Damit der Schulstart für Ärmere leichter wird

Michelle, Julia, Coralie Simone und Marie toben sich noch aus, bevor's ans Gruppenfoto geht
Gutscheine zum Schulstart für ärmere Familien. Umfrage: Mehrheit für Ganztagsschulen und gemischte Klassen.

Coralie (4), Julia (9), Marie und Michelle (beide 7) sowie Simone (13) laufen auf der grasgrünen wackeligen Matte vor dem Zoom Kindermuseum hin und her, springen, freuen sich – auch wenn’s in den Ferien ist, auf die Schule. Coralie hat zwar noch zwei Jahre, „aber ich will was lernen und am meisten freu ich mich auf Musik, ich spiel schon Flöte“, verrät sie dem Kinder-KURIER. Julia und Simone lieben vor allem Turnen, Letztere auch malen. Michelle mag vor allem ihre Lehrerin.

Gutscheine für Benachteiligte

Damit der Schulstart für Ärmere leichter wird
Michelle, Julia, Simone, Marie und Coralie (im Hintergrund mit den Gutscheinen. Claus, Thomas, Erich und Barbara (vorne)
Gekommen sind sie am Donnerstag Vormittag zu einem Fototermin mit Barbara, Thomas, Erich und Claus in den Fürstenhof des Wiener MuseumsQuartiers. In der hier auch angesiedelten WienXtra-KinderInfo stellte die Volkshilfe ihr jüngstes Sozialbarometer vor. Und die – zum sechsten Mal – gemeinsam mit Libro laufende Schulstart-Gutschein-Aktion. Gutscheine zwischen 20 und 60 Euro (im Gesamtwert von 60.000 €) werden über die Landesorganisationen der VolksHilfe an Familien vergeben, für die gerade der Schulbeginn schier unüberwindliche finanzielle Hürden darstellen (würden).

Rund 300.000 Kinder und Jugendliche leben in armutsgefährdeten Haushalten, weitere 80.000 knapp darüber. 126.000 Kinder erleben keinen Urlaub – aus finanziellen Gründen. Und – das zeigen viele Studien – Bildung wird vererbt. Vier von fünf Kindern aus armutsgefährdeten Haushalten gehen in die Mittelschule. Insofern würde eine Kürzung der Mindestsicherung für so manche Kinder und Jugendliche die Bildungs-chancen nur noch mehr verschlechtern, meint die Volkshilfe.

Nur 3 Prozent der Eltern mit höchstens Pflichtschulabschluss sagen, dass ihr Kind nach der Volksschule eine AHS-Unterstufe besuchen wird. Während im OECD-Durchschnitt fast vier von zehn Erwachsenen einen höheren und nur 12 % einen niedrigeren Bildungsabschluss als ihre Eltern haben, liegen diese Werte in Österreich bei 29 bzw. 16 Prozent.

Sozialbarometer

All das zeigen aber – laut dem jüngsten Sozialbarometer der Volkshilfe (1008 von SORA Interviewte), das deren Bundesgeschäftsführer Erich Fenninger beim Pressegespräch am Donnerstag vorstellte – nicht nur die Studien, auch die Bevölkerung empfindet das so: 58% der Befragten meinen, dass Kinder aus ärmeren Familien schlechtere Chancen auf einen guten Schulerfolg haben, fast zwei Drittel, dass Kinder von Akademiker_innen viel größere Chancen haben. Ein bisschen mehr als die Hälfte der Interviewten (52%) finden, dass der soziale Hintergrund in der Schule zu wenig berücksichtigt werde und – das überraschte sogar die Auftraggeber – mehr als zwei Drittel (69%) „Es ist besser, wenn Kinder unterschiedlicher Herkunft in einer Klasse sind“.

Gefragt nach möglichen Gegenmaßnahmen zum Auseinanderdriften und zu schlechteren Bedingungen für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche sprachen sich 84 Prozent für Lernbetreuung und Nachhilfe in der Schule und 57% sehr bzw. eher für die flächendeckende Einführung von Ganztagsschulen aus.

Brezina: muss für alle gleich gut möglich sein!

Damit der Schulstart für Ärmere leichter wird
Pressekonferenz in der Kinderinfo
„Diese erste Etappe Schule muss für alle Kinder gut möglich sein, muss für alle Kinder gleich möglich sein, muss eine Basis sein, auf der Kinder sich entfalten können, ganz egal wie ihr sozialer Hintergrund oder ihre Herkunft ist!“, brachte Österreichs bekanntester Kinderbuchautor Thomas Brezina die Forderung nach mehr Gerechtigkeit und Berücksichtigung sozialer Unterschiede im Schulsystem auf den Punkt.

Volkshilfe-Präsidentin Barbara Gross bedankte sich bei Libro-Geschäftsführer Claus Mitterböck für die Schulstart-Aktion, die etlichen Familien wenigstens den Beginn des jeweiligen Schuljahres mit dem Kauf von Heften und anderen Schulmaterialien erleichtert.

www.volkshilfe.at/schulstartaktion

Forderungen der Volkshilfe - siehe unten

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Damit der Schulstart für Ärmere leichter wird

Darüber hinaus verlangt die Volkshilfe aber

* Ein integratives Bildungssystem, das sozialen Ungleichheiten entgegen wirkt und die Chancen für benachteiligte Gruppen erhöht.
* Flächendeckende, kostenlose, verschränkte Ganztagsschule, in der Unterricht, Lern- und Freizeit einander abwechseln
* Flächendeckende Einführung der gemeinsamen und ganztägigen Schule der 10- bis 14-Jährigen, um der frühen Selektion entgegen zu wirken.
* besonders gute Ausstattung von Schulen in sozial benachteiligten Gebieten, damit jedes Kinder alle Chancen bekommt und diese Schulen für alle Einkommensschichten attraktiv bleiben
* den Ausbau und die rechtliche Verankerung der Schulsozialarbeit.
* Die beste Qualifizierung und entsprechende Bezahlung von Fachkräften in den Schulen
* gezielte Ausrichtung der Schule auf die Entwicklungsphasen, die ganzheitliche Förderung sowie die Stärkung der Persönlichkeitsentfaltung der Kinder und Jugendlichen, weg von einer Defizitorientierung
* mehr Aufklärung zu den Prozessen die Armut und Ausgrenzung bedingen, sowohl im Schulunterricht als auch für Pädagog_innen im Rahmen der Ausbildung.

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