Lena Dunham: Kritik an Krankenstand-Verweigerern

Lena Dunham bei einem Event der Zeitschrift Elle im Jänner 2015.
Weil sie eine Signierstunde wegen Krankheit absagte, erntete Lena Dunham Kritik. Die Schauspielerin konterte prompt.

In Österreich gehen Arbeitnehmer seit Jahrzehnten immer seltener in Krankenstand. Meldeten sich Angestellte, Arbeiter und Vertragsbedienstete vor 36 Jahren noch durchschnittlich 17,2 Tage pro Jahr krank, sank diese Zahl bis 2006 auf zwölf Tage und damit auf einen historischen Tiefstwert. 2014 waren es laut dem Hauptverband der Sozialversicherungen 12,3 Krankenstandstage je Versichertem - der zweitniedrigste je gemessene Wert. Beamte sind in diesen Erhebungen nicht repräsentiert.

Daraus lässt sich schließen, dass viele Arbeitnehmer auch angeschlagen in die Arbeit gehen. Davon profitiert meist weder der Betroffene, noch die Kollegen. US-Schauspielerin Lena Dunham tat kürzlich aus aktuellem Anlass ihre Meinung zu dieser Praktik kund.

Am 27. November sagte der Star der Serie "Girls" eine Signierstunde in einer Buchhandlung in Los Angeles ab. Via Social Media informierte sie ihre Fans. Diese zeigten sich größtenteils verständnisvoll, wünschten Dunham gute Besserung.

Einige frustrierte User konnten sich ihre bissigen Kommentare jedoch nicht verkneifen. So schrieb eine Frau beispielsweise als Antwort auf Dunhams Tweet: "Das soll kein Angriff sein, aber du bist zu krank, um zu sitzen und Bücher zu signieren? Ich war sechs Tage nach einem Kaiserschnitt schon wieder in der Arbeit."

Dunham stellte einen Screenshot der Nachricht auf Instagram online und ließ es sich nicht nehmen diesen zu kommentieren:

"Diese Antwort habe ich gestern erhalten, nachdem ich geschrieben hatte, dass ich einen Auftritt in einem Buchladen absagen muss, weil ich krank war. Zunächst hat es mich zum Lachen gebracht – in etwa so: 'Oh, es tut mir Leid, ich habe deinen Award im Auto vergessen'. Aber dann habe ich darüber nachgedacht, wie schlimm es ist, dass unsere Gesellschaft diese Geschichten schneller Genesungen würdigt, denn wisst ihr was? Sie sind nur ein Mittel zum Zweck, Frauen davon abzuhalten sauer zu werden, weil sie keinen richtigen Mutterschutz haben, oder medizinische Betreuung oder Hilfe bei der Betreuung der Kinder. Uns steht keine unmittelbare politische Veränderung bevor, aber wir können die Art und Weise ändern, wie wir über diese Sachen reden und die Geburt (oder die Vaterschaft! oder Krankheiten!) als die ernstzunehmenden und persönlichen Reisen wahrnehmen, die sie sind."

Erneut Kritik für Posting

Auf Instagram erntete die Schauspielerin, die unter anderem auch als Filmproduzentin, Schriftstellerin und Drehbuchautorin arbeitet, neben Zuspruch erneut auch viel Kritik für ihre Haltung. Bisher wurde der Beitrag zwar über 37.000 Mal gelikt, in den Kommentaren finden sich jedoch zahllose erboste Wortspenden. Die Nutzer werfen Dunham vor aus einer privilegierten Position heraus zu argumentieren, gesellschaftliche Probleme falsch zu interpretieren und die Realität vieler US-Amerikanerinnen nicht anzuerkennen.

Die Meinung der US-Amerikanerin und bekennenden Feministin kommt bei der breiten Masse also nicht nur gut an. In jedem Fall scheint Dunham mit ihren Postings aber einen Nerv getroffen zu haben.

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