Amazonas-Vogel singt Haydn

Amazonas-Vogel singt Haydn
Flageolettzaunkönig nutzt besonders wohlklingende Intervalle

Deutsche Wissenschaftler haben Gemeinsamkeiten zwischen klassischer Musik und Vogel-Gesang entdeckt: Der Flageolettzaunkönig im Amazonas-Regenwald singt in Intervallen, die auch die Grundlage der Tonarten in der abendländischen Musik sind, teilte das Max-Planck-Institut für Ornithologie mit.

Die Musikwissenschaftlerin Emily Doolittle und der Biologe Henrik Brumm fanden heraus, dass Flageolettzaunkönige häufig sogenannte perfekte Konsonanzen wie etwa Oktaven singen. Dies wirkt auf Menschen nicht nur sehr musikalisch, sondern wurde zuvor noch nie bei einer Tierart beobachtet.

In der aktuellen Studie bewerteten 91 Probanden von einem Synthesizer generierten Tonfolgen. Ergebnis: Musician Wren - so die englische Bezeichnung des kleinen Federviehs - singt Tonfolgen, die vom Menschen "als gut zueinander passend, ruhig und stabil klingend wahrgenommen" werden. Die Wissenschaftler spürten im Gesang von Cyphorhynus arada Passagen auf, die geradezu verblüffende Ähnlichkeiten mit Motiven haben, die Johann Sebastian Bach und Joseph Haydn in ihren Kompositionen verwendeten.

"Das bedeutet allerdings nicht, dass ein Flageolettzaunkönig in einer bestimmten Tonart singt so wie es ein Mensch tun würde", erklärte Doolittle. Die Vorliebe der Vögel für perfekte Intervalle führe aber dazu, dass die aufeinander folgenden Töne seines Gesangs auf Menschen den Eindruck erweckten, "als ob sie einer Tonleiter folgen".

Es gibt ungefähr 4000 Singvogelarten, jede hat ihre eigene Art zu trällern, einige Gesänge klingen für das menschlich Ohr geradewegs unmusikalisch. Ungeklärt bleibt auch, wie die Tiere selbst ihren Gesang wahrnehmen und ob sie ein Konzept von Konsonanz, Tonart und Motiv haben.

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