An und über Grenzen tanzen

Aus der performance Pi von Cat Jimenez
Abschluss-Performances von Artists at Resort im Grenzbereich verschiedener Kunstsparten.

Sieben Wochen lang haben vier Tanzkünstler_innen, die sich an und über Grenzen zu anderen Kunstsparten bewegen, im Tanz*Hotel-Residenzprogramm Artist at Resort mit dessen Leiter und Technikern gearbeitet. Nun zeig(t)en sie abschließend Performances – unterschiedlichster Art.

An und über Grenzen tanzen
Aus der performance Pi von Cat Jimenez
Zunächst bleibt es in der ersten Performance, „Pi“ genannt, fast eine gefühlte Ewigkeit dunkel. Und ruhig. Dann taucht eine extrem schmale Gestalt – mit einem leuchtend weißen, sehr weiten Mittelding zwischen Rock und Hosenbeinen – auf. Und beweeeeeeegt sich in Suuuuuper-Zeitlupe. Fast roboterartig ruckelt sie gaaaaaanz laaaaangsaaaaam eine Kreisdrehung. Ein wenig erinnern Cat Jimenez‘ Bewegungen hier an das wofür sie sonst bekannt ist, Performerin verschiedener Hip*Hop-Stile. Ihr Gesicht ist von den ur-langen schwarzen Haaren verdeckt. In späteren Bewegungen gibt es Momente, wo aufs erste nicht klar ist, wo ist vorne, wo hinten. Die Person da vor dem Publikum ist allein für sich, abgekapselt von allen und allem. Bevor sie später sich mit kräftigem Aufstampfen bemerkbar macht und in einem zweiten Teil, in dem sie den weißen Rock-Hose-Jacke gegen eine dünne schwarze elegante Bluse tauscht und sich mit schnellen, verrenkenden Bewegungen mehr direkt an ihr Rundum wendet.

Tanz-Jonglage

An und über Grenzen tanzen
Fotos, die Arne Mannott zeigen
Eins, zwei, drei, vier.... immer mehr – bis schließlich 26 Jonglierbälle chaotisch auf dem Tanzboden verteilt sind – und von Arne Mannot in seiner tänzerischen Jonglage oder seinem jonglierenden Tanz in strikte Ordnung wie Pyramide und Reihe gebracht werden. Um schon in weiteren Bewegungen wieder aufgebrochen, durcheinander gebracht zu werden. Zwischendurch zeigt er auch sein circensisches Jongliertalent – doch auch das wandelt er durch tänzerische Bewegungen ab.

Gedächtnisverlust

An und über Grenzen tanzen
Fotos, die Sara de Santis zeigen
Unter dem Titel Loss Memory (Gedächtnisverlust) tanzt Sara De Santis zunächst als eine Art Stegosaurus an – mit außenliegenden Wirbeln an der Wirbelsäule. Ihre sind Schachteln an Fischerleinen. Je weiter sie sich bewegt, desto mehr dieser „Wirbel“ werden ihr geraubt – und wenn vom Rückenmark - der Verbindung zum Gehirn – Teile verloren gehen...

Im letzten Winkel schmerzverzerrt kauernd wird ihr gesamter Körper zur Projektionsfläche eines Mosaik-Bildes aus den Wirbel-Teilen. Bis sie die Wände entlang wegfliegen und sie als „unbeschriebenes Blatt“ zurück bleibt. Projektion und Body Mapping steuert Emanuel Andel (bei). Und sich bewegt wie ein frisch geborenes vierbeiniges Tier, das mühsam versucht, auf die Beine zu kommen. Je heftiger die sie begleitende Livemusik von Christian Schratt – vor allem auf Hang und Schlagzeug -, in desto aufrechteren Gang kommt die Tänzerin.

Quetschn

An und über Grenzen tanzen
Foto, das Patric Redl mit seiner "Quetsch'n" zeigt
Für die vierte Performance sorgt Patric Redl im zweiten Residenzraum von Tanz*Hotel. Eine einzige 360-Grad-Drehung vollführt er in einer Ecke des hölzernen Tanzbodens. Laaaaaangsaaaaamst mit seiner steirischen Ziehharmonika, im Volksmund Quetsch’n genannt. Er uns seine Ziehharmonika scheinen eins zu sein. Den Großteil der Drehung spielt er sie auch nicht, sondern lässt sie einfach durch Auseinander- und Zusammenziehen pffffft und andere Geräusche von sich geben. Erst in einer späten Phase der Drehung spielt er auch kurze Ton-Sequenzen bevor er sie wieder ihrer natürlichen Geräusche überlässt.

AAR 12/Artist At Resort, Term 12

Pi: Konzept, Performance: Cat Jimenez; Sound: SIMP x STSK (Dusty Crates, Wien); http://catjimenez.tumblr.com

Ambivalent Unity: Konzept, Performance: Arne Mannott; www.arnemannott.de/

Loss Memory: Konzept, Choreografie, Performance: Sara De Santis; Musik, Performance: Christian Schratt; Projektion, Body Mapping: Emanuel Andel; http://seradesantis.wix.com/saradesantis

Quetschn: Konzept, Performance, Musik: Patric Redl

AAR T*H-Team
Künstlerische Leitung, Coaching: Bert Gstettner
Licht: Klaus Greif
Grafikdesign: Kornelius Tarmann, Judith Rataitz
Videodoku: Sigrid Friedmann
Organisation: Claudia Bürger
Tanz*Hotel/Art*Act in Koproduktion mit den Residenzkünstler_innen

Wann & wo?
Bis 5. Juni, 20.30 Uhr

TANZ*HOTEL, Resort 1020; 1020, Zirkusgasse 35
Telefon: (01) 6026945
www.tanzhotel.at

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