Hofnarren gegen Adel

Szenenfoto aus "Leonce und Lena"
Georg Büchners bissige, wortzwitzige Komödie als Clown-Stück von einem jugendlichen Duo im Theater Spielraum (Wien).

Diese Version überhöht Georg Büchners ohnehin schon sehr witzige Komödie nochmals, indem sie sie in eine Clown-Geschichte einbettet. Eine Frau und ein Mann betreten die Bühne, die durch Vorhänge schon an eine Art Zirkuszelt betritt – geschminkt als Weißclowns obendrein mit roter Nase. Zentral steht eine große alte Kiste – auch im weiß und rot der Clowngesichter gehalten. Schier endlos lang starren sie in die Ferne – wie ins sprichwörtliche „Narrenkastl“, bevor sie beginnen langsam mit den Augen zu rollen, sich umzusehen, irgendwie Lebenszeichen von sich zu geben.

Popo und Pipi

Hofnarren gegen Adel
Szenenfoto aus "Leonce und Lena"
Die Langeweile nehmen sie sozusagen szenisch vorweg. Jene Langeweile, die den Prinzen Leonce am Hof des Königreichs Popo charakterisiert. Denn Georg Büchners wortwitzreiches und obrigkeits-ironsch-sarkastisches Stück „Leonce und Lena“ spielen die beiden nun – ohne ihre Clown-Nasen. Dabei wechselt – nur durch eine Handbewegung und Sprachverfärbung gekennzeichnet – Matti Melchinger immer wieder von der Rolle des Leonce in die seines königlichen Vaters der ihn verheiraten will. Und seine Bühnenpartnerin, Shirina Granmayeh gibt sowohl vor allem Leonces treuen Begleiter Valerio als auch die Prinzessin Lena von Pipi, die flieht, weil sie verheiratet werden soll. Auch Leonce flieht – der Langeweile wegen – nach Italien, wo er auf die ihm unbekannte Frau trifft, eine Schwester im Geiste.

Hofnarren

Hofnarren gegen Adel
Szenenfoto aus "Leonce und Lena"
Die Transferierung ins clowneske Milieu baut sofort eine Brücke zur italienischen Commedia dell’Arte, die sich in gewisser Weise meist als Kritik an Herrschenden versteht – sozusagen ein bisschen in der Tradition von Hofnarren. Die Langeweile, das Nichtstun – wozu ist denn dieser Adel da, der sich so über das gewöhnliche, hart arbeitende Volk erhebt?

Und obwohl natürlich aus einer anderen Zeit – 1836 geschrieben, aber erst 60 Jahre später erstmals aufgeführt – tun sich doch vielleicht Parallelen zu heute auf – noch dazu am Wochenende der Aktionskonferenz #aufbruch und deren Motto „Wir können uns die Reichen nicht mehr leisten“.

Leonce und Lena
von Georg Büchner
Fassung: Matti Melchinger

Mit Shirina Granmayeh und Matti Melchinger
Inszenierung & Raum: Matti Melchinger & Abraham Thill
Assistenz und Produktionsleitung: Florian Eder

Wann & wo?
Bis 6. Juni
Theater Spielraum; 1070, Kaiserstraße 46
Telefon: (01) 713 04 60- 60
www.theaterspielraum.at

Kommentare