Junge "Heldinnen und Helden"

Ein Mann in Arbeitskleidung posiert mit zwei jungen Frauen in einem Treppenhaus.
YoungHeroes: Schülerinnen und Schüler arbeite(te)n einen Tag lang - Firmen spenden dafür an Sozialeinrichtungen für Not leidende Kinder und Jugendliche. KiKu-Lokalaugenschein.

Anklopfen, begrüßen, ins Gespräch kommen, Bettwäsche holen oder bringen, reden, spielen und die eine oder andere Hilfstätigkeit im Büro – so verläuft der „junge Held_innen-Tag“ (dazu weiter unten) für Valerie und Athena erzählen sie dem Kinder-KURIER. Sie arbeiten einen Tag hier im Haus für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge St. Gabriel in Maria Enzersdorf.

Valerie hat sich diese Arbeitsstelle ausgesucht, „weil ich hier schon mit Freundinnen und Freunden mehrmals freiwillig im Notquartier war und geholfen habe. Ich hab so viele Vorurteile gegenüber Flüchtlingen gehört, da wollte ich mir mein eigenes Bild machen und mit Flüchtlingen in Kontakt kommen. Die sind alle total nett und freundlich und wir haben‘s da auch lustig, wenn wir gemeinsam spielen. Oder ans Zimmer klopfen und der eine oder andere noch sehr verschlafen rausschaut, aber trotzdem freundlich grüßt.“

Reparatur-Talent

Eine Gruppe junger Leute steht auf einer Treppe in einem Gebäude.
... und will weiter hier arbeiten...
Und weil Valerie sich dafür entschied, diesen Tag in der Woche vor den Wiener Semesterferien hier zu verbringen, schloss sich ihre Freundin und Kollegin Athena aus dem zweiten Jahrgang der HLW in der privaten Schule Sta Christiana Rodaun an. „Wir müssen ohnehin im Rahmen der Ausbildung sowohl in soziale als auch in wirtschaftliche Berufe reinschnuppern und Praktika machen, also sind wir heute hierher gekommen.“ Hier treffen sie auch auf Hamed, der dem Hausmeister Istvan seit geraumer Zeit zur Hand geht. „Ich bin aus dem Iran geflüchtet, war zum Glück nur drei Tage in Traiskirchen und bin dann da nach St. Gabriel gekommen. Im Iran hab ich meinem Vater immer wieder in der Werkstatt geholfen. Da reparier ich alles Mögliche und jetzt malen wir gerade die Wände bunt aus“, zeigt er auf die farbigen Mauern bei der hölzernen Wendeltreppe.

Dort stellt sich auch mit den beiden Schülerinnen – und dem Zivildiener Julian – für die Fotos auf. Letzterer, der hier seit Juli im Einsatz ist, zeigt sich von seiner Tätigkeit so angetan, dass er „am liebsten länger gemacht hätte, aber das geht nicht. Jetzt wird ich schauen, dass ich neben meinem Pädagogik-Studium wenigstens noch ein paar Stunden in der Woche hier arbeiten kann“.

Spenden

In Wien fand der von der youngCaritas im Vorjahr in anderen Bundesländern ins Leben gerufene youngHeroes Day zum ersten Mal statt. Jugendliche ab der 8. Schulstufe verbringen einen Tag arbeitend – nicht nur in Sozialeinrichtungen. Aber sowohl für diese als auch für die Jobs in einer Bank, bei der AUA usw. zahlen die Privatfirmen – mindestens – 40 Euro pro Jugendlichem für notleidende Kinder und Jugendliche in Caritas-Projekten. 103 Wiener Schüler_innen haben mitgemacht, in ganz Österreich werden’s – die Semesterferien in westlichen Bundesländern folgen ja erst – rund 600 aus rund 50 Schulen sein. 250 Unternehmen unterstützen das Projekt.

Das Geld, das firmen geben hat auch Emily motiviert, gemeinsam mit Sophie den Tag bei reStart in der Ottakringer Grundsteingasse zu verbringen. „Da kann man was spenden, ohne das eigene Taschengeld zu verwenden. Wir arbeiten dafür mit. Und es macht noch dazu Spaß“, strahlen die beiden – ebenfalls Schülerinnen der schon genannten Privatschule in Rodaun.

„Wir haben den Klienten (die nicht fotografiert und interviewt werden wollten) geholfen und selber auch was gemacht“, zeigt Sophie eine Feuerzeughülle aus einem Stück eines alten Fahrradschlauchs und einen Schlüsselanhänger aus demselben Material – breiter und mit bunten Nähten.

Alte Flasche wird Trinkglas

Eine Person graviert ein Muster in ein grünes Glas.
... danach ...
Danach fertigen sie aus einer alten Flasche ein Trinkglas an. Erst legt Emily die Flasche auf eine Halterung, dreht sie. Dabei wird sie von einem Diamantschleifmesser rund ein-geschnitten. Danach hält sie die Flasche über die Flamme eines Bunsenbrenners, dreht sie in der Längs-Achse, taucht sie danach in einen Kübel mit kaltem Wasser. Da sich (noch) nichts tut, hält sie sie nochmals über das Feuer. Beim zweiten Eintauchen macht’s klack – und der Hals ist ab – ein Trinkglas bleibt übrig.

Noch kann daraus nicht getrunken werden, der Rand ist zu scharf und könnte vielleicht noch splittern. Nun setzt Sophie die Schutzbrille auf, zieht Arbeitshandschuhe an und hält das Glas auf die sich drehende Fläche mit Korund-Sand, einem kristallinen Sand, der grob abschleift. Danach geht’s an die von reStart-Ko-leiter Niko umfunktionierte Bohrmaschine. An ihr hängt eine Vorrichtung mit einem Schleifstein – Sophie glättet den Rand – außen und innen. Letzter Schichtwechsel: Emily übernimmt den Feinschliff des gesamten Randes auf einer glatten Fläche mit befeuchtetem Schleifpapier. Da braucht’s viel Geduld, erklärt Niko, das kann schon so gut zehn Minuten dauern.

Eine Frau bearbeitet eine grüne Glasflasche an einem Tisch mit Werkzeugen und anderen Flaschen.
... dreht sie ...
Die Klient_innen in dieser Einrichtung – zwischen 15 und 20 Jahren – können bis zu fünf Mal im Monat kommen und bekommen – wenn sie den ganzen Tag arbeiten – Taschengeld. „Es geht darum, einen geregelten Tagesablauf (wieder) zu erlernen. Und dadurch, dass sie etwas herstellen, fertig bringen, erhöht sich auch ihr Selbstwertgefühl. Vor allem, wenn sie dann fertige Gegenstände auf Märkten wie zu Weihnachten, Ostern oder so verkaufen und sehen, dass das, was sie gemacht haben, Anklang findet.“ Daneben gibt es Hilfe bei Bewerbungsschreiben usw.

www.youngHeroes.at

Kommentare