Kommen jetzt die Helikopter-Väter?
Wenn die Doku-Soap eines Privatsenders junge Väter zeigt, haben sie meist einen Teenager geschwängert und wollen lieber um die Häuser ziehen als Windeln wechseln. Viele haben sich im Lauf der Teenager-werden-Mütter-Serien aus dem Leben ihrer Kinder verabschiedet. Ab heute Abend wird auf RTL 2 ein neues Männerbild inszeniert: Der erste Teil handelt von Rene (21), der es kaum erwarten kann, dass sein Baby zur Welt kommt. Zum Start von "Das erste Mal Vater!" geht es um das neue Leben mit seiner vier Jahre älteren Freundin Deliah, deren dreijähriger Tochter und einem Baby. Er möchte ein Jahr Elternzeit nehmen, damit er sich voll um seine Lieben kümmern kann. Die Woche darauf können die Zuschauer dann miterleben, wie Tobi seine Saufgelage hinter sich lässt und sich auf die Geburt seiner Zwillingsmädchen vorbereitet.
Ob das mit dem realen Familienalltag tatsächlich übereinstimmt, ist gar nicht so bedeutend. Wichtig ist: Es ist ein anderes Bild, das jungen Zuschauern von modernen Vätern vermittelt werden soll. Männer, die zum Beispiel mit ihrem Kind Babyschwimmen gehen und so möglichst viel Zeit mit ihm verbringen.
Gemeinsame Rituale
Der Sprecher der Mitternachtsnachrichten machte seiner kleinen Tochter täglich das Frühstück, um seine Frau schlafen zu lassen. Er erinnert sich an die Zeit, als er wöchentlich im Wunsch-Kindergarten anrief und um einen Platz für seine Tochter bettelte. Wie er in der ersten Klasse zeigte, was für eine Art Vater er sein wollte – und Elternvertreter wurde. "Wie ich das alles geschafft hatte, war schon bemerkenswert", bemerkt er selbstironisch. Auch Männertherapeut Björn Süfke spricht in seinem neuen Papa-Buch – es erscheint demnächst – Probleme an, die Väter früher nicht gehabt hätten: "Wann findet man zwischen Spielplatz, Schreibtisch und Ehebett noch Zeit, seinen Superheldenumhang zu bügeln?"
Erziehung übernehmen
Geschichten im Stile des Überpapas Kausch hörte man sonst von gestressten Müttern: Wie man sich beim Gymnasiumsdirektor einschleimte, eine Überraschungsparty für die scheidende Klassenlehrerin veranstaltete und wie WIR die Abschlussprüfung bestanden.
Zwischen den Eltern gab es Meinungsunterschiede über die Erziehung, erinnert sich Kausch: "Ich konnte die weitere Schulzeit nicht alleine meiner Frau überlassen. Sie vertrat die naive Auffassung, die Kinder würden auch alleine lernen. Hauptsache, man gibt ihnen etwas zu essen. Ich glaube, sie essen von alleine, Hauptsache aber, man lernt mit ihnen."
Für einen echten Helikopter-Papa wie Kausch reicht das nicht: Er versorgte seine Tochter auch mit Links für das freiwillige soziale Jahr, YouTube-Videos zur Deutsch-Leseliste und einem Einstieg für die Abschlussarbeit.
Im Sinne des neuen Männerbildes darf er auch melancholisch werden: "Die spannendste Zeit der Schule begann. Die Oberstufe. Philosophische Streitereien. Politische Diskussionen. Partys. Leider war sie gefühlt so schnell vorbei, wie ein Glas Wein leer ist."
Dafür waren seine Bemühungen von Erfolg gekrönt: "Das Kleid für den Abi-Ball suchten Pauline und ich dann gemeinsam aus. Genauso wie ich es mir 18 Jahre zuvor erträumt hatte."
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