Beim Gehen Strom erzeugen ...

Ayesha Karim, Alexandra Aung und Naboshika Nantheswaran aus Essex (England)
SciChallenge-Awards: Auszeichnung für junge und jüngste Wissenschafter_innen

Łukasz Symura (11) steht bei seinem Informationsstand in einem der Arkadengänge der Universität Wien und lässt einen Tischtennisball über einem Fön schweben. Damit wies er plastisch auf sein Projekt hin, mit dem er sich unter die zwölf siegreichen Arbeiten der SciChallenge eingereiht hatte. Zuvor waren die Kinder bzw. Jugendlichen gegen Ende der diesjährigen Kinderuni Wien im größten Hörsaal, dem Audi-Max, ausgezeichnet worden. Sie waren die besten von 438 Projekt-Teams aus 28 Ländern, die an der Wissenschafts-Herausforderung teilgenommen hatten. Vor zwei Jahren startete dieses EU-Projekt mit dem Aufruf. In der Zwischenzeit konnten Kinder bzw. Jugendliche in zwei Altersgruppen (10 bis 14 sowie 15 bis 20, jedenfalls aber vor-universitär) entweder einzeln oder in Teams wissenschaftliche Projekte und Arbeiten einreichen. Die präsentierten sie auf der Homepage des Bewerbs. Die hundert Arbeiten mit den meisten Zugriffen – insgesamt wurden alle Projekte mehr als vier Millionen Mal angeschaut, 21.087 Likes wurden vergeben – kamen in die engere Auswahl, aus der die Jury dann die 12 Top-Projekte auswählte, die dann ... siehe oben.

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Łukasz Symura (11) aus Silesia (Polen)
Zurück zum elfjährigen Łukasz Symura aus dem polnischen Silesia. Schon im Alter von acht Jahren saß er in einem Segelflugzeug, „weil ich fliegen mag und wissen will, wie das funktioniert. Ich will auch Pilot werden“, erzählt er dem Kinder-KURIER. Letzteres „weiß ich schon, seit ich noch jünger war, vielleicht drei oder vier Jahre, ich war auch oft mit meiner Mama auf dem Flughafen und habe den Flugzeugen beim Starten und Landen zugeschaut. In meinem Projekt hab ich mich damit beschäftigt, wie fliegen überhaupt funktioniert und hab dann dazu Versuche gemacht“, berichtet der Jüngste der 12 Gewinner_innen.

Geheime Infos in Musiknoten verpackt

Nicht viel älter ist Defne Lal Oruncak aus der türkischen Hauptstadt Ankara. Die 12-jährige dachte sich angesichts einiger Terror-Attacken – auch in ihrem Heimatland – „etwas aus, um Panik zu verhindern. Ich spiele gern Klavier, früher hab ich Geige begonnen, aber das ist viel schwieriger. Und so war meine Idee, dass überall auf Flughäfen, in Einkaufszentren, an Orten, wo viele Menschen zusammen kommen, jemand sitzt, der Klavier spielt. Und wenn es zu einer gefährlichen Situation kommt, verpackt die Klavierspielerin oder der Klavierspieler geheime Informationen für das Sicherheitspersonal in die ersten 20 Sekunden eines Liedes. Werden da zum Beispiel tiefe, ganze Noten gespielt, wissen die Sicherheitsleute, sie müssen ruhig und geordnet die Menschenmassen an einen sicheren Ort bringen...“

Sonne säubert Wasser

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Nun die weiteren Award-Gewinner_innen: Jacobo Ramil, Ernesto González und Alba García aus Santiago (Spanien) - ihre Slide-Show ist hier
Zu dritt entwickelten Alba García, Ernesto González und Jacobo Ramil aus dem spanischen Santiago je zur Hälfte in der Schule sowie in ihrer Freizeit ein Gerät, um Wasser zu destillieren (säubern) – mit der Kraft der Sonne. Gut, das ist keine ganz neue Methode, gestehen die drei 14-Jährigen. Wasser abzukochen, damit es sauber und trinkbar wird, ist bekannt. Auch, dass das mit Sonnenenergie funktioniert, „aber wir haben einen Sensor zum Messen der Temperatur, von einem Minicomputer, einem Raspberry Bi eingesetzt, damit man sieht, wann das Wasser trinkbar ist“.

Wie hältst du's mit klonen?

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Mary-Beth Kogbe aus Essex (England)
Mary-Beth Kogbe aus Essex bei London war im Biologie-Unterricht angetan und zugleich auch skeptisch von der Vorstellung von Klonen. „Deswegen hab ich mein wissenschaftliches Projekt dazu gemacht – ich hab selber viel gelesen, was dafür und was dagegen spricht, hab aber auch mit Leuten darüber geredet, was sie davon halten und darüber denken.“ Daraus hat die 14-Jährige ein informatives, übersichtliches, buntes Poster gestaltet.

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Aus der selben englischen Schule kommen Ayesha Karim, Naboshika Nantheswaran und Alexandra Aung. Diese drei 14-Jährigen widmeten ihr Science-Projekt Blicken auf die Zukunft der Welt. Öl-, Gas- und Kohlevorräte gehen zu Ende, Klimaerwärmung, Polkappen drohen abzuschmelzen... Was tun dagegen? Das stellen die drei Schülerinnen in einem drei minütigen Zeichentrickvideo dar. Neben bekannten Möglichkeiten wie mehr öffentlicher Verkehr, Müll trennen und wieder verwerten, Sonnen- und Windenergie usw. schlagen sie vor, „unsere eigene alltägliche Fortbewegung zur energie-Gewinnung einzusetzen – sodass Radfahren Strom erzeugt, aber auch „nur“ das Gehen: Die Böden könnten so gemacht werden, dass jeder Schritt den wir machen, Strom erzeugt!“

Vitamin und Zucker

Sarah Lane und Lydia Punch aus dem irischen Cork essen gerne getrocknete Früchte. Würden selber hergestellte besser sein als gekaufte – was Vitamin C und was Zucker betrifft. „Das hat uns interessiert und darum haben wir Mangos, Äpfel, Birnen und Erdbeeren getrocknet. Das Ergebnis war für uns teilweise sehr überraschend. Bei den meisten Früchten haben wir bei den hausgemachten weniger Vitamin C gemessen.“

Krebs noch früher, schneller und billiger erkennen

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Leyla Al Masoud  und Berna Akdeniz aus Izmir (Türkei) kamen auf Platz 3 in der Publikumswertung. Ihr Video ist hier
Dass Früherkennung die beste Methode ist, um Krebserkrankungen zu bekämpfen ist allgemein bekannt. „Wir haben dazu in unserem Projekt recherchiert und sind drauf gekommen, dass viele Untersuchungen wie Biopsien oder Computer-Tomographien sehr aufwändig sind und es dann doch lange dauert, bis man Ergebnisse bekommt“, leiten Berna Akdeniz und Leyla Al Masoud aus Izmir (Türkei) die Schilderung ihres Projekts ein. „Wir haben uns gedacht, das sollte schneller und einfacher gehen und haben an einem Chip gearbeitet, mit dem man schon anhand weniger Blutstropfen und ganz schnell erkennen kann, ob jemand Krebs hat oder nicht. Den Chip haben wir schon – in Zusammenarbeit mit einem Labor – entwickelt, mit echtem Blut durften wir als Schülerinnen nicht experimentieren, aber mit verschiedenen Zellen. Jedenfalls wollen wir weitermachen, vielleicht später sogar Medizin studieren“, meinen die beiden 17-jährigen Mädchen.

Wisch und Licht

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Tamás Imets aus Rumänien
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Tamás Imets aus Rumänien - sein YouTube-Video findest du hier
Tamás Imets (18) bewegt im Arkadengang, wo alle 12 Projekt-Teams ihre Infos-Stände aufgebaut haben, seine rechte Hand schnell in Richtung seiner Schulter – die am Infotisch montierte Lampe leuchtet auf. Er wiederholt die Bewegung – und die Lampe geht aus. „Ich war schon als Kind von den Jedi-Rittern und der Welt von Star Wars fasziniert und dem Spruch, dass alles von einem Kraft-/Energiefeld umgeben ist. Ja, und so hab ich für mein Projekt ein Programm geschrieben, dass ich mit Handbewegungen Geräte steuern kann.“ An der Hand eine schlaue Uhr (Smart Watch)und ein kleines Gerät, in das er einen Microcontroller samt dem von ihm geschriebenen Programm eingebaut hat sind seine „Werkzeuge“. Das kleine Gerät kommt in die Steckdose – das zu bedienenden Gerät wird an dieses angesteckt – und los geht’s: die eine Handbewegung steuert die Lampe, eine andere kann beispielsweise ein TV-Gerät ein- und ausschalten, mit anderen Bewegungen kann Tamás Imets, Ungar aus Rumänien, durch die Programme switchen. Aber nicht nur er. In einem 4,22-minütigen YouTube-Video erklärt er sein Projekt, auf einer Website veröffentlichte er auch eine Anleitung – samt Code-Zeilen der Programmierung – damit die „Macht auch mit dir“ sein möge ;)
Zu Tamás' Gebrauchsanleitung geht'shier

Tamás Imets war übrigens schon vor fast einem Jahr mit einem Brain-Interface beim Europäischen Jung-Wissenschafter_innen-Bewerb EUCYS in Brüssel dabei, wo er auch in einem Bericht im KiKu vorgekommen ist - zu diesem geht es hier

Vorschläg für spannendere Physik-Stunden

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Matouš Pikous aus Liberec (Tschechien)
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Matouš Pikous aus Liberec (Tschechien) - seine Präsentation ist hier
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Matouš Pikous aus Liberec (Tschechien)
Matouš Pikous aus dem tschechischen Liberec zeigt bei seinem Infostand, was er sich Spannendes für den Physikunterricht ausgedacht hat. Er lässt sein Tablet auf einen weichen Polster fallen – und zeigt anschließend die Kurve der Beschleunigung sowie in einer Tabelle die Zeit, die das Tablet für den Weg aus seinen Händen bis zur weichen Landung brauchte. Der 18-jährige Schüler nahm sich die verschiedenen Sensoren eines Handys bzw. Tablets her und überlegte, wie diese im Physikunterricht eingesetzt werden könnten. „Mit den Sensoren in diesen Geräten kann man ja Beschleunigung, Abstände, Magnetfeld und noch vieles mehr messen. Davon lernen alle im Physikunterricht und wenn man diese Devices einsetzt, könnte das doch spannender sein als nur Berechnungen auf der Tafel“, meint der 18-Jährige und bedauert, „dass aber wahrscheinlich die wenigsten Schulen dafür ein Tablet ankaufen werden“.

Frösche und Kröten

Der 18-jährige Nándor Erős aus Rumänien, im ungarischsprachigen Gebiet, begab sich monatelang einmal wöchentlich in Lunca de Jos ins Trotus-Tal. Dort beobachtete er Frösche und Kröten, insbesondere interessierte er sich für ihr Brutverhalten und den Zusammenhang zwischen unterschiedlichen Wasserquellen – Teiche, Lacken, Seen – und der Artenvielfalt in diesem Gebiet in den Ostkarpaten.

Licht ins Dunkel

Aljaž Kavčič und Filip Geč (beide 18) aus Sloweniens Hauptstadt Ljubljana arbeiteten in einem Labor, um mit künstlichen fluoreszierenden Molekülen Bereiche menschlicher Zellen sichtbar zu machen.

Seife und mehr aus Pflanzen

Davor Stevcheski (18) und Stefani Ivanovska (17) vertieften sich in die Möglichkeit, so manche chemisch hergestellten durch Naturmittel zu ersetzen. Vor allem analysierten die Wirkungen, die aus Extrakten der Pflanze Spitzwegerich, erzielt werden können – von der Seife bis zu Cremen zur Behandlung von Akne oder anderen Hautkrankheiten. Dafür durften sie neben der Schule im heimatlichen Tetovo in einem nahegelegenen Labor werken. Aber nicht nur für die Haut, auch in Brot seien die Auszüge dieser Pflanze nicht nur genießbar, sondern auch gesundheitsfördernd – natürlich und billig obendrein!

Die besten aus Österreich

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Isabell Aigner und Julia Biber aus (Nieder-)Österreich
Von den 34 eingereichten Projekten aus Österreich hatte es keines unter die 12 mit den Awards ausgezeichneten geschafft, vier waren ins Finale gekommen und das beste stammt von Isabell Aigner und Julia Biber aus Bergland bzw. Scheibbs (Niederösterreich). Die beiden besuchen das Francisco Josephinum, eine HBLA mit Forschungsschwerpunkt in Wieselburg (NÖ). Sie erkoren Stammzellen zum Thema ihrer wissenschaftlichen Arbeit, „es war zwar unser Privatprojekt, aber wir haben es dann doch auch in der Schule, im Obstbauunterricht, präsentiert. Wir haben uns mit Stammzellen und vielen Aspekten davon auseinandergesetzt, wollten die theoretische Arbeit aber nicht trocken, sondern kreativ und lustig präsentieren. Wir haben Lieder und Comics sowie witzige Sprüche eingebaut, weil wir möglichst viele Menschen ansprechen wollten. Das Thema betrifft ja alle.“

https://www.scichallenge.eu/

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