Seitenwechsel: Von Kindern zu Lehrenden

Lehrveranstaltung über die EU
Erstmals lehren bei der Kinderuni Wien einstige Kinderuni-Studierende. Den Auftakt machte Igor Mitschka über USA und Europa, es folgte Julius Schumann mit einer juristischen Lehrveranstaltung und Julai Kauer mit der EU.

Update 15. Juli 2017, 16.33 Uhr: Weitere Seitenwechsel-Vorlesung hinzugefügt.Update 20. Juli 2017, 16.39 Uhr: Reportage über die Lehrveranstaltung "Mein Leben in er EU" hinzugefügt.

Die Kinderuni Wien ist heuer 15 Jahre jung, oder auch schon alt – immerhin sind damit alle Jung- und Jüngststudierenden (deutlich) jünger. Und erstmals sind Kinderuni-Student_innen der ersten Jahre so weit mit ihren Erwachsenen-Studien fertig, dass sie auch schon selbst lehren. Den Auftakt machte Mitte diern nun ersten Woche des Sommers 2017 Igor Mitschka mit „Die Vereinigten Staaten von Europa?“

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Vor 15 Jahren saß er als Kinderuni-Student in Hörsälen, heute lehrt Igor

Der 25-jährige 2-Meter-Mann studierte nach dem Gymnasium in der Wiener Erlgasse (Meidling) an der US-Top-Universität von Yale Politikwissenschaften. Dort organisierte er mit anderen Studierenden immer wieder Diskussionsrunden mit europäischen Poltiker_innen. Nach dem Studium jobbte er in einer Investment-Bank und wechselte nun nach Russland, wo er im Herbst mit einem Masterstudium zu Energiewirtschaft beginnt.

EU - USA

Mit den Kinderuni-Studierenden verglich er im ständigen Dialog die USA mit Europa und da vor allem der Europäischen Union, deren Wirtschaftsleistung kaum geringer ist als die der Vereinigten Staaten von Amerika. Auch in den USA gebe es teils gravierende Unterschiede in den einzelnen Bundesstaaten. So kann in South Dakota der Führerschein schon mit 14 Jahren gemacht werden – „weil es viel Landwirtschaft gibt und damit in Familien oft schon die Kinder mit dem Traktor fahren können müssen“, in New Jersey musst du hingegen 17 sein, um die Lizenz zum Lenken eines Autos zu haben.

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Intensives Gespräch nach der Lehrveranstaltung

Könnte es eines Tages auch Vereinigte Staaten von Europa geben? Mehr Zusammenarbeit wünschten sich etliche der Kinderuni-Studierenden. Ob das einmal möglich wäre? „Wenn sich die Länder ein bisschen anstrengen!“, meinten einige. Der 11-jährige Xaver Herzog diskutierte noch nach der Vorlesung angeregt mit dem Neo-Lehrenden und meinte, dass unter anderem die Sprachenvielfalt Europa von den USA unterscheiden würden. Igor Mitschka, der vor der lehrveranstaltung ein bisschen nervös war, zeigte sich angetan von der regen Mitarbeit und dem vielen Wissen der Kinder – worauf der Kinder-KURIER-Reporter dezent meinte, dass er seinerzeit als Kind ja genau so schlau war. „Stiiimmt!“, entfuhr es ihm dann.

Mitbestimmung

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.. und Europa, speziell die EU

Zwischen ihm und der Kinderuni gibt es übrigens eine enge Verbindung. Knapp nachdem er als damals nicht einmal noch 12-Jähriger von der Kinderuni erfahren hatte, rief er in deren Büro an und fragte skeptisch, ob da auch Kinder selbst involviert wären. Das gab den Anstoß auch einen Kinderuni-Beirat zu gründen. Mitbestimmung war Igor Mitschkas Leibthema. Gemeinsam mit seiner Schwester und drei anderen Kindern hatte er die Initiative „Coole Schule“ gegründet, Kinderkongresse und andere Aktionen organisiert. Die initiativen Kinder und Jugendlichen wollten, dass Schule sich so verändere, dass lernen auch dort cool sein sollte – und die zentrale Forderung dabei war immer: Lasst Kinder doch selber viel mehr mitbestimmen, was und wie unterrichtet werde bzw. die schule organisiert sein sollte!

www.cooleschule.at

www.kinderuni.at

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Von Anfang an sind kinderuni-Studierende aktiv mit dabei
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Gemeinsamkeiten in der EU

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Folien zum fiktiven Gerichtsfall

„Das Strafverfahren hat mich auch interessiert, mehr aber Psychologie“, erinnert sich Julius Schumann. 13 Jahre nachdem er 2004 als 12-Jähriger Student der Kinderuni war, steht er vorne im Hörsaal C2 des Campus der Uni Wien und wartet auf „seine“ Studierenden, Kinder. Ein bisschen nervös ist er schon, gibt er zu – um sich mehr als eine Stunde später zu freuen, „die waren alle von Anfang an voll dabei, haben viele Fragen gestellt und schon früh Sachen eingebracht die wir erst für später vorbereitet haben. Bei den erwachsenen Studierenden ist nur rund ein Drittel aufmerksam dabei, bei den anderen hast du das Gefühl, dass du sie nicht erreichst“, meint der mittlerweile Assistent an der juridischen Fakultät der Uni Wien.

Ausgedachter Unfall-Prozess

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Vor 13 Jahren saß der Lehrende auf der anderen Seite als Kinderuni-Student

Gemeinsam mit seinem Assistenz-Kollegen Florian Scholz, der allerdings selbst nie Kinderuni-Student war, hat Julius Schumann einen ausgedachten Fall eines Zivilprozesses vorbereitet. Autofahrerin Miriam und Radfahrer Jakob haben an einer Kreuzung einen Unfall, beide schieben die Schuld auf die/den anderen. So weit die Ausgangsposition für die Frage der Lehrveranstaltung. „Sagen eigentlich immer alle vor Gericht die Wahrheit?“ Bevor die Lehrenden mit ihren Studierenden in den Fall eintauchen, fragen sie einmal ab, was diese glauben: Beim Ja zeigt genau niemand auf, beim Nein reißen viele ihre Hände in die Höhe. Und schon melden sich die ersten zu Wort und meinen, könnte doch sein, dass beide ein bisschen Schuld sind.

Rege Mitarbeit

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Von Anfang an sind kinderuni-Studierende aktiv mit dabei

Bevor jedoch am Ende der einstündigen Lehrveranstaltung das „Urteil im Namen der Republik Kinderuni“ verkündet wird, nehmen die beiden jungen Lehrenden ihre Studierenden mit in die Begrifflichkeiten – Klage, Zivilgericht, Sachverständige, Augenzeug_innen, Beweisverfahren, Spruch, Entscheidungsgründe ... vieles davon ist etlichen der Jung- und Jüngststudierenden schon geläufig und sie bringen's ein. Manche erkennen sogar, dass der Talar, in den „Richter“ Florian schlüpfte „falsch ist, weil der rote Streifen hat und das haben nur die Staatsanwälte, Richter haben lila Streifen“.

Kinderuni-Student, -Helfer-, -Mitorganisator, -Lehrender

Julius Schumann, der einstige Kinderuni-Student und jetzige Lehrende war übrigens fast durchgängig Teil der Kinderuni. Nach dem einen Jahr als Student, später jahrelang einer der vielen im Helfer_innen-Team, erkennbar an den gelben T-Shirts, später im roten Shirt als Teil des Organisations-Teams und nun eben als Lehrender.

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Start der Vorlesung
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Start der Vorlesung
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Start der Vorlesung
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Von Anfang an sind kinderuni-Studierende aktiv mit dabei
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Von Anfang an sind kinderuni-Studierende aktiv mit dabei
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Von Anfang an sind kinderuni-Studierende aktiv mit dabei
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Vor 13 Jahren saß der Lehrende auf der anderen Seite als Kinderuni-Student
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Vor 13 Jahren saß der Lehrende auf der anderen Seite als Kinderuni-Student
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Vor 13 Jahren saß der Lehrende auf der anderen Seite als Kinderuni-Student
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Vor 13 Jahren saß der Lehrende auf der anderen Seite als Kinderuni-Student
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Folien zum fiktiven Gerichtsfall
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Folien zum fiktiven Gerichtsfall
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Folien zum fiktiven Gerichtsfall
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Folien zum fiktiven Gerichtsfall
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Folien zum fiktiven Gerichtsfall
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Folien zum fiktiven Gerichtsfall
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Folien zum fiktiven Gerichtsfall
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Folien zum fiktiven Gerichtsfall
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Andrang um den Stempel im Studienbuch und die "Bezahlung" mit Süßigkeiten
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Andrang um den Stempel im Studienbuch und die "Bezahlung" mit Süßigkeiten
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Andrang um den Stempel im Studienbuch und die "Bezahlung" mit Süßigkeiten
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Was haben diese Gegenstände mit der EU zu tun? Darüber haben sich die Jungstudierenden mit der Vortragenden unterhalten.

Die dritte im Bunde der einstigen Kinderuni-Studierenden, die nun im Jubiläumsjahr selbst eine Lehrveranstaltung hielt, war Julia Kauer (26). An zwei ihrer seinerzeitigen Vorlesungen und Workshops als Kind im ersten Jahr der Kinderuni Wien kann sie sich heute noch erinnern, verrät sie dem Kinder-KURIER. „Ich hab sogar erst vor kurzem meine Unterlagen von damals gefunden, es war eine Vorlesung über DNA und ich weiß noch, wir haben das Wort DesoxyriboNukleinSäure (das A steht für das englische Wort von Säure – Acid) so oft ausgesprochen, dass ich das noch Wochen später immer wieder gesagt habe. Der Workshop ging darum, dass Barbie als Mensch gar nicht überleben könnte, weil sich ihre Rippen in die Lunge bohren würde, so wie sie gebaut ist.“

Als Erwachsene studierte sie dann Politikwissenschaften, schloss mit dem Bachelor ab und studiert nun auf Master in „Internationale Entwicklung“. Seit einiger Zeit arbeitet sie daneben in der Gesellschaft für Europapolitik und organisiert vor allem Informationsveranstaltungen über die EU.

Mein Leben in der EU

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Was haben diese Gegenstände mit der EU zu tun? Darüber haben sich die Jungstudierenden mit der Vortragenden unterhalten.

Über „Mein Leben in der EU“ sprach sie mit den 20 interessierten Kinderuni-Studierenden, von denen einige schon viel wussten - „ungefähr 30 Länder, England tritt aus“, waren die ersten spontanen Antworten auf die Frage der Vortragenden, die von Nina unterstützt wurde, die in England Psychologie studiert. „Weil Frieden ist und keine Bomben geschmissen werden“, nennt Laurenz (10) spontan als seinen wichtigsten Grund, für die EU zu sein. Die achtjährige Lisa wusste viel, „weil ich am Tag vorher mit meinem Papa über das Thema geredet habe“ und fügte an „ich bin erst seit kurzem von Japan nach Wien gekommen“.

Nach den spontanen Assoziationen der 20 Kinder folgte eine kurze Einleitung über die Geschichte der Zusammenarbeit der Staaten in Europa: Von der Kohle- und Stahlgemeinschaft der sechs Länder Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, Niederlande und Luxemburg über die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft bis zur Europäischen Union und Österreichs Beitritt vor 22 Jahren.

20 Auskenner_innen

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Ich packe meinen Kofer und fahre nach... der Reihe nach suchten sich die Studierenden eines der - noch - 28 EU-Länder aus.

Alle 20 - Alex, Lilith, Alena, Josef, Samuel, Sarah, Victor, Tino, Laurenz, Marie, Livia, Karl, Felix, Celine, Sofie, Ines, Sophie, Lisa, David und Luna – stürzten sich danach zum Tisch, auf den Julia und Nina Gegenstände gelegt hatten, die irgendeinen Bezug zur EU haben. Dass der Spiel-Euro-Schein die gemeinsame Währung von19 der 28 Länder ist, wussten alle. Der Pass eines der EU-Länder ermöglicht das (fast) grenzenlose Reisen innerhalb der Union. Das Handy? Nun, sie die EU-Expertin, habe sie auf den Tisch gelegt, weil seit Kurzen die sogenannten Roaming-Gebühren innerhalb der EU gefallen sind – das heißt „telefonieren oder SMS schreiben darf von einem EU-Land nach Haus nicht teurer sein als innerhalb des eigenen Landes“. Die Speisekarte enthält die Informationen über Allergie auslösende Bestandteile in den Speisen...

Beim folgenden Quiz mit blauen, gelben und rosafarbenen Zetteln mit den Buchstaben A, B und C für jeweils drei Antwortmöglichkeiten fanden die 20 Kinder bei den meisten der fünf Fragen alle die richtige Antwort, bei anderen waren’s immerhin die allermeisten. Die Fragen reichten von der Anzahl der EU-Mitgliedsländer über das Jahr seit dem Österreich dabei ist bis zum Namen der gemeinsamen Währung.

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