Am Rande des Abgrunds balancieren

Am Rande des Abgrunds balancieren
Tanja Ghetta mit ihrem neuen Kabarettprogramm "Höhenrausch" im Wiener Theater Akzent.

Eine Leiter ist … - alles mögliche, wenn sie von Tanja Ghetta, einer noch nicht so bekannten Kabarettistin, auf der Bühne zum Einsatz kommt. Die meist in einem urigen Tiroler Dialekt agierende eher schmale, zarte Frau agiert höchst kraftvoll in „Höhenrausch“, ihrem dritten Programm.

Mir nichts dir nichts verwandelt sie während ihres Spiels die klapp- und faltbare multifunktionale Aufstiegshilfe in zerklüftete Felsen und Schluchten, einen langgezogenen Bergrücken und nicht zuletzt in einen steilen Berggipfel. Diesen zu erklimmen ist das Ziel. Und zwar in kürzerer Zeit als ihre Freundin Betty. Von der erzählt sie immer wieder so garstige Sachen, dass sie sich während jeder Vorstellung den Namen einer Besucherin ausbogt, um nicht die beste Freundin länger zu diffamieren.

Lust zum Risiko

Am Rande des Abgrunds balancieren
Der Berg, das Ziel, besser zu sein – sind zwar auch wichtige Zutaten für ihr fast zweistündiges Programm. Das für die 41-jährige gebürtige Hallerin zentralere aber dreht sich um Risiko. Da ist Bergsteigen natürlich ein naheliegendes, sich fast aufdrängendes Bild. Aber in den gefühlten Hunderten „kleinen“ Geschichten in die sie beim Erzählen von einer in die andere gekonnt „stolpert“ spielen vor allem auch die großen Gefahren im Kleinen die große Rolle. Beim Bergsteigen zum Beispiel jene, na erklommenem Gipfel vielleicht die Anspannung abstreifend aufs Klo gehen zu wollen und – rums abzustürzen. Oder wenn ihr der Kick fehlt, weil sie jetzt schon lange mit Jahreskarte in den Wiener Öffis unterwegs ist und die Anspannung vom früheren Schwarzfahren vermisst. …

Glaube, Gott und Relegion

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Zur Auseinandersetzung mit Risiko und Gefahren gesellen sich oft Fragen des Glaubens – und woran auch immer. Tanja Ghetta, die aus ihrem Rucksack alle möglich skurril anmutenden Gegenstände aus früheren Reisen und Begegnungen nur nicht die vielleicht am Berg benötigten Dinge zu Tage fördert (u. a. ein altes Milchpackerl, Schwimmflügel, Schneeketten fürs Rodeln…) , hält plötzlich als sie wieder einmal herumkramt eine eigenartige Stoffpuppe in der Hand, ein hundeähnliches Ding mit Schnauzbart, das sich als „Gott“ vorstellt – und heftig auf sein irdisches Personal und so manche Gewohnheiten, die in seinem Namen verrichtet werden, schimpft.

Spiel mit Klischees

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Und da ist da noch ein weiteres durchgängiges Element, das die Kabarettistin immer wieder aufgreift: Klischees. Ob von Frauen und Männern, von Tiroler_innen und Nicht-Tiroler_innen … Kaum hat sie die Lacher des Publikums mit vorgefassten Bildern eingefangen, stellt sie die Klischees bloß und lässt auf die Art so manche Lacher im Hals stecken. Manchmal kehrt sie in der nächsten Sekunde zum Klischee zurück um es in nur minimaler Abwandlung erneut aufzukochen. Und gegen Ende auch noch mit dem zuvor von ihr gewonnenen Eindruck der Dauer-Quasslerin zu brechen – indem sie singt – fast ansatzlos wechselnd zwischen rockig mit Metal-Einschlag und fast werbefernsehmäßig schnulzig-schlagermäßig.
Am Rande des Abgrunds balancieren
Höhenrausch
Solokabarett von und mit TANJA GHETTA
Regie: Petra Dobetsberger

Weitere Vorstellungen:
22. & 23. April 2014; 19.30 Uhr
THEATER AKZENT / Studio
A-1040 Wien
Argentinierstraße 37
Karten Telefon: (01) 501 65 3306

www.akzent.at

www.tanjaghetta.at

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