Lärmverschmutzung irritiert Meerestiere

Lärmverschmutzung irritiert Meerestiere
Knallen von Airguns ist unterschätzte Gefahr für Wale.

Der stille Ozean ist längst Geschichte. Nicht nur Schiffsmotoren verursachen Lärm und machen damit den Bewohnern der Weltmeere zu schaffen. Wie eine neue Studie des deutschen Umweltbundesamtes UBA nun zeigt, stört das Knallen von Airguns, die für die Suche nach Bodenschätzen unter Wasser eingesetzt werden, Wale noch mehr als vermutet. Und zwar über extrem weite Distanzen.

Airguns oder Luftpulser können Meeressäuger noch in 2000 Kilometer Entfernung irritieren. Der Störeffekt kann sowohl die Physis als auch die Psyche der Tiere verschlechtern. Maria Krautzberger, Präsidentin des UBA, warnt: „Der Lärm in den Meeren nimmt zu und wird voraussichtlich weiter zunehmen. Allein schon wegen der weiter anstehenden Rohstofferkundungen in den Weltmeeren. Airguns spielen dabei eine wichtige Rolle. Für Meeressäuger sind sie eine erhebliche Störung. Ihre Schallimpulse können die Verständigung von Blau- und Finnwalen extrem einschränken. Im schlimmsten Fall sogar über ein gesamtes Ozeanbecken hinweg.“ Dieser Effekt träte auch dann ein, wenn Airguns nur zu wissenschaftlichen Zwecken eingesetzt werden. Airguns oder Luftpulser wurden entwickelt, um den Meeresboden nach Öl- und Gaslagerstätten zu untersuchen.

Für Wale ist die Fähigkeit ihre Umgebung akustisch wahrzunehmen lebenswichtig – sie sehen mit den Ohren. Werden diese Signale überdeckt, kann dies die biologische Fitness von marinen Säugetieren wie Blau- oder Finnwal verschlechtern. Menschgemachter Unterwasserlärm ist heute in allen Ozeanen fast ständig präsent. Der Schiffsverkehr ist eine Quelle chronischen Lärms, er trägt dazu bei, dass sich Schallsignale gegenseitig akustisch verdecken. Ein gewolltes Signal zur Verständigung zwischen den Meeressäugern wird dabei durch ein Störsignal überlagert.

Airguns für die Erkundung des Meeresbodens senden solche Störsignale aus. Sie sind viel lauter, aber auch viel kürzer als typischer Schiffslärm. Für diese lauten Schallimpulse wird schon länger befürchtet, dass sie das Gehör von marinen Säugetieren schädigen können. Solche impulshaften Schallwellen können dabei 1000-mal lauter sein als ein Schiff. Unterwasserlärm kann aber auch die Kommunikation zwischen Meeressäugern und ihre Wahrnehmung anderer Umgebungsgeräusche stören. Die Wale brauchen diese Signale beispielsweise, um Nahrung oder Paarungspartner zu finden.

Detailergebnisse

Die neue Studie demonstriert nun: Airgunsignale können über eine Entfernung von bis mindestens 2000 km wirken. Das kann Tiere innerhalb des besonders geschützten Bereiches der Antarktis südlich von 60° betreffen. Selbst dann, wenn die Schiffe nördlich des 60°-Breitengrades mit Airguns bzw. Luftpulsern arbeiten. Schon in mittleren Entfernungen von 500 bis 1000 km kann das Airgunsignal zu einem intervallartigen Geräusch gedehnt werden. In Entfernungen ab 1000 km können sich Airgunimpulse zu einem kontinuierlichen Geräusch ausdehnen. Das schränkt die Verständigung von Blau- und Finnwalen in der Antarktis extrem ein; auf nur noch etwa ein Prozent des natürlichen Verständigungsraumes.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Schallüberlagerungen signifikante Auswirkungen auf das Verständigung von Tieren über große Distanzen haben. UBA-Präsidentin Maria Krautzberger: „Wir müssen die Wirkung von Schallimpulsen aus Airguns auf die Meeressäuger genau kennen und diese in die Umweltbewertung der Meeresforschung einbeziehen. Wir brauchen deshalb auch ein internationales Lärmschutzkonzept, zum Beispiel im Rahmen des Antarktis-Vertragsstaaten-Systems.“

Kommentare