ein Insider zur futurezone über das Abschneiden von Drei.

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