Kommen jetzt die Helikopter-Väter?

Wissenschafter entdecken den Mann als wichtigen Teil des Familienlebens.
TV-Sender und Wissenschafter entdecken den Mann als wichtigen Teil des Familienlebens.

Wenn die Doku-Soap eines Privatsenders junge Väter zeigt, haben sie meist einen Teenager geschwängert und wollen lieber um die Häuser ziehen als Windeln wechseln. Viele haben sich im Lauf der Teenager-werden-Mütter-Serien aus dem Leben ihrer Kinder verabschiedet. Ab heute Abend wird auf RTL 2 ein neues Männerbild inszeniert: Der erste Teil handelt von Rene (21), der es kaum erwarten kann, dass sein Baby zur Welt kommt. Zum Start von "Das erste Mal Vater!" geht es um das neue Leben mit seiner vier Jahre älteren Freundin Deliah, deren dreijähriger Tochter und einem Baby. Er möchte ein Jahr Elternzeit nehmen, damit er sich voll um seine Lieben kümmern kann. Die Woche darauf können die Zuschauer dann miterleben, wie Tobi seine Saufgelage hinter sich lässt und sich auf die Geburt seiner Zwillingsmädchen vorbereitet.

Ob das mit dem realen Familienalltag tatsächlich übereinstimmt, ist gar nicht so bedeutend. Wichtig ist: Es ist ein anderes Bild, das jungen Zuschauern von modernen Vätern vermittelt werden soll. Männer, die zum Beispiel mit ihrem Kind Babyschwimmen gehen und so möglichst viel Zeit mit ihm verbringen.

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RTL II: „Das erste Mal: Vater!“, nur für Show verwenden
Aktivere Papas sind schon länger im Trend. Aber selbst die Verantwortung für die Erziehung der Kinder übernehmen? Diese Herausforderung beschreibt der deutsche Journalist Thomas Kausch in seinem jetzt erscheinenden Buch "Wie ich meine Tochter durchs Abitur brachte. Ein Helikoptervater dreht auf". Er schwört auf gemeinsame Rituale mit seiner Tochter: "Hauptsache Qualitätszeit, heißt es. Blödsinn. Es ist besser, spät aus dem Büro zu kommen und jeden Abend eine Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen, als einmal die Woche drei Stunden in den Zoo zu gehen."

Gemeinsame Rituale

Der Sprecher der Mitternachtsnachrichten machte seiner kleinen Tochter täglich das Frühstück, um seine Frau schlafen zu lassen. Er erinnert sich an die Zeit, als er wöchentlich im Wunsch-Kindergarten anrief und um einen Platz für seine Tochter bettelte. Wie er in der ersten Klasse zeigte, was für eine Art Vater er sein wollte – und Elternvertreter wurde. "Wie ich das alles geschafft hatte, war schon bemerkenswert", bemerkt er selbstironisch. Auch Männertherapeut Björn Süfke spricht in seinem neuen Papa-Buch – es erscheint demnächst – Probleme an, die Väter früher nicht gehabt hätten: "Wann findet man zwischen Spielplatz, Schreibtisch und Ehebett noch Zeit, seinen Superheldenumhang zu bügeln?"

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Happy loving family. Father and his daughter child girl playing outdoors. Daddy and his child girl in an Superhero's costumes. Concept of Father's day. Bildnummer: 534040224 Vater, Kind, Superheld, Spielen, Tochter, Held, Mädchen, Superman - Superheld, Familie, Glücklichsein, Im Freien, Eltern, Fröhlich, Motivation, Spaß, Tag, Abenteuer, Aktivitäten und Sport, Alleinerzieher, Bewegung, Ein Elternteil, Erfolg, Erwachsene Person, Europäischer Abstammung, Extremsport, Familie mit einem Kind, Fotografie, Freiheit, Freude, Fürsorglichkeit, Geistesblitz, Himmel, Horizontal, Idee, Kindheit, Klein, Kreativität, Lebensziel, Lächeln, Menschen, Männer, Männliche Person, Schutz, Sonnenaufgang, Sonnenuntergang, Traumhaft, Umarmen, Vorstellungskraft, Weibliche Person, Zusammenhalt, Zwei Personen,

Erziehung übernehmen

Geschichten im Stile des Überpapas Kausch hörte man sonst von gestressten Müttern: Wie man sich beim Gymnasiumsdirektor einschleimte, eine Überraschungsparty für die scheidende Klassenlehrerin veranstaltete und wie WIR die Abschlussprüfung bestanden.

Zwischen den Eltern gab es Meinungsunterschiede über die Erziehung, erinnert sich Kausch: "Ich konnte die weitere Schulzeit nicht alleine meiner Frau überlassen. Sie vertrat die naive Auffassung, die Kinder würden auch alleine lernen. Hauptsache, man gibt ihnen etwas zu essen. Ich glaube, sie essen von alleine, Hauptsache aber, man lernt mit ihnen."

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Wie wichtig sein Beitrag dazu war, konnte er damals nicht einschätzen. Eine Analyse der New York University würdigt jetzt die Rolle der Väter: "Die Wissenschaft konzentrierte sich bisher bei der Erziehungsforschung auf Mütter. Unsere Studie hat gezeigt, dass man entgegen früherer Annahmen auch Väter aus einkommensschwachen Schichten zu mehr Einsatz motivieren kann", erklärte Studienleiter Anil Chacko. Sein Team erarbeitete mit meist spanischsprachigen Vätern Verhaltensweisen für gemeinsame kindorientierte Lesezeit, indem sie Situationen aus dem Familienalltag besprachen. Es zeigte sich, dass die Väter dadurch liebevoller und positiver auf ihre Kinder zugingen. Durch das Vorlesen verbesserten die Männer ihre elterlichen Fähigkeiten – und die Kinder wurden besser auf die Schule vorbereitet, belegten die Wissenschaftler.

Für einen echten Helikopter-Papa wie Kausch reicht das nicht: Er versorgte seine Tochter auch mit Links für das freiwillige soziale Jahr, YouTube-Videos zur Deutsch-Leseliste und einem Einstieg für die Abschlussarbeit.

Im Sinne des neuen Männerbildes darf er auch melancholisch werden: "Die spannendste Zeit der Schule begann. Die Oberstufe. Philosophische Streitereien. Politische Diskussionen. Partys. Leider war sie gefühlt so schnell vorbei, wie ein Glas Wein leer ist."

Dafür waren seine Bemühungen von Erfolg gekrönt: "Das Kleid für den Abi-Ball suchten Pauline und ich dann gemeinsam aus. Genauso wie ich es mir 18 Jahre zuvor erträumt hatte."

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