Mayerling wird geöffnet
Es ist einer der geschichtsträchtigsten Orte Österreichs. Und doch gibt’s in Mayerling nicht viel mehr als eine Kapelle und ein paar alte Möbel zu sehen, die an die tragischen Ereignisse des Jänner 1889 erinnern. 40.000 Menschen aus aller Welt pilgern jedes Jahr nach Mayerling – und fahren meist enttäuscht wieder ab. Das wird sich im Oktober schlagartig ändern, denn ab dann wird es hier ein repräsentatives Museum geben, in dem die Schicksale Kronprinz Rudolfs und Mary Vetseras erstmals am Originalschauplatz dokumentiert sind.
Sieben Stunden Gebet
Fertige Pläne
Das Originalbett
"Zur Eröffnung im Oktober hoffen wir das Originalbett, in dem der Kronprinz und Mary Vetsera gestorben sind, vom Hofmobiliendepot zu erhalten", erklärt der Kunsthistoriker Hannes Etzlstorfer, der für die Umsetzung des Museumskonzepts verantwortlich ist. "Weiters wollen wir Rudolfs Abschiedsbrief an seine Frau Stephanie zeigen, der im Besitz des Staatsarchivs ist. Wir sind auch mit privaten Sammlern in Kontakt, um Möbel, Briefe und andere Originalgegenstände als Dauerleihgaben zu erhalten."
Eremitisches Leben
Die Errichtung des Museums im "Karmel Mayerling" wird 1,5 Millionen Euro kosten, "wovon wir die Hälfte über Spenden und Eintrittsgelder aufbringen wollen, den Rest steuern Land Niederösterreich und die Gemeinde Alland (zu der Mayerling gehört) bei". Mutter Regina hofft, dass in der Anfangsphase im Jahr 10.000 Besucher mehr kommen als bisher und der Konvent sich selbstständig erhalten wird. Mayerling soll in Zukunft beworben werden, was bisher aufgrund des eremitischen Lebens der Nonnen nie geschehen ist.
Rudolfs Jagdpavillon
Der aufwendige Zubau ist notwendig, weil Kaiser Franz Joseph nach der Tragödie von Mayerling den Trakt mit dem Schlafzimmer, in dem Rudolf sich und Mary Vetsera getötet hat, abreißen und an dessen Stelle eine kleine Kirche errichten ließ. Als besondere Besucherattraktion wird im Schloss erstmals der Jagdpavillon des Kronprinzen geöffnet, in dem er viel Zeit verbrachte und Gäste empfing.
Obwohl die Karmelitinnen "heute noch im Auftrag Kaiser Franz Josephs" arbeiten, ist das täglich siebenstündige Gebet längst nicht mehr nur dem Kronprinzen gewidmet. "Wir beten für alle Menschen, die in Not sind." Und damit auch für Mary Vetsera, an deren Seelenheil das Haus Habsburg damals nicht gedacht hat.
Schloss Mayerling
Erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt, war Mayerling 700 Jahre im Besitz des Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz. 1886 erwarb Kronprinz Rudolf das Anwesen und baute es zu einem Jagdschloss aus. Am 30. Jänner 1889 erschoss er hier seine 17-jährige Geliebte Mary Vetsera und dann sich selbst. Kaiser Franz Joseph stiftete das Schloss dem Karmeliterorden mit dem Auftrag, darin "täglich für meinen geliebten Sohn zu beten".
Die Karmelitinnen
Ein Schweigeorden mit weltweit 13.000 Nonnen. Elf Klöster befinden sich in Österreich. Die Schwestern führen ein "einfaches Leben im Stillen und Verborgenen" und dürfen den Konvent nur für Arztbesuche und für unumgängliche Behördenwege verlassen. Diese Anordnung geht so weit, dass Angehörige des Ordens nicht einmal das Begräbnis ihrer Eltern besuchen dürfen.
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