Ein bisschen angelegt wie eine klassische Verwechslungskomödie mit Seitensprüngen da und ebensolchen dort und Klischeefiguren überall. Allesamt so überzeichnet, dass sie zu Karikaturen werden: Von der überdrehten, erfolgreichen, zerbrochenen alkoholkranken Künstlerin Ingeborg, die sich auf der Suche nach ihrer verlorenen Jugend praktisch ganz-körper-operieren lässt und dennoch ihren Trost nur in der Wodka-Flasche findet.
Ihr noch-immer-Ehemann Bernd, der ständig möglichst blutjunge Musen aufgabelt, um sich vorzumachen, dann könne er schreiben, dann jedoch beklagt, es ginge ihm dabei nicht dreckig genug, um wirklich zu Großem inspiriert zu werden. Tochter Ophelia, die von der Mutter immer nur niedergemacht wurde und nun obendrein mit Anatol einen Freund hat, der sie liebt, sich aber als asexuell outet. Damit stempelt er sich zum absoluten Außenseiter in dieser übersexualisierten Belegschaft von „Sein bestes Stück oder Die Kuh von Orleans“.
Profis plus Schüler_innen
(K)ein Schelm, wer beim ersten Teil des Titels… Elektra nennt der eine, Iphigenie ein anderer genau jenes… Alles dreht sich in dieser Koproduktion aus Profis und Jugendlichen (HLW Bergheidengasse, Wassermanngasse, Reumannplatz, Hertha-Firnberg-Schule, HIB Boerhaavegasse, die Graphische sowie GRG Zirkusgasse und Studierende der Uni Wien und der BoKu) – ums Theater. Denn eigentlich steht „Sein bestes Stück“ für den Versuch Hamlets, so der Vorname, den Ingeborg und Bernd ihrem Sohn gegeben haben, in Zeiten der Krise des Theaters das ultimative Stück schlechthin zu schreiben. Wobei er variiert seinen Vater wiederholt – er reißt sich mit „Mimi“ eine Muse auf, die er verleugnet sobald seine Verlobte Stella das Auto besteigt, das diese drei sowie Ophelia und Anatol ins Landhaus der Mutter in Italien bringen soll… Und dennoch ist es Emilia wie Mimi eigentlich heißt, mit der er sich – geistig – findet. Sie und er spinnen die Geschichte von der Suche nach der „inneren Kuh in jedem und jeder“.
Plädoyer fürs Theater
„Zu viel Information“, stoppt Maria M. Lehner, die Assistentin Bernds mitunter dessen Redefluss oder jenen der aktuellen Muse desselben Rita „Lovely“ Brasch. Das gilt ansatzweise auch für manche Szene des ganzen Stücks, in dem so mancher Klassiker zitiert wird, das dennoch selbst ein heiter-ironisch-karikierendes Plädoyer fürs Theater ist, dessen Niedergang es kokett beklagt. Einen leichten Dämpfer versetzt dem ganzen allerdings der – um auch zu einem Klischee zu greifen – oberlehrer_innen-hafte Ton des resümierenden Schlussmonologs.
Sein bestes Stück oder Die Kuh von Orleans von Charlotte DerStern Aus der Serie Jugendrelevante Themen für Jugendliche mit Jugendlichen
Text, Regie Charlotte derStern Künstlerische Assistenz Christina Piringer Design Konstantin Kunisch
Emilia „Mimi“ Lessig Corinna Husek Hamlet van Spronsen Konstantin Kunisch Ophelia van Spronsen Anna Scharner Ingeborg van Spronsen Christina Piringer Bernd Rose Alexander E. Fennon Stella Wolf Stephanie Rasch Anatol Schneider Michael Zakall Rita „Lovely“ Brasch Michaela Illetschko Mara M. LehnerMagdalena Bönisch Nora Tollhaus Nicole Haselbacher Schwester Kathrin Luisa Leitener Victor Witrac Stefan Antonicek Wilhelm „Willi“ SchöllerClemens Jancik Die innere Kuh Johanna Steine
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