Miteinander getanzt, gelacht und geweint

Miteinander getanzt, gelacht und geweint
PeaceCamp jüdischer, arabischer, österreichischer und ungarischer Jugendlicher im Waldviertel/Abschluss in Wien

Sie sangen, lachten, tanzten - und weinten - miteinander. Zehn Tage lang. Und besonders am letzten gemeinsamen Abend. Da zeigten die fast 40 Jugendlichen zunächst eine tänzerisch/schauspielerische Performance (im Dschungel Wien) mit Masken - auf dem Hinterkopf. Zwei Gesichter jede und jeder sozusagen. Begegnungen, Gefühle.
Zehn Tage lang hatten sie miteinander verbracht, gemeinsam diskutiert. Viel diskutiert - in Reibers im Waldviertel. Anfangs die einen oder anderen durchaus zögerlich. Mit so mancher Schwierigkeit, den anderen zuzuhören. Zu tief sitzt der Konflikt in dem zwei der vier Gruppen aufwachsen. Die Jugendlichen kommen zu je ungefähr einem Viertel aus Österreich, Ungarn. Und dann wird sogar die Benennung der Herkunft schon schwierig: Israel sagen die einen, andere betonen: "Palästinenser aus Haifa, ich sag dazu nicht Israel".
Und dennoch liegen nicht zuletzt auch gerade sie einander gegenseitig in den Armen, tanzen miteinander ausgelassen das hebräische Volkslied Hava Nagila nach einem arabischen Tanz.

Anderen zuhören

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"Neu war hier für mich, auch die andere Seite des Konflikts zu sehen, den anderen zuzuhören", berichtet Amir Haddad, 15-jähriger Araber aus Haifa dem Online-KiKu. "Und trotz der Unterschiede in dem wie wir die Geschichte sehen, woran wir glauben und in unseren Ideologien sind wir nicht nur gut mitsammen ausgekommen, wir sind auch wirklich Freunde geworden., auch wenn deswegen die Differenzen nicht weg sind. Es war jedenfalls eine sehr gute Erfahrung, auch unsere Gefühle ausdrücken zu lernen und auch wenn wir jetzt dadurch die Welt noch nicht gleich ändern können, ist so etwas sicher ein erster Schritt in Richtung Frieden - auch weil wir sicher alle in Verbindung bleiben."

Ayala Ehrlich, Jüdin aus Tel Aviv fühlt sich nach diesen zehn Tagen "bestärkt in dem Gefühl, dass es möglich ist, miteinander auszukommen - Juden und Araber. Vorher hatte ich das schon auch in meinem Kopf als Ideal. Aber nun weiß ich, dass es auch wirklich geht. Sicher, wenn ich nach Hause komme, kann es schon sein, dass ich ein bisschen enttäuscht werde. Im Alltag in Israel ist das oft noch immer nicht möglich. Da dominiert die Politik der Alten, der Erwachsenen. Es wäre besser, wenn wir Teenager, die wir miteinander auskommen wollen, mehr Einfluss bekämen!"

Umwerfend

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"Das Feeling war einfach umwerfend", strahlt Isabella Messinger (Österreich). "Gleich ab dem ersten Moment haben wir uns alle gut verstanden. Am beeindruckendsten für mich war sicherlich, dass wir in einer der Gesprächsrunden echt tiefe Gefühle wie persönliche Schmerzen vor allen anderen ansprechen konnten und alle geweint haben."

Vorurteile verschwunden

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Gábor Hegedüs aus Ungarn gesteht, "vor dem Camp hatte, und ich denke nicht nur, ich Vorurteile oder zumindest stereotype Bilder im Kopf. Die sind alle verschwunden - und das hat nicht zehn Tage gedauert. Das war schon nach einem Tag so. Das heißt nicht, dass es keine Probleme gegeben hätte. Nein, aber wir konnten über alle Probleme offen sprechen. Es sind natürlich auch nicht die verschiedenen Sichtweisen auf den Konflikt im Nahen Osten verschwunden - aber alle konnten drüber reden. Dieses Peace-Camp gehört sicher zu den drei wichtigsten Dingen in meinem Leben."

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