Diese Jugendlichen haben viel zu sagen!
Die einen eher schüchtern - „mir wäre ja ein Zeichenbewerb lieber“, so Georgia Biggins, die aber dennoch ganz eloquent über den Mut zum Anderssein sprach – auf Deutsch und Englisch (bei ihr als Erstsprache). Andere gestanden beim Thema „zwischen Angst und Mut“ ein, dass sie, um überhaupt hier zu reden, Angst überwinden mussten.
Wieder andere genossen sichtlich die Momente am Redepult und Mikrophon. Fast wortgewaltig in Rede und Gestik agierte wieder Deniz Kaan Gollmayer mit Türkisch – und wie alle, das ist Bedingung des mehrsprachigen Redebewerbs „SAG'S MULTI!“ auch in Deutsch – und hielt ein flammendes Plädoyer gegen zunehmende Ungleichheit und für mehr soziale Gerechtigkeit. Mindestens genauso wohl fühlte sich Valerie Flachberger – mit Englisch als erlernter Fremdsprache – als sie es soooooo langweilig fände, wenn alle die gleiche Meinung hätten, aber es gelte Meinungen anderer zu respektieren.
Fluchterfahrungen
Und dann berichteten vier der 34 Redner_innen dieses zweiten (von drei) Finaltages des nunmehr achten Redebewerbs von Fluchterfahrungen (drei der jeweiligen Eltern(teile): Monir Ahmadi, dessen Vater samt Familie aus dem afghanischen Mazar-is-Sharif wegmusste, nachdem das Haus des Bäckers von allen Seiten beschossen worden war. Musa Emin Budak schilderte die Flucht seines Vaters, damals 7 Jahre an der Hand seiner Eltern und Tanten aus der Türkei (vor drei Jahrzehnten). Kevin Kutlesa berichtete (auf BKS/Kroatisch) von einer damals jungen Frau, die am 1. Juni 1992 ihr Elternhaus verließ, weil in Jugoslawien Freunde zu Feinden geworden waren. Sie alle zeigten sich mehr als froh darüber, dass ihre Eltern diese Entscheidungen getroffen hatten, auch wenn sie sich zum Teil in einem wildfremden Land wieder fanden, schwierig Fuß fassen konnten, aber sie als deren Kinder in Frieden und Freiheit aufwachsen und lernen können.
Schließlich schilderte noch Kiran Khetarpal (auf Pashto, eine der großen Sprachen Afghanistans) wie ihre gemeinsame Familienflucht sie und ihre Schwester (die in der Regionalrunde Dari, die zweite große Sprache Afghanistans, sprach) vor Schicksalen anderer Mädchen – nicht in die Schule gehen dürfen, als Kinderbräute verkauft werden – bewahrt. Einige der zuletzt genannten Redner_innen mussten ihre Freude aber mit Wermutstropfen darüber trüben, dass sie sich immer wieder mit feindseligen Vorurteilen konfrontiert sähen.
Vielleicht hätte der dienstägigen Ministerrat geschlossen diesen – und anderen – Reden der mehrsprachigen Jugendlichen zuhören sollen, bevor sie sich daran machten eine weitere (die wievielte?) Verschärfung des Fremdenrechtes zu beschließen.
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