Was ist echt, was wirklich, was künstlich erschaffen, was vielleicht „nur“ eingebildet? Und wie ist das, wenn sie eigene Schöpfungen nicht mehr einsperren lassen, sondern befreien wollen? Diese und ähnliche Fragen werden derzeit auf der Bühne des großen Saals im Dschungel
Wien verhandelt – in sehr witziger, innovativer Form.
Mit „Skreek“ bindet die Theatergruppe TWOF2 vorwiegend Live-Videos voll ins Bühnengeschehen ein und würzt das Geschehen obendrein mit Comic-haften Elementen. Die Grundgeschichte: Die Protagonistin (
Maria Spanring ) betrifft einen verbleibenden schmalen Teil der Bühne. Der Großteil ist durch eine Projektionswand abgetrennt. Sie ist Comic-Zeichnerin und stellt ihre Kreation vor: Jean-Luck, eine 3-D-Figur mit Helm auf dem Kopf, der ein wenig an Lego-Figuren erinnert. Dieser wird real live gespielt von
Giovanni Jussi. Das Geschehen wird – großteils live - gefilmt und auf die Trennwand „geworfen“. (Nur wenige Teile wurden vorproduziert und werden eingespielt). Jean-Luck lebt in einer im 2-D-Stil gezeichneten Wohnung samt Fitness-Keller. Alles in schwarz-weiß.
Von diesseits der Wand schaltet die Künstlerin ihrer Figur via
Computer Geräusche hinzu, beim Zähneputzen, Duschen usw. Als sie das Mikro freischaltet, soll er seine ersten Worte sagen. „One, two, Test“ sind diese überraschenderweise. Gefolgt von „Wer rettet die Welt – er oder ich?!“ Gefragt nach eigenen Träumen: „Ein Apfel, der fliegen kann...“
Diese Worte verdeutlichen vielleicht die Skurilität, die die gesamte Stunde durchzieht. Das Wesen wird mit Fortdauer des Geschehens agiler, neugieriger, erfreut sich an jeder (Neu-)Entdeckung – eine Analogie zur kindlichen Entwicklung (?) und es kommt wie es kommen muss: irgendwann fällt der Satz: „Ich will hier raus!“ und der Konter: „Geht nicht, du bist meine Kreation!“.
Doch Jean-Luck entwickelt Eigenleben, sucht, forscht, entdeckt ein Loch... Seine Schöpferin ist dazu (noch?) nicht bereit, heuchelt Verständnis: Ja, du bist frustriert, lass uns reden. Was du brauchst ist ein Freund... Und sie macht sich auf ins Publikum, um jemanden für ihren Jean-Luck zu suchen – und zu finden. Am Premieren-Abend war’s eine Schülerin namens Kassandra. Die bringt sie in die von ihr geschaffene Welt. Und sie spielte genial mit.
Ob die Befreiung letztlich gelingt? Alles soll ja nun doch nicht verraten werden.
SKREEK TWOF2 & dascollectiv Performance mit Live-Video-Streaming; ab 13 J., ca. eine Stunde
Konzept: TWOF2 - Performancekunst für junges Publikum Autor, Regie: Giovanni Jussi Darsteller_innen: Giovanni Jussi,
Maria Spanring Live-Kamera, Schnitt, Licht: Francesco Diaz
Ausstattung: Anna Diaz, Ursula Gaisböck,
Giovanni Jussi Sound, Musik: Mario Stadler, Electric Ray and The Shockers Script: Georg Lippert Dramaturgie: Maria Spanring Produktion: dascollectiv Produktion, Kommunikation: Simon Hajós
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