Radieschen schrumpeln nicht durch WLAN

300 Jugendliche ließen den großen Sendesaal im ORF-Radio-Kulturhaus fast übergehen
300 medienkritische Jugendliche diskutierten mit Fachleuten über Fake News, Propaganda und Medienbildung.

Um diese Jugendlichen, zumindest jene, die sich eifrig zu Wort meldeten, und ihren Medienkonsum braucht sich kaum wer Sorgen zu machen. Rege beteiligten sich Schülerinnen und Schüler aus 12 Wiener Schulklassen an der jüngsten „Standpunkt“-Diskussion „Was stimmt? Der Wettbewerb der Informationen“ am Mittwoch im Wiener Radiokulturhaus. 300 Jugendliche ließen den großen Sendesaal fast übergehen, sogar auf der Bühne mussten Sesselreihen aufgestellt werden. Und weiteren 200 Jugendlichen, die das Thema Glaubwürdigkeit der Medien – mit vier Fachleuten am Podium - interessiert hätte, musste abgesagt werden. Die gesamte eineinhalbstündige Diskussion ist im Online-Radio zu hören - Infos siehe unten.

Zu wenig Medienbildung in der Schule

Radieschen schrumpeln nicht durch WLAN
Christian Swertz
Auch wenn einige der Jugendlichen von Inhalts- und Textanalysen im Deutschunterricht berichteten, manche auch von Geschichtsstunden, kritisierte eine der ersten Rednerinnen, Antonia Patzak vom Lise-Meitner-(Real-)Gymnasium Schottenbastei, dass kritische Auseinandersetzung mit Medien in der Schule kaum eine Rolle spiele. Nach der Veranstaltung vertraut sie dem KiKu an: „Ich war ein Austauschsemester in England, in zwei verschiedenen Schulen in Bournemouth. In der ersten Schule, wo alle Laptops hatten haben wir die erste halbe Stunde nur BBC-Nachrichten und –Meldungen angeschaut und darüber geredet.“ Eine solche kritische Auseinandersetzung noch dazu mit Qualitätsmedien wünsche sie sich auch hier. Und nicht nur sie. Ein Schulkollege von ihr wies auch auf die ökonomische Macht(zusammenballung) so mancher Medien-Netzwerke hin. Allein schon dieses Erkennen und die Fragestellung, welche Interessen hinter welchen Nachrichten und Meldungen stecken, wäre schon der beste Weg, sich gegen Manipulationen zu wehren, wurde er sin seiner Analyse vom Podium her bestärkt.

Gegen Gratisblätter in der U-Bahn

Radieschen schrumpeln nicht durch WLAN
Stefan Kaltenbrunner
Mehrere der jugendlichen Redner_innen, aber auch jene auf dem Podium, kritisierten die Verbreitung von Gratiszeitungen mit billigstem Inhalt in den U-Bahn-Stationen. KURIER-Online-Chefredakteur Stefan Kaltenbrunner schlug u.a. vor, die aus öffentlichen Geldern in diese Produkte fließenden Millionen lieber für Medienerziehung in den Schulen zu investieren. Für ein eigenes einschlägiges Unterrichtsfach plädiert(e) Christian Swertz, Medienpädagogik-Lehrender am Institut für Bildungswissenschaft der Uni Wien.

Safer Internet

Radieschen schrumpeln nicht durch WLAN
300 Jugendliche ließen den großen Sendesaal im ORF-Radio-Kulturhaus fast übergehen
Katarzyna Godoś, Schülerin im Debattierklub der Handelsakademie in der Favoritner Pernerstorfergasse, meinte zwar, viele Jugendliche wüssten ohnehin, dass in diesen Blättern nur Mist stünde und würden sie gleich wegwerfen, aber das nehmen ja auch schon viel jüngere Kinder und die glauben das dann vielleicht. Ihre Kollegin Lili Leißer ist nicht nur Schulsprecherin, sondern auch im Jugendforum von „Safer Internet“, wozu sie, wie sie später dem KiKu anvertraut, durch eine andere Standpunkt-Diskussion animiert worden sei. Diese Organisation bietet Workshop zum kompetenten Umgang mit dem Internet, sozialen Netzwerken, Apps usw. an.

Jede/r soll selber medienkritisch sein

Radieschen schrumpeln nicht durch WLAN
Lena Doppel
Lena Doppel, seit Ewigkeiten kompetente Netz-Aktivistin und in verschiedensten Bereichen der „Zivilgesellschaft“ engagiert, erinnerte nicht zuletzt auch daran, dass sich jede und jeder Einzelne mit Medien auseinandersetzen – und auch mit den hinter sozialen Netzwerken steckenden Algorithmen -kritisch auseinander setzen sollte.

Meldungen überprüfen

Radieschen schrumpeln nicht durch WLAN
Andre Wolf - im Hintergrund jugendliche Teilnehmer_innen
Andre Wolf von „Mimikama - Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch“ gestand, trotz des kritischen Herangehens dieser Plattform wäre die im Vorjahr selbst auf eine Falschmeldung reingefallen, weil diese von seriösen Medien wie Spiegel-Online verbreitet worden sei. Hingegen hätten sie durchs Netz geisternden Berichte von Radieschen, die neben WLAN-Routern verschrumpeln würden, einem Feldversuch in ihrem Büro unterzogen. Die Erkenntnis: Stimmt einfach nicht.

Und Stefan Kaltenbrunner brachte das Beispiel als viele Medien über einen Pariser Bezirk brachten in dem Jugendliche Randale gemacht hätten und die Gegend brannte. Der KURIER-Korrespondent fuhr hin, schaute sich um. Nichts davon wahr. "Seriöse Qualitätsmedien arbeiten nach dem bewährten Motto: Check – Re-Check – Double-Check", so der KURIER-Online-Chef.

Radieschen schrumpeln nicht durch WLAN
300 Jugendliche ließen den großen Sendesaal im ORF-Radio-Kulturhaus fast übergehen
Standpunktist eine gemeinsame Veranstaltung vom Bundesministerium für Bildung und dem ORF. Der KURIER ist Partner des Redaktionsteams. Organisatorisch durchgeführt wird die Diskussionsreihe von KeyKontakt PR, angesiedelt bei KulturKontakt Austria. Moderation: Alois Schörghuber (ORF Ö1)

Die Diskussion zum Anhören
Die gesamte Diskussion gibt’s als Stream
24./25. und 26. April, jeweils 19.30 bis 20
http://oe1.orf.at/campus

Und zum Nachhören unter: www.schuelerradio.at

Links zu den Podiumsgästen

Stefan Kaltenbrunner, KURIER-Online-Chef - für den erkrankten KURIER Chef und -Hrausgeber helmut Brandstätter: www.kurier.at

Lena Doppel: Autorin, New Media Trainerin, Digital Strategist: www.lenadoppel.com ; www.respekt.net

Christian Swertz: Medienpädagoge, Institut für Bildungswissenschaft Univ. Wien: http://medienpaedagogik.univie.ac.at/

Andre Wolf: Content- und Social Media Coordinator bei „Mimikama-Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch", Blogger des Jahres: www.mimikama.at

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