Sicher cool, mit Jugendlichen zu arbeiten
Wir arbeiten in einem Viertel im Südosten Londons, das in den Medien oft wegen Messerstechereien vorkommt, beschreiben Doris und Yvonne von "Kids Company" ihr Arbeitsumfeld. Erstere kommt selbst aus diesem Viertel, ist noch ganz jung und hat erst vor zwei Jahren ihre Ausbildung zur Sozial-und Jugendarbeiterin abgeschlossen. "Drum nehmen mich die Jugendlichen auf der Straße viel ernster als gelehrte Professoren", meint sie zum KURIER. Eine ideale Voraussetzung für das neuartige europäische Projekt zur Vorbeugung vor und Verhütung jugendlicher Gewalt.
Kürzlich wurde JUMIGG in Wien vorgestellt. die Abkürzung steht für die (deutsche) Bezeichnung "Jugendliche Multiplikator_innen gegen Gewalt". In den fünf beteiligten Ländern (neben Wien und London noch Madrid, Bukarest und Potenza/Italien) setzen sich je zehn Jugendliche in praxisnahen Workshops aber auch theoretischen Seminaren mit möglichsten vielen Formen und Aspekten von Gewalt auseinander. Sie erlernen Strategien zum Umgang miteinander und Lösen von Konflikten auf andere als gewalttätige Art. Je weiter sie in ihrer eigenen Ausbildung sind, umso mehr gehen sie ins Feld, in die Parks, die Höfe von Wohnhausanlagen von "Brennpunkten". Um dort ihr erworbenes Wissen und ihre Fähigkeiten anderen Jugendlichen zu verklickern.
"Nebeneffekt"?
Vielleicht, so ein nicht ungeplanter "Nebeneffekt" des Projekts, werden einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ja später selber einmal in der Jugendarbeit tätig sein.
Das gilt beispielsweise für die beiden Wiener Mädchen Melissa und Gizem, Gymnasiastin die eine, Handelsschülerin die andere, die der KURIER bei der Wiener Partnerorganisation des Projekts, dem MultiKulturellen Netzwerk (MKN), getroffen hat. "Ja, ich möchte später einmal auf jeden Fall etwas mit Menschen arbeiten, Sozial- oder Jugendarbeit, da könnte so ein Projekt wie dieses schon recht hilfreich sein" (Melissa). "Ich weiß noch nicht genau, aber in der Jugendkultur zu arbeiten oder einen pädagogischen Beruf, das könnt ich mir schon vorstellen", meint ihre Freundin Gizem.
Selbst damit Probleme
"Mich interessiert vor allem das Thema Gewalt, weil ich selber damit auch Probleme habe und mir denke, auf diesem Weg davon weg kommen zu können", begründet der Polytechnik-Schüler Bulat, warum er sich für die Teilnahme an JUMIGG entschieden habe. Sein Kollege Paul (auch aus einem Poly): "Es ist sicher ein cooler Job, mit Jugendlichen zu arbeiten, du hast dabei ständig mit der Außenwelt zu tun und musst nicht immer in einem Büro sitzen", versucht auch er mit dem Projekt dieses Berufsfeld auszutesten.
Kajum und Tayeb, zwei weitere Jungs interessiert vor allem die Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt und sie hoffen beide, "dazu in dem Projekt mehr zu lernen".
Jugendliche können mehr als nur Opfer oder Täter sein, sie können auch selber was tun - so fassen Sepideh, Hartwig und Flo vom MKN eines der Leitmotive von JUMIGG, in dessen Verlauf die beteiligten Jugendlichen der fünf Länder einander auch besuchen werden, zusammen.
Heinz Wagner
-
Hauptartikel
-
Hintergrund
Kommentare