Wolkenblasgerät und Zeichen-Wunder
Schräge, fantasievolle, berührende, leise und laute Texte – zum siebenten Mal wurde der Literaturpreis „Ohrenschmaus“ Anfang Dezember vergeben. Zeitlicher Aufhänger ist der 3. Dezember, der internationale Tag der Menschen mit Behinderung. „Viele trauen behinderten Menschen nichts zu. Aber jeder hat Stärken und Schwächen“, schreibt Franz-Joseph Huanigg, der „Vater“ dieses Literaturpreises in seinem Vorwort einer Broschüre mit den diesjährigen Sieger- und Ehrenlisten-Texten. Wie er weiter richtig feststellt: dieser Preis rückt die Stärken in den Vordergrund.
ich denke mir
so wie ich bin
so und nicht
anders
soll ich sein
und so hätte ich mich
auch selbst gemacht
ich habe augen nase mund
und ein
schönes gesicht
habe eine brille zum sehen und hände
zum streicheln und beine zum gehen …
ein herz um zu lieben
eine lunge zum atmen
einen kopf zum denken und zum entscheiden
das alles brauche ich
nur EINS hätte ich anders gemacht
ich hätte mir ganz bestimmt nicht
das down
syndrom verpasst -
ich will nicht behindert sein
Dieses Gedicht gefiel den beiden Neu-Redakteurinnen der Website www.rechtleicht.at am besten, verrieten sie dem Kinder-KURIER, den sie zur Preisverleihung begleiteten und tags darauf ihren eigenen Bericht – samt Interview mit dem schon erwähnten Initiator Huainigg darüber schrieben (siehe weiter unten).
Erst die Wundermaschine, dann die Geschichte
„Zuerst war die Idee mit dem Gerät, das die Wolken verblasen kann“, erzählt der Autor nach der Preisverleihung dem KiKu. „Erst nachher ist mir die ganze Geschichte dazu eingefallen.“
Keiner der Texte wird aus Mitleid ausgezeichnet. Der bekannte Autor Felix Mitterer, Juror und Ehrenschützer von der ersten Stunde an, brachte dies öfter treffend so auf den Punkt: „Kein Mitleidsbonus, keine Peinlichkeit – einfach Literatur”.
Alles ist möglich
Zeichnen
Im zeichnen kann ich Auto fahren.
Im zeichnen kann ich auch heiraten.
Im zeichnen kann ich alles,
einen Freund haben,
das kann man alles nehmen,
ob man im Krankenhaus ist,
ob man im Himmel ist.
So ein Traum im zeichnen ist schön.
Was man erlebt hat gibt man hinein.
In der Zeichnung geht alles,
alles kann man tun und tut nicht weh.
Da male ich alles schön.
Probieren kann ich alles.
Es wurde jeder Gewinner auf die Bühne gebeten, dann bekam dieser eine Laudatio und nach der Lesung seines Textes kam es zur Urkunden- und Preisgeld-Übergabe und es gab eine Tafel Schokolade. Einer der glücklichen Gewinner – der vom Sonderpreis - durfte mit seinem Text auf die Verpackung der Schokoladentafel gedruckt werden.
Es war aber auch eine Gedenkfeier für zwei verstorbene Schriftstellerinnen, die in früheren Jahren bei Ohrenschmaus mitgemacht haben.
Zwischendurch gab es ein Unterhaltungsprogramm einer Tanz Gruppe, der danceAbility.
Wir führten auch ein Interview mit Dr. Franz-Joseph Huainigg, dem Erfinder des Bewerbes, das sehr spannend war.
Wie lange gibt es diese Veranstaltung?
Huainigg: Seit 7 Jahren
Was finden sie an dieser Veranstaltung so besonders?
Die Literatinnen und Literaten, die Schriftsteller und die besonderen Texte aber auch der besondere Blick auf diese Welt.
Was wünschen Sie sich für diese Veranstaltung?
Dass Literaten und Literatinnen entdeckt werden und auch bei andern Wettbewerben gewinnen.
Wir danken für dieses Interview.
Unser Fazit: Dieser Abend war sehr schön. Die Texte waren wirklich sehr berührend. Es war schön, dabei gewesen zu ein und davon berichten zu können.
Julia Jirak, Sabine Bily
Kommentare