Das Werben um junge Frauen
Die Kopie eines riesigen orientalischen Teppichs – zerschnitten und zerstückelt – hängt von der Bühnendecke, weitere große Teile liegen auf dem Boden. Darauf stehen drei Staubsauger, deren Rohre später zu Gewehren werden. Allein schon das deutet vor Beginn darauf hin, dass „Töchter des Jihad“ von Barbara Herold – wieder wie schon frühere Stücke – in ein ernstes Thema den einen oder anderen Schuss (pardon in diesem Zusammenhang) Humor einbringt. Die Vermutung/Erwartung wird nicht enttäuscht. Und keine Angst: Ihr Humor verniedlicht weder, noch macht er sich lächerlich. Und das Stück wandert auch nie nur am Rande der Verunglimpfung einer ganzen Religion, die praktisch von beiden Seiten in Geiselhaft genommen zu werden droht.
Allmächtiger...
Die eineinhalb Stunden, die sich um die Anwerbung von jungen Frauen in Europa für den sogenannten Islamischen Staat und das Leben in diesem drehen, bestehen praktisch ausschließlich aus der Montage von (übersetzten) Originalzitaten – aus Blogs und Videos , aus „Ratgebern“.
Bei der Leere ansetzen
Realsatire
Und trotz des Ernstes musste die Regisseurin und Autorin kaum humoristische Noten extra einbauen, Zitate und Passagen aus den diversen „Ratgebern“ lesen sich teilweise wie Realsatire. Ein Lachen, das natürlich stets auch wieder im Hals stecken bleibt – „aber ich brauche den Humor in meinen Stücken, damit es verträglich bleibt. Und weil es mich selbst damit mehr berührt“, meint Barbara Herold nach der Premiere zum (Kinder-)KURIER.
Ein szenisch-dokumentarischer Bilderbogen über Kinder, Küche, Kalaschnikoff und das Leben im IS
Koproduktion von dieheroldfliri.at, KosmosTheater und Theater Reutlingen Die Tonne
Text, Regie: Barbara Herold
Es spielen: Peter Bocek, Maria Fliri, Diana Kashlan
Ausstattung, Video & Trailer: Caro Stark
Choreographie: Anne Thaeter
Regieassistenz: Lisa Suitner
Bis 14. Mai (Mi – Sa), 20:30 Uhr
KosmosTheater; 1070 Wien, Siebensterngasse 42
Telefon: (01) 523 12 26
www.kosmostheater.at
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