Wenn die Mutter ver-biest-ert
Eltern können ganz schön biestig sein. Und peinlich. Manchmal auch beides gleichzeitig. Aber so arg ie im Keller des Linzer Ursulinenhofs? Das hängt nicht mit dem Keller zusammen. Dort ist nur einfach das Theater für junges Publikum u\hof: untergebracht. Unter anderem wird das Stück „Der Kleine und das Biest“ gezeigt. Die nicht ganz dreiviertel-stündige Inszenierung baut auf dem gleichnamigen Bilderbuch auf, das auch nach der Vorstellung zum Verkauf angeboten wird – unter anderem von einem halb in ein Biest-Kostüm steckenden Mitarbeiter der Landestheater, fast schon einem Faktotum der Linzer Theaterhäuser.
Kein Interesse
Nachdem er auch schon beim Eintritt die Karten kontrolliert und hin und wieder auch als Platzanweiser in Erscheinung tritt, sind die ganz jungen Gäste schon ein wenig eingestimmt. Zu junge Besucher_innen aber schrecken sich doch schon bei den ersten Auftritten des großen, dicken Biests, in das sich die Mutter des namenlosen Buben verwandelt hat. Voll zottelig, mit Krallen und Klauen und völlig ohne irgendein Interesse an ihrem Sohn. Das genießt er hin und wieder auch, weil er sich damit keinen Ver- und Geboten ausgesetzt sieht.
Kunstsprache
Ziemlich, nein mehr als das, vollkommen ver-biest-ert ist sie. Da kann sich der Bub noch so bemühen, viel mehr als unartikuliertes Gebrüll kommt ihr nicht aus dem Mund. Am ärgsten aber ist’s, wenn Papa kommt, um ihn für ein paar Tage zu sich zu holen. Auch er ein Biest. Biest gegen Biest und völlig zusammengekauert der Bub über den hinweg gestritten wird.
Die beiden, aber auch alle anderen Erwachsenen – Kassier im Supermarkt, Schularzt und später auch ein alte Freundin der Mutter – reden nur in einer kauderwelschigen künstlichen Sprache – und dokumentieren nochmals, dass sie über Kinder hinweg reden.
Huhuhu statt grummeln
Aber natürlich kommt’s zum Happy End. Für das sorgt zunächst einmal die schon erwähnte – nach langem wieder aufgetauchte – alte Freundin der Mutter. Die spricht in hellem, überfreundlichen Huhuhu anstelle der brummigen Biest-„Grunzer“. Mutters Stimmung hellt sich auf, nach und nach verliert sie Krallen, Zottel und entpuppt sich als schlanke, freundliche Frau, die sich dann noch obendrein in den Kassier, den sie zuvor als Biest angebellt hat, verliebt. Das ist vielleicht dann schon ein bissl zu viel des Guten, obwohl.. naja nur konsequent, denn wenngleich „der Kleine“ die ganze Geschichte trägt, geht’s ja doch fast nie um ihn, sondern immer um die Befindlichkeit der Frau Mama und ihrer Ent-Biest-erung.
Trotz der doch eher düsteren Grundgeschichte gibt es – aus der einen oder anderen skurrilen Szene sich ergebende lachhafte Momente.
Der Kleine und das BiestFamilienstück nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Marcus Sauermann und Uwe Heidschötter
Bühnenfassung von Margit Mezgolich
Ab 5 Jahren; 40 Minuten
Junge: Tobias Eiselt
Mutter: Julia Carina Wachsmann
Vater / Schularzt/ Paulina / Freundin der Mutter Mann im Supermarkt: Christopher Goetzie
Inszenierung: Margit Mezgolich
Bühne und Kostüme: Alexandra Burgstaller
Musik: Gerald Resch
Dramaturgie: Anke Held
Theaterpädagogik: Christina Hodanek
"Biest" beim Theater-Einlass: Joachim Wernhart
Wann & wo?
Bis 18. Februar
uhof: im OÖ Kulturquartier
4020 Linz, Landstraße 31 Telefon: (0732) 76 11
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