Nach Projekt neue Freunde besucht

Nach Projekt neue Freunde besucht
Konfliktlösungen, Freiwilligen-Tätigkeit waren Themen des zentraleuropäischen Schul-Netzwerkes ACES. Nun steht Medienkompetenz auf dem Programm.

Drei Wochen nach dem Projekt sind ein Freund und ich noch einmal nach Opatija zu unseren Gastfamilien gefahren und fünf Tage geblieben." Das ist eine der nachhaltigen Folgen des internationalen Austauschprojekte ACES von denen Thomas Mostecky aus der HTL in der Klagenfurter Mössingerstraße dem KURIER erzählt.

Die zweite Nachwirkung hängt direkt mit jenem Thema zusammen, mit dem sich im vergangenen Zyklus, dem fpnften, 3800 Jugendliche beschäftigt haben: Freiwilligentätigkeit. Mostecky wird heuer im Juli in seinen letzten Schulferien eine einmonatige Ausbildung zum Rettungssanitäter absolvieren. "Daran hatte ich zwar schon früher einmal gedacht, aber das ACES-Programm war da noch ein zusätzlicher Anreiz und letzter Anstoß, der mein Interesse verstärkt hat, was Sinnvolles zu erlernen, mit dem ich anderen helfen kann. Man erwartet ja auch immer Hilfe, wenn man sie selber braucht", erläutert der höhere Technik-Schüler seine Beweggründe.

Zungenbrecher

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Im Rahmen des Austauschprojekts seiner Schule mit Kolleginnen und Kollegen aus Kroatien und Ungarn standen Besuche bei Bergrettung, Rotem Kreuz, Freiwilliger Feuerwehr, Klinik-Clowns auf dem Programm. Mindestens ebenso wichtig wie die Arbeit an Projekten zu diesen Themen waren Mosteckys Empfinden nach aber die Begegnung über Grenzen hinweg. "Es war einfach sehr gut, um neue Freunde, neue Kulturen kennen zu lernen, auch aufeinander zuzugehen, etwa in Ungarn mit körperlich und geistig beeinträchtigten Menschen."

Besonders hilfreich fand er beim Austausch, "dass wir in Gastfamilien untergebracht waren. Das war sehr bereichernd, weil man da viel mehr Einblick ins echte Leben gewinnt, wenn übers Alltagsleben erzählt und gekocht wird."
Die Jugendlichen hätten auch versucht, ihren neuen Freundinnen und Freunden auch jeweils einen Zungenbrechersatz in ihrer jeweiligen Muttersprache beizubringen.

Von wortlos bis zu Filmen

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Ganz ohne – gesprochene – Sprache setzten Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums in der Wiener Ödenburgerstraße und ihrer ungarischen Partnerschule den ersten Schritt in ihrem Projekt zum Thema Konfliktlösungen im Jahr davor. "Die Ungarn haben uns ein Video geschickt, in dem sie verschiedene Konflikte nur mit ihren Mimiken gespielt haben. Wir sollten erkennen, worum’s dabei geht, uns Lösungen überlegen und haben die auf gleichem Weg zurückgesendet", schildert Magdalena Gutschik aus dem GRG Ödenburger Straße (Wien).

Im direkten Kontakt war Englisch das mittel der Kommunikation. Und mit den Kolleginnen und Kollegen aus Ungarn der "Kontakt am intensivsten, weil wir da bei Gastfamilien gewohnt haben. Meine Gastschwester Babsi hat dann beim Gegenbesuch in Wien bei mir gewohnt." Die beiden hatten aber auch versucht, in die jeweils andere Muttersprache hinein zu hören. "Wir haben Filme in unseren Sprachen angeschaut und uns dann immer auf Englisch erzählt, worum’s geht. Das war schon cool, so haben wir dann sogar schon ein paar Sätze verstanden. "
Das ungefähr ein Jahr dauernde Projekt findet sie nachträglich noch "eine einzigartige Erfahrung, die man sonst nicht machen kann, so engen, direkten Kontakt, der Einblicke ins Leben in Nachbarländern verschafft, die man sonst nicht kriegt".

Viel miteinander unternommen

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Obwohl sie sich an die Inhalte ihres Projektes gar nicht mehr so genau erinnern könne, "ist ja auch schon gut zwei Jahre her", poppt in der Maturantin Eva Holzer aus der HTL Pinkafeld (Burgenland) beim Telefoninterview mit dem KURIER sofort jene Stimmung auf, die die gemeinsame Arbeit mit Kolleginnen und Kollegen einer slowenischen Schule kennzeichnete. "Ziemlich cool, wir waren eine Woche bei ihnen, sie eine Woche bei uns. Schnell hatten wir uns und sie sich eingelebt, uns sehr, sehr gut – auf Englisch – verstanden und auch viel Freizeit miteinander verbracht."

Vorurteile abbauen

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Als Lehrerin zeigt sich Sonja Gabriel von der HLW Steyr (OÖ), die drei Jahre ACES-Erfahrung hat, gleich aus mehreren Gründen von diesen Projekten begeistert. "Interessant ist dieses Schulnetzwerk. Bei den kick-off-meetings und den Akademien am Ende kommen Lehrerinnen und Lehrer aus allen 15 Ländern aber auch führende Leute aus den jeweiligen Ministerien zusammen. Das ist eine gute Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen und mehr über die Systeme und Strukturen in den anderen Ländern kenn zu lernen."

Zweitens habe sie vor allem die sprachlichen Fertigkeiten der Jugendlichen in den anderen Ländern überrascht. Von den Schülerinnen und Schülern aus Rumänien und Bulgarien, gibt Gabriel zu, hätte sie das nicht erwartet. Und dann habe sie sich gefragt, woher das komme. "Und bin drauf gekommen, die haben bis zur selben Schulstufe schon vier Wochenstunden mehr Englisch gehabt als unsere Schülerinnen und Schüler."

Unbürokratisch

Vorurteile gegenüber "dem Osten" müssten auch bei vielen Jugendlichen überwunden werden, merkt Gabriel an. "Nachher sind alle begeistert. Das Echo war jedes Mal: Wir sind froh, diese Länder – und vor allem diese Leute - besser kennen gelernt zu haben!"
Tränen zum Abschied gehören bei vielen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu, auch wenn die Kontakte – zumindest via Facebook oft fortgesetzt werden.

Einen weiteren, in ihrer Berufsgruppe sicher nicht zu unterschätzenden Vorteil sieht die Steyrer Lehrerin darin, "dass diese länderübergreifenden Projekte ohne großen, ja sogar mit ziemlich minimalem Aufwand funktionieren. Du meldest dich für ein Projekt an, suchst dir auf der Homepage eine Partnerschule, ihr entwerft gemeinsam ein Projekt, reicht es ein. Wenn es ausgewählt wird, reicht eine einfache Online-Bewerbung."

Horizont erweitern

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Dan Jakubowicz, Lehrer an der HTL im burgenländischen Pinkafeld, unterrichtet unter anderem die unverbindliche Übung "soziales Handeln". Im Rahmen dieser erfolgte der Austausch mit einer Schule in Slowenien. Dieser wie andere der Projekte dieses Faches werden von den beteiligten Schülerinnen und Schüler aller fünf Schulstufen begeistert aufgenommen. Der Freigegenstand wird klassenübergreifend angeboten. Projekte mit Ärzte ohne Grenzen, eine Äthiopienausstellung oder auch ACES laufen über diesen Freigegenstand. "Die Jugendlichen sind von diesem Angebot heftig begeistert", freut sich der Lehrer an der Technischen Schule darüber, dass dieses Angebot auf Gegenliebe stößt. "Es ist für manche dann auch später Anstoß, mehr oder irgend etwas im sozialen Bereich zu tun. Und es hilft, den Horizont zu erweitern."

Der Freigegenstand fand in der Schule mittlerweile eine Erweiterung. Das Projekt "Schule und Gesellschaft – Aktion und Reflexion"   (SchuGAR) entstand, das weitere Aktivitäten initiieren will und für das drei Lehrer_innen verantwortlich sind, da ist übrigens auch eine Schülervertreterin involviert, freut sich der Lehrer.

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