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Jugendliche wollen Ängste überwinden

Seray Aytar (G11 Geringergasse, Wien) sprach Türkisch und natürlich Deutsch.
8. Runde des mehrsprachigen Redebewerbs „SAG'S MULTI!“: 568 Teilnehmer_innen aus 140 Schulen aus ganz Österreich - 50 verschiedene Sprachen.

Update 13. Dezember, 23.05 Uhr: Kurzfassungen und Fotos der jugendlichen Redner_innen vom 3. Tag der Regionalrunde.

„Zwischen Angst und Mut“ - die meisten der mehrsprachigen Redner_innen am dritten von fünf Regionalrundentagen entschieden sich für dieses Unterthema. Fast all diese Teilnehmer_innen von „SAG’S MULTI!“ (8. Jahr) sprachen – immer auf Deutsch UND einer anderen Erst- oder erlernten Fremdsprache - unter anderem den Mut an, den sie aufbringen mussten, um die Angst davor zu überwinden, auf einer Bühne vor anderen ihre Gedanken darzulegen. 27 Jugendliche sprachen im Zubau der AHS Laaerberg Straße (Wien-Favoriten). Bilder und Kurzfassungen der Beiträge aller 27 Jugendlichen dieses Tages - siehe Fotostrecke unten

Eigene Fluchtgeschichte

Aozan Hussien (BRG Bad Vöslau, NÖ) eröffnete am Nikolaustag den Reigen der Regionalrunden, gleichsam der Semifinali des diesjährigen mehrsprachigen Redebewerbs „SAG'S MULTI!“ mit seinem Beitrag auf Kurmandschi (einer der kurdischen Sprachen) UND natürlich Deutsch. Austragungsort der ersten von neun dieser Zwischenrunden war die Berufsschule für Verwaltungsberufe in der Wiener Embelgasse.

Jugendliche wollen Ängste überwinden
Aozan Hussein (BRG Bad Vöslau, NÖ) eröffnete am Nikolaustag den Reigen der Regionalrunden auf Kurmandschi (einer der kurdischen Sprachen) UND natürlich Deutsch.
Erst seit ungefähr einem Jahr lebt der 19-Jährige in Österreich. Syrischer Kurde flüchtete er vor vier Jahren – mit seinen Geschwistern in die Türkei. Der Vater hatte es bis Wien geschafft, suchte um Familienzusammenführung an. Das dauauauauerte. In der Zwischenzeit arbeitete er in Istanbul täglich 12 Stunden als Schneider und „am Abend haben wir – meine Schwester und ich – Deutsch gelernt – mit YouTube-Videos und anderen Seiten im Internet.“ In seiner Rede, für die er sich das Unterthema „zwischen Angst und Mut“ ausgesucht hatte, erzählt er von seiner Flucht, und von der Entscheidung, nicht mit Waffen, sondern mit dem Kugelschreiber zu kämpfen. Und davon, dass er – in Österreich angekommen – endlich keine Angst mehr zu haben brauche.

568 Jugendliche, 140 Schulen, 50 Sprachen

Jugendliche wollen Ängste überwinden
Monir Ahmadi (NMS Neufeld, Bgld., Dari/Afghanistan) wählte Malala Yousafzais Zitat als sein Thema, weil es unmittelbar mit seinem Leben zu tun hat(te). Als afghanischer Flüchtling im iranischen Maschad durfte er nicht lange in die Schule gehen. „Nur wer viel Geld hat, kann Privatschulen, die von Exil-Afghanen betrieben werden, besuchen.“ Geduldet seien für alle anderen höchstens drei Jahre. Die meiste Zeit, ab seinem 11. Lebensjahr, musst er arbeiten, um das Überleben der Familie mit zu sichern. Seit rund einem halben Jahr ist er in Neufeld und darf endlich unbeschwert leben und in die Schule gehen.
568 Jugendliche, so viele wie nie zuvor, traten in der achten Runde des mehrsprachigen Redebewerbs „SAG’S MULTI!“ in diesem Schuljahr an. Seit dem Nikolaus-Tag sind die Regionalrunden im Gange. In diesen Semifinali – nach den lokalen Vorausscheidungen – sprechen Schülerinnen und Schüler um den Einzug ins Bundesfinale, in dem dann 15 Sieger_innen gekürt werden, die als Preis eine gemeinsame Reise in ein europäisches Land bekommen. 50 verschiedene Sprachen – immer neben Deutsch – sind in diesem Schuljahr zu erleben. Wie schon im Vorjahr haben sich diesmal Schulen aller neuen Bundesländer beteiligt – insgesamt 140 Schulen – von der Berufsschule über Neue Mittelschulen, AHS und berufsbildende mittlere und höhere Schulen.

Das Überthema lautet diesmal: „Think out loud!“ – sozusagen laut gedacht. Wie jedes Jahr gibt es auch diesmal Unterthemen, dieses Schuljahr sind es folgende: „Meine Meinung, deine Meinung – wo treffen wir uns?“, „Das war aber schon immer so!?“, das Zitat der jüngsten Friedensnobelpreisträgerin aller Zeiten, Malala Yousafzai: „Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern“, „Zwischen Angst und Mut“ sowie erneut ein Bildimpuls – diesmal jener aller Facebook-Smilies vom Daumen hoch über das Herz bis zum Tränen- und Wutgesicht.

Der Kinder-KURIER war beim ganzen ersten und dem Vormittag des zweiten Regionalrunden-Tages dabei. Hier findest du sämtlich Redner_innen in Kurzzusammenfassungen und Fotos (außer jener Schülerin, die Wert darauf legt, „dass von mir kein Foto veröffentlicht wird“.

Jugendliche wollen Ängste überwinden
Moderatorin Elif Sahan sowie die beiden Obleute des "Vereins Wirtschaft für Integration", Georg Kraft Kinz (helles Sakko) und Ali Rahimi
Der Bewerb wurde vom „Verein Wirtschaft für Integration“ (vwfi) im Schuljahr 2009/10 ins Leben gerufen (114 Teilnehmer_innen), wird von EduCult abgewickelt und verdankt seine Existenz privaten Sponsorfirmen, vor allem UNIQA und LUKOIL. Der Geschäftsführer der letztgenannten Firma, Robert Gulla, erläuterte in einer kurzen Rede am zweiten Regionalrundentag im G11, Gymnasium Geringergasse, weshalb sein Unternehmen den Bewerb unterstütze. Die Firma habe Zweigstellen und Niederlassungen in mehr als vier Dutzend Ländern, daher „gehören interkulturelle Verständigung und Kommunikation über Sprach- und Landesgrenzen hinweg zu unserem täglichen Geschäft.“

Georg Kraft-Kinz (stv. Generaldirektor der Raiffeisen-Landesbank NÖ/Wien) und Ali Rahimi, in Teheran geborener Wiener Unternehmer, teilen sich brüderlich en Vorsitz im VWFI. Beide wohnen immer wieder Reden der Jugendlichen bei, zeigen sich fasziniert von der (Sprach-)Kompetenz der Schüler_innen und der erstgenannte rief die Jugendlichen auch auf: „Euch gehört die Republik!“

www.sagsmulti.at

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