So lustig & frech, beschwingt, stürmisch und feierlich kann die EU klingen!

So lustig & frech, beschwingt, stürmisch und feierlich kann die EU klingen!
Rund 150 junge Musiker_innen aus allen Mitgliedsländern spielten in Grafenegg groß auf

Was mit "das ist der daumen beginnt…" muss nicht mit dem bekannten Reim enden. Goldinger, Lanfinger, Tresorwand und ein klitzekleiner Jimmi Bond kommen vor. Und ein "Mi ma Monsterchen tanzt herum". Batman, Robin, Superman, Grete Müller und Frankenstein tummeln sich auch noch in den sprechgesungenen, getröteten, gebeatboxten… kurzpoetischen Gschichtln HK Grubers nach H.C. Artmanns "Kinderreimen".
Es war ein genialer, witzig-frecher erster Teil des Konzerts des European Union Young Orchestras im Wollenturm von Grafenegg unter der Leitung von Vladimir Ashkenazy. Der Komponist himself inszenierte die Reime, spielte dazu mit Spielzeuginstrumenten wie einer Plastik-Meolidca, einem Mini-Saxofonerl ebenfalls aus Kunststoff, einer gleichmaterialigen Vogelpfeife usw. Die jungen Orchestermusiker_innen erzeugten die passenden Stimmungen mit ihren klassischen Instrumenten, konterkarierten den Sprechgesang-Solisten manchmal auch in einer Art Zwiegespräch oder Widerspruch. Manche von ihnen verlegten sich auf Ergänzungen zu Grubers Instrumentarium - mit einem spielzeugoianino oder aufgeblasenen und anschließend zerplatzten Papiersackerln…

Anderes Tempo reingebracht

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Auch großartig - und vielfältig, die vier Variationen von Gustav Mahlers Symphonie Nr. 1 von "langsam" über "kräftig bewegt, doch nicht zu schnell" und "feierlich und gemessen ohne zu schleppen" bis hin zu "stürmisch bewegt". So fiel dann auch der Applaus aus, der mit einer Zugabe (Chanson du Matin von Elgar) belohnt wurde.

Drei Wochen lang hatten die jungen Musikerinnen und Musiker aus den 27 Mitgliedsländern der EU in Grafenegg geprobt. Für die letzten drei Tage kam als Dirigent auch der musikalische Leiter Vladimir Ashkenazy. "Und es war doch noch mal etwas anderes", verrät Jessica Grimes aus Irland, Klarinettistin dem Online-KiKu: "Er hat ein anderes Tempo reingebracht, eine Passage spielen wir jetzt deutlich schneller. Und er ist ein ganz Großer, großartig und im Herzen so jung und ganz bei uns."

Der Meister im Kurzinterview

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Das bestätigt er auch selbst im Kurzinterview: "Ich genieße diese Arbeit mit den jungen Leuten. Die haben nicht nur alle sehr viel Talent, sie werden ja aus vielen Bewerberinnen und Bewerbern ausgewählt, die sind auch so inspiriert, so hungrig, so voller Energie, haben so viel Biss und trotz der vielen Proben auch den großen Spaß am Musizieren miteinander. Das gibt auch mir sehr viel, drum hab ich damals das Angebot von Joy Bryer angenommen, nicht nur manches Mal zu dirigieren, sondern auch die künstlerische Leitung zu übernehmen."

"Seit ich 18 bin, hab ich mich bei den Auditons beworben, heuer hat's endlich geklappt", freut sich die schon genannte mittlerweile 25-jährige irische Bläserin Jessica Grimes darüber, dass ihre Hartnäckigkeit von Erfolg gekrönt war. "Und es hat sich echt ausgezahlt, es ist eine wunderbare Erfahrung."
Das findet auch Adriana Dyaková, Querflötistin aus Bulgarien mit einem breiten Grinsen, darüber, "dass ich heuer schon das dritte Mal dabei sein darf".

Intensiv

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Fürstlich. Im Hintergrund, ein bisschen zwischen Bäumen versteckt ein Schloss. Davor ein endlos wirkender Garten. Mittendrin ein Hügel, aus dem ein künstliches Gebilde wächst. Von dort wehen Trompeten- und Posaunenklänge her. Nahe der Schlossmauer die einstigen Wirtschafts- und andere "Nebengebäude". Eins davon eine ehemalige Reitschule. Einsam auch aus ihr Bläserklänge.
Erweitert um moderne Zubauten mit viel Glas. Mittendrin ein großer Konzertsaal. Eine vollbesetzte Bühne. Deutlich mehr als 100 junge Musiker_innen. Proben. Immer wieder werden wenige Takte geübt. Manche von kleinen Instrumentalgruppen - etwa den Querflötist_innen, hin und wieder auch nur praktisch ein einzelner Ton - bis der Dirigent zufrieden lächelt.

Nach einer der Proben eines ganzen Satzes durch das gesamte Orchester zeigt er sich hocherfreut, lobt das ganze Ensemble, das seinerseits ihm standing ovations entbietet.
Wenige Tage vor dem ersten Konzert. Am 6. August startete die Serie der öffentlichen Performances - vier verschiedene Konzerte unter der Leitung zweier verschiedener - großer - Dirigenten.

Erste Tournee

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Auftakt war in Grafenegg im Wolkenturm. Symphonien von Janacek und Bruckner standen auf dem Programm (dirigiert von Jaap von Zweeden), drei Tage später das selbe Konzertprogramm im berühmten Concertgebouw von Amsterdam, bevor's wieder zurück geht nach Grafenegg. Dort leitete am 13. August der berühmte Vladimir Ashkenazy eine Mahler-Symphonie und Gruber Frankenstein!!. Carinthischer Sommer, Bozen, Kassel und Berlin sind die weiteren Stationen - unter anderem mit Strawinskys Feuervogel.

Interviews mit den jugendlichen Teilnehmer_innen der Summer School sowie zwei jungen Erwachsenen, die nach der vorjährigen Sommer-Schule nun regulär für ein Jahr ins Orchester aufgenommen wurden - samt einigen Probenfotos - in der Fotostrecke (oben und unten).

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