Madihadeni-Häuptling in der VS Theresienfeld

Madihadeni-Häuptling in der VS Theresienfeld
Gäste aus dem brasilianischen Amazonas-Regenwald erzählen über das Leben in ihrer Gegend und Projekte, die von der Dreikönigsaktion unterstützt werden.

Hoher Besuch in der Volksschule Theresienfeld (Niederösterreich). Neugierig und gespannt strömen die Kinder der beiden dritten und beiden vierten Klassen in den Turnsaal. Hier ist er schon eingetroffen, Zé Bajaga Apurinã. Und er ist ein echter Häuptling. Aber er ist nicht nur Kazike (Häuptling) seines Dorfes Idecorá, im Gebiet Caititu im brasilianischen Bundesstaat Amazonas. Zé Bajaga Apurinã fasst auch die Organisationen und Gemeinden der Region Médio Purus zusammen. Dabei koordiniert er die Anliegen der indigenen (Ureinwohner) Dörfer in dieser ganzen Region, ist sozusagen so etwas wie eine Art Landeshauptmann in einem österreichischen Bundesland.

Madihadeni-Häuptling in der VS Theresienfeld
Nachdem er – und die gebürtige Schweizerin Adriana Huber Azevedo, die seit 14 Jahren bei CIMI (Conselho Indigenista Missionário), einer der wichtigsten Menschenrechtsorganisationen in Brasilien für die Unterstützung indigener Völker arbeitet, ein bisschen was über die Region und einige der 16 verschiedenen Völker dieser Gegend Brasiliens erzählt haben, prasseln Fragen auf die Gäste ein. Gibt es Autos, gibt es Straßen? Was gibt es zu essen? Welche Tiere leben dort? Wie schauen die Häuser aus? Gibt es Pfeilgiftfrösche? Welche Sprachen sprechen die Menschen?...

Unsere Straßen sind die Flüsse

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So richtig vorstellen kann sich das dann praktisch niemand, als sie hören „unsere Straßen sind die Flüsse und unsere Autos Boote. Und weil die Flüsse viele Kurven rinnen, kommt man oft auch nur sehr langsam voran.“ Ungewöhnlich finden die meisten auch, dass es in etlichen Dörfern große kreisrunde Gemeinschaftshäuser für alle Familien gibt, die keine Fenster haben, sondern nur unten offen sind und drinnen keine Wände zwischen den Bereichen der Familien. Aufregend kommen ihnen die Aufzählung von Tierarten wie Jaguaren und Giftschlangen vor.

Regenwald erhalten!

Madihadeni-Häuptling in der VS Theresienfeld
Bilder aus dem brasilianischen Amazonasgebiet - wo die Idylle an vielen Stellen ziemlich bedroht wird/ist
Gekommen waren die beiden Gäste aus Brasilien auf Einladung der Dreikönigsaktion. Mit einem Teil des gesammelten Gelder der demnächst in die Häuser stehenden Sternsingerwanderungen werden Projekte in diesem Gebiet Brasiliens unterstützt, wo die Eingeborenen darunter leiden, dass immer wieder Teile des Regenwaldes abgeholzt werden. Auf den dann „gewonnenen“ Flächen werden Soja vor allem als Futter für Tierherden für die Fleischgewinnung angebaut. Oder Mais für die Gewinnung von Biosprit. In manchen Gegenden sollen Regenwälder für Staudammprojekte geopfert werden.
Madihadeni-Häuptling in der VS Theresienfeld
Bilder aus dem brasilianischen Amazonasgebiet - wo die Idylle an vielen Stellen ziemlich bedroht wird/ist
Die Spenden kommen besonders dem Volk der Madihadeni (bedeutet auf Deutsch „friedliche Menschen“) zu Gute. Mit der Unterstützung können sie ihr Land behalten und sich selbst mit allem versorgen, was sie zum Leben brauchen – wie über Jahrhunderte bevor begonnen wurde, Teile des Regenwaldes aber auch des Wasser zu ruinieren.
Bienenzucht und der Verkauf von Honig hilft ihnen dabei, sich das zum Leben Notwendige zu kaufen. Außerdem soll Gesundheitsversorgung und Bildung verbessert werden.

Oft nur mehr wenige hundert Menschen

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Bilder aus dem brasilianischen Amazonasgebiet - wo die Idylle an vielen Stellen ziemlich bedroht wird/ist
Von manchen Völkern und deren eigenen Sprachen gibt es nur mehr höchstens ein paar hundert Menschen, von den Suruwaha etwa nur mehr 150 (noch vor hundert Jahren gab es Tausende). Selbst von den Madihadeni gibt es nur mehr 600!
So wissbegierig wie die 8- bis 10-Jährigen waren hätte das Frage-Antwort-Spiel noch gut und gern mindestens eine Stunde weitergehen können. Dennoch waren die Kinder alle auch spürbar froh als Häuptling Zé Bajaga Apurinã zu zwei Tänzen einlud.
Sofort sprangen alle begeistert auf und stellten sich erst in zwei Reihen einander gegenüber – Mädchen und Buben: „Ahi Zabishu“, riefen Leztere und „Ahi Zuvatu!“ erstere. „Kommt her, Mädchen!“, „kommt her, Burschen!“ wird jeweils von den Reihen im Chor gerufen und dann bewegen sich die beiden aufeinander zu – jeweils als ganze Reihe!

Schlangentanz

Madihadeni-Häuptling in der VS Theresienfeld
Der große Schlangentanz durch den ganzen Turnsaal
Nach einigen solcher Hin- und her-Reihen-Tänze ging’s an den „großen Schlangentanz“. Angeführt vom Häuptling reihen sich alle einzeln hinter ihm ein – die Arme jeweils auf den Schultern des Vordermannes/der Vorderfrau. Und so zog die immer länger werdenden Schlange ihre Kreise und Schlangenlinien durch den ganzen Turnsaal. Sehr beliebt war auch das Ausprobieren der aus Baumrinden-Fäden geflochtenen Hängematte und eines hohlen Aststückchens, das als „Anbandel“-Ritual bei Festen zwischen Burschen und Mädchen verwendet wird und auf den Zeigefinger gesteckt wird, um eine/n „abzuschleppen“.
Nach dem intensiven Vormittag überlegten, wie sie dem Kinder-KURIER gestanden, eine Reihe von Mädchen und Buben, „vielleicht gehen wir dann heuer doch auch mit Stern singen!“

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