Vom faulen zum Top-Schüler

So sehen Sieger_innen aus! Einige der Merkur-Gewinnerinnen und -gewinner der Vienna Business School
Auszeichnungen für beste Einzel- und Teamleistungen der Vienna Business School, privater HandelsAKademien und -Schulen in Wien und NÖ.

Jugendliche sind desinteressiert, faul und noch ein paar Blödheiten... – viele Projekte, vielfältiges Engagement straft solche Vorurteile immer wieder Lügen. Eine der alljährlichen Veranstaltungen, wo Jugendliche – einzeln sowie Teams – aber nicht zuletzt auch Lehrkräfte eindrucksvoll im übertragenen Sinn vor den Vorhang geholt werden, ist die Verleihung der gewichtigen, glänzenden Merkur-Statuen der Vienna Business School, von sechs privaten Handelsschulen und -akademien des Fonds der Wiener Kaufmannschaft.

Vom faulen zum Top-Schüler
Das Top-Schüler_innen-Duo
Neben den besten ökonomischen, innovativsten und sozialen Projekten werden auch die Besten der Besten Einzelpersonen aus den Handelsschulen, den Handelsakademien sowie aus dem Lehrkörper und der Schar der Absolventinnen und Absolventen gekürt. Besonderheit bei den Jugendlichen diesmal: Der beste HAK-Schüler war noch in der Unterstufe im Gymnasium eher kein Top-Schüler, „Ich war faul. Meine Lehrerinnen und Lehrer haben mir und meinen Eltern immer gesagt: Er könnte, wenn er wollte! Das hab ich auch gewusst... Aber erst nach dem Wechsel in die VBS Akademiestraße hab ich wirklich gelernt. Weil‘s mich interessiert hat und ich mich auch in der Schule wohlgefühlt habe“, sagt Asin Alev zum KiKu – mehr weiter unten.

Im Folgenden einiges über die Siegreichen der einzelnen Kategorien und zuletzt eine Bildergalerie mit Fotos von der Merkur-Gala 2015!

Vom faulen zum Top-Schüler
Innovativstes Projekt - aus der VBS Augarten mit Laudator und betreuuender Lehrerin
Die Palette der besten innovativen Projekte der sechs Schulstandorte (fünf in Wien, sowie in Mödling) reichte von der Beschäftigung mit möglichen künftigen Arbeitsplätzen bis hin zur kinderleichten Vermittlung erneuerbarer Energiegewinnung aus Sonne, Wasser und Strom. Den Merkur in Empfang nehmen durften Jessica Colakov, Phillip Prvulović und Harneel Singh von der HAK Augarten für ihre Analyse des Einkaufsprozesses der „Maß-Greißlerei“ Lunzer in Wien-Leopoldstadt. Hier werden Lebensmittel unverpackt in Behälter abgefüllt – in den gewünschten und gebrauchten mengen, also auch vielleicht ein dreiviertel Kilo Mehl oder 167 Deka Sonnenblumenkerne statt der vorgefertigten, genormten und verpackten Mengen.

„Im Rahmen dieses Projekts“, so der Laudator dieser Kategorie, Danijel Dćihić (Geschäftsführer FORD Österreich), „hat sich die VBS Augarten nicht nur intensiv mit dem Thema Umweltschutz und Nahrungsmittelverschwendung auseinander gesetzt, sondern auch für sich erstmals ein qualitatives Marketinginstrument angewandt. Das Spannendste an dieser Projektarbeit war, diesen besonderen Einkaufsvorgang mit eigenen Versuchspersonen vorzubereiten, mitzufilmen und anschließend qualitativ auszuwerten. Das ganze Team hat mit dieser innovativen Idee auf wichtige Themen hingewiesen und neue Methoden eingesetzt.“ Und persönlich fügte der Lobredner noch an, während Verkündung und seiner Rede noch schnell mobil online die Website der Maß-Greisslerei ge-checkt zu haben, die mit ihm einen neuen Kunden gewonnen hätten.

Koliko košta najeftinije osiguranje za auto? Ben bilmiyorum. xyxyx sorun. Esto suena todo espanñol para usted?

Das kommt Ihnen alles „spanisch“ vor? – Genau, das heißt der letzte Satz. Die anderen in BKS (Bosnisch/Kroatisch/Serbisch, Türkisch) bedeuten: „Was kostet die billigste Autoversicherung? Das weiß ich nicht. Fragen Sie bei xyxyxyx nach.“

Vom faulen zum Top-Schüler
Bestes ökonomisches Projekt: PLANAHEAD aus der VBS Floridsdorf
Eine Projektgruppe in der HAK Augarten (Wien-Leopoldstadt) befasst sich für ihre Maturaarbeit im Ausbildungsschwerpunkt Marketing und Sales mit „Ethnomarketing für Versicherungen“. Unter Leitung von Selma Selimi recherchierten dazu Christian Culijema, Alexander Jovičić und Lütfiye Dilay Özer die Literatur zu diesem Thema, analysierten aber auch konkret die Daten ihres Projektpartners, einer großen Versicherung. Damit schafften sie die Nominierung für den Merkur in der Kategorie bestes ökonomisches Projekt. Und wie mehrfach bei der Preisverleihung zu Recht betont wurde, wer es geschafft hat, nominiert zu werden, also bestes Projekt der eigenen Schule zu sein, ist gewissermaßen schon ein Sieger. Und dennoch musste die Jury nochmals aus den nominierten Projekten und Einzelpersonen eine Auswahl treffen. Der Merkur in dieser Kategorie ging an PLANAHEAD der HAK Floridsdorf. Jennifer Tröstler, Ramona Rauch, Editz Rozumilowski sowie Michael Zutz hatten – klassenübergreifend - ein Tool entwickelt, mit dem Planungsrechnungen in Businessplänen anwenderfreundlich bewerkstelligt werden können. PLANAHEAD erwies sich als derartig praxistauglich, dass es Studierende der FH St. Pölten gleich für ihre eigenen Businesspläne verwendeten.

In der Begründung verwies Laudator Paul Blaguss, Co-Geschäftsführer der gleichnamigen Reisefirma, darauf, dass „das Besondere dieses Siegerprojektes die enge Verbindung der Vienna Business School zur Praxis“ sei. „Die aus Schülern und Studenten der FH St. Pölten bestehende Projektgruppe konnte sich bei Ihrer Arbeit auf keinerlei ähnliche Vorlagen, keine bereits vorhandenen Projekterfahrungen stützen. Die Projektmitglieder haben all ihre Ideen selbstständig entwickelt und gelernt, die eigene Kreativität zu fordern. Eine perfekte Vorbereitung für das Berufsleben, denn dort wird genau das gefragt sein: Kreative Lösungen von realen Problemstellungen.“

Vom faulen zum Top-Schüler
Preis für das beste soziale projekt, weil es sich gleich um viele projekte handelte - das große Team samt laudatorin und betreuendem Lehrer
Dass es in den wirtschaftlichen Schulen nicht nur um Zahlen und Profit gehen muss, wollen die VBS mit einem jährlichen Merkur für das beste soziale Projekt unter Beweis stellen. Auch hier war die Jury nicht zu beneiden, aus den vielen eingereichten, tollen Projekten eine Auswahl zu treffen. Die fiel letztlich zu Gunsten von „Social Variety“ der HAK Akademiestraße aus. Ausschlaggebend war, dass unter Leitung von Katharina Beinhardt die Gruppe Asin Alev, Ivana Bojić, Christin Joyce Dizon, Daniel Eisenkölbl, Camille Feliciano, Christoph Hornik, Lucia Ilisević, Marija Milovanović, Patricia Radostits und Sophie Scharpf nicht nur ein, sondern jedes Schuljahr mindestens ein sozial engagiertes Projekt durchführte: Von einer Selbstbesteuerungsgruppe zugunsten eines Projekts von Bischof Kräutler für Indigene in Brasilien über Betreuung von Senior_innen in einem Altersheim in Oberlaa, Sammlung von Sachspenden für ein Fischerdorf auf den Kap Verden bis hin zu eigenhändiger/-köpfiger Nachhilfe in einem Wiener Lerncafé der Caritas. Letzteres, so Camille Feliciano und Christin Joyce Dizon zum Kinder-KURIER, „war für uns alle das, was uns am meisten beeindruckt hat, weil wir da nicht nur Geld oder Gegenstände gesammelt und gespendet haben, sondern auch viel Zeit mit den Kindern verbracht haben. Und sich die Kinder immer schon gefreut haben, wenn wir gekommen sind.“

Dieses Projekt wurde auf Englisch von der britischen Botschafterin in Wien, Susan le Jeune d’Allegeershecque, gewürdigt, die der Begründung – Langfristigkeit, Vielfalt von benachteiligten Kindern bis zu Senior_innen, der Internationalität sowie Stärkung von Solidarität und Gemeinschaftsbewusstsein – noch den persönlichen Appell hinzufügte, alle nominierten Projekte dieser Kategorie mit starkem Beifall zu bedenken.

Vom faulen zum Top-Schüler
Student of the year HASch: Carina Haberl
Die Auszeichnung für beste Schülerin oder bester Schüler der HAndelsSchulen ging diesmals nach Floridsdorf, an Carina Haberl. Wie natürlich alle Nominierten kann sie auf beste Schulleistungen zurückblicken, aber das allein ist bei keine und keinem hinreichend. Für sie sprach unter anderem, dass sie unter anderem Klassensprecherstellvertreterin war und vor allem sich als Peer-mediatorin ausbilden ließ, „weil ich total gegen Mobbing bin“, wie sie danach dem Kinder-KURIER gegenüber erklärte. „Damit haben wir schon in Klassen Konflikte beruhigen und vor allem Teamarbeit fördern können“.
Und so nebenbei ist Carina Haberl auch außerhalb der Schule team-mäßig unterwegs, beim Sportkegeln, wo sie mit ihrem Team 2013 den 2. Platz bei den Österreichischen Meisterschaften holte.
Nach der Schule will sie, wenn alles gut geht und sie die Aufnahmetests positiv absolviert, die Polizeischule machen, ansonsten „gleich ins Berufsleben einsteigen, Marketing interessiert mich da am meisten“, sagt sie.
Den Merkur erhielt sie aus den Händen des Centermanagers von Wien Mitte – The Mall, Florian Richter.

„In der Unterstufe (in einem Wiener Gymnasium, Anm. der Red.) war ich ein sogar ziemlich fauler Schüler. Ich weiß auch nicht, vielleicht war ich unterfordert“, schildert der 1,0-Schüler Asin Alev aus der HAK Akademiestraße nach der Preisverleihung. „Diese Schule hat mir aber sofort zugesagt, ich hab mich einfach wohl gefühlt und in ganz kurzer Zeit wurde ich ein ganz guter Schüler. Mich haben eben die Wirtschaftsfächer interessiert. In dem Bereich will ich auch was weiter machen.“

Schulsprecher

Vom faulen zum Top-Schüler
Student of the year HAK: Asin Alev mit seinem laudator, Rainer Trefelik
Neben seinen schulischen Top-Leistungen brachte sich Alev auch in der Schüler_innen-Vertretung ein, begann als Schulsprecher die Kommunikation in der Schule zu verbessern, in dem er alle Schüler_innen regelmäßig mit Infos per Mail versorgte. Außerdem unterrichtete er in Kooperation mit den Klassenvorständen in jeder Klasse eine Stunde im Fach „Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz“.

Darüber hinaus sorgte der „Wiener in dritter Generation mit kurdischen Wurzeln“ dafür, dass die unter den Schüler_innen vorhandene kulturelle Vielfalt auch sicht- und erlebbar wurde: vom Schmücken der Klassenräume bis zu Vorstellung der jeweiligen Kulturen und nicht zuletzt Speisen.

Teamplayer

Vom faulen zum Top-Schüler
Student of the year HAK: Asin Alev mit seinem laudator, Rainer Trefelik
Asin Alev ist auch Teil des Teams, das den Merkur für das beste Sozialprojekt entgegen nehmen durfte. Sein soziales Engagement brachte ihn auch in näheren Kontakt mit der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“. „Da hab ich mir kurzfristig sogar gedacht, ich sattle um und beginne ein Medizinstudium. Doch dann hab ich mir überlegt, ich will lieber diese Ausbildung nutzen, mich da noch viel weiter bilden – zuerst an der Uni St. Gallen den Bachelor machen, dann in einem anderen Land ein Masterstudium – und dann kann ich diese Fähigkeiten in einer sozialen Organisation oder einem Projekt einsetzen und so mithelfen, vielleicht sogar in Kurdistan.

Überreicht wurde ihm die Trophäe von Rainer Trefelik, bis vor kurzem Präsident des Schulerhalters, nun neuer Obmann der Sparte Handel der Wiener Wirtschaftskammer.

Vom faulen zum Top-Schüler
Bester Lehrer - und sein Laudator, der LandesSchulInspektor
Die Lobrede für die Lehrperson des Jahres hielt der fürs berufsbildende Schulwesen in Wien zuständige Landesschulinspektor Fred Burda. Den Merkur konnte er Ronald Gahr (VBS Schönborngasse) überreichen. Der Laudator: „Was mir bei Ihrer Einreichung besonders ins Auge gestochen ist, ist die Tatsache, dass Sie nicht nur von Ihren Schülerinnen und Schülern hoch geachtet werden, sondern auch für das LehrerInnen-Team ein wichtiger, integrativer Fels in der Brandung sind. Ich weiß, dass die Stimmung im LehrerInnen-Team an einer Schule sehr großen Einfluss auf die allgemeine Stimmung an einer Schule hat und freundschaftliche Kollegen wie Sie daher zu einem für möglichst alle positiv erlebten Schulalltag entscheidend beitragen. Darüber hinaus setzen Sie sich so intensiv für Ihre Klassen ein, wie ich es selten gesehen habe.“
Vom faulen zum Top-Schüler
Siegreicher Absolvent Paul Molecz (HAK Hamerlingplatz) vom Familienbetrieb „Orion Leuchtenfabrik“ (rechts) und sein Laudator Helmut Schramm, stellvertretender Obmann der Sparte handel der WKW.
Als Absolvent des Jahres wurde Paul Molecz (HAK Hamerlingplatz) mit einem Merkur ausgezeichnet. Er stieg nach der Schule ins familieneigene Unternehmen „Orion Leuchtenfabrik“ ein, zu dessen Überleben er weitgehend beitrug, indem er nicht zuletzt die Zusammenarbeit mit dem größten Internetanbieter im Leuchtenverkauf in Europa suchte, sondern auch in China ein Marktstandbein aufzubauen begann. Die Firma beschäftigt rund 200 Mitarbeiter_innen UND bildete regelmäßig ein halbes Dutzend Lehrlinge aus.

Ehrenmerkur

Vom faulen zum Top-Schüler
Ehrenmerkur für den Vielfach-Merkur-Überreicher Rainer Trefelik. Die Lobrede hielt Martin Göbel (links)
Nach zehn Jahren wechselte Rainer Trefelik von der Funktion als Präsident des Fonds der Wiener Kaufmannschaft, des Trägers der Vienna Business School, in jene des Obmanns der Sparte Handel der Wiener Wirtschaftskammer. Als Anerkennung für seine Arbeit, zu der auch die Modernisierung dieser sechs Schulen – baulich und in vielen Köpfen – zählte, bekam er, der selber viele Merkur-Statuen überreicht hatte, selber einen Ehren-Merkur – aus den Händen von Martin Göbel, dem Geschäftsführer des Fonds der Wiener Kaufmannschaft.

Kommentare