In ein (Tage-)Buch gefallen
Gleich zwei Mal 15 sein – heute und ein geschätztes Vierteljahrhundert früher – das durchlebst du mit Nevena Lukić und Elisabeth Nelhiebel in „Meine Schwester (H)elena“. Das in Salzburg entstandene Stück (Autor: Stephan Lack, Regie: Caroline Richards) spielt sich in und rund um ein Buch ab. Das Tagebuch von Milas Mutter Marion. In dieses fällt die heute 15-jährige Tochter. Und erlebt vor allem das selbe Alter – der Mutter. Erfährt Dinge, die sie bisher nicht wusste. Wie die Mutter gemobbt wurde, wie sie sich von Schule und lernen zurückzog, um im Schwimmsport ihre Anerkennung zu finden. Wie Mädchenschwarm Jan(nick) ausgerechnet mit ihr „rummachte“ - etwas was Marion Mila ganz und gar nicht erlauben will. Und wie sie eine Schwestern namens (H)elena nicht bekam.
Schrift!
Die spannende Geschichte, die sich nach und nach auftut – immer anhand geschriebener Sätze, das Ringen um Wörter und ihre Bedeutung hatte einen ganz anderen Ausgangspunkt. Marion, so stellt sich im Verlauf der Geschichte heraus, hatte nie wirklich schreiben und lesen gelernt. Erst als Erwachsene bekam sie ihren praktischen Analphabetismus in den Griff. Ein darauf spezialisiertes Bildungszentrum wollte dazu ein Theaterstück. Die Regisseurin fand einen Autor – und zum Glück entstand ein echt gutes Stück, in dem dieser Anlass auch „nur“ den Hintergrund der Geschichte spielt.
Die beiden Schauspielerinnen überzeugen durch authentische Darstellung aller ihrer Figuren – der heutigen, der früheren Jugendlichen, der mobbenden Mitschülerinnen der damals jungen (noch nicht) Mutter, des Jungen...
Meine Schwester (H)ElenaAutor: Stephan Lack
Regie: Caroline Richards
Darstellerinnen: Nevena Lukić und Elisabeth Nelhiebel
Bühne, Kostüm: Ragna Heiny
Visuals: Hans Jürgen Gökler
Komposition: Chris Német
Choreografie: Valentin "Knuffelbunt" Alfery
Regieassistenz: Hendrikje Spengler
Thomas Sessler Verlag, Wien
Ab 12 Jahren; ca. 70 Minuten
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