Auch Schülerinnen unterrichten

Bei einer anderen Station versuchen die Kinderuni-Studierenden über angelegte Elektroden die High-Tech-handprothese zu steuern
Lehrveranstaltung über Prothesen: Uni-Lehrende, Praktiker und Schülerinnen vermitteln Kinderuni-Studierenden Wissen über Nerven, Muskeln und Elektroden.

Auf dem Tisch vor der Tafel steht eine fast täuschend echt aussehende Hand auf einem Gestell – samt raushängender Drähte. Neben einem Laptop findet sich noch ein Gestell mit einer Unterarm-Prothese. Eine der vielen Kinderuni-Lehrveranstaltungen an der Medizin-Uni-Wien beschäftigt sich mit Prothesen.

Steuerung über Muskeln

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Das Gleiche erfolgt bei einer ganzen Unterarm-Prothese

Die jungen Studierenden werden gebeten, schon während des kurzen Einführungsvortrages an ihren Armen zu greifen, um die Bewegung ihrer Muskeln zu spüren, wenn sie ihre Finger und Hände bewegen. Genau diese Muskeln werden genutzt, wenn jemand beispielsweise die Hand bei einem Unfall verliert. Eine „bionische“ Handprothese wird über Drähte und Elektroden, die auf der Haut des Arm-Stumpfes aufliegen, gesteuert. Das probieren Anja, Jana, Elisa, Irem, Jessica, Grace, Victor, Felix, Jonous, Jasin, Lukas und Matthias der Reihe nach sowohl bei der Hand- als auch der Unterarmprothese aus. Schon nach kurzer Zeit gelingt es allen durch die Armmuskeln die Hände zu öffnen und schließen bzw. auch zu drehen.

In dieser Lehrveranstaltung wird im Dialog zwischen Studierenden und Lehrenden aber auch über die Grundlagen dafür, etwa die Nervenbahnen, das Rückenmark und das Gehirn geredet – und in die eigenen Körperumrisse auf großen Papierbögen die Nervenbahnen eingezeichnet – besser gesagt einige, denn alles in allem hat ein durchschnittlich ausgewachsener Mensch im Körper so viele Nervenfasern, dass sie aneinander gereiht den Weg von der Erde bis zum Mond und wieder zurück (!) ergeben.

Auch Schülerinnen als Lehrende

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Die beiden Schülerinnen leiten eine Runde zu ethischen Fragen - anhand von Fotos von Menschen - und Tieren - mit Prothesen

Das Besondere an dieser Lehrveranstaltung ist übrigens, dass nicht Lehrende der Medizin-Uni, im speziellen der Abteilung Plastische und Rekonstruktive Chirurgie (CD-Labor für Wiederherstellung von Extremitätenfunktionen auf Meduni Wien) unterrichten, sondern auch Fachleute des Orthopädietechnikhauses (OTH) Döbling – darunter ein Maturant, der im Herbst dort mit einer Lehre beginnt - UND Schüler_innen, konkret Weronika Jastrzebska und Maria Radosavljević vom BRG Schopenhauerstraße.

Wie das? Nun, seit einigen Monaten läuft ein auf zwei Jahre angelegtes Projekt von Open Science – der Verbindung von Wissenschaft und Öffentlichkeit. Dieses nennt sich Body Tec und will Biologie mit Technik verknüpfen. Fünf Schulklassen – von der Volks-, über Neue Mittelschule bis zu AHS-Oberstufe – sind beteiligt. Die beiden genannten besuchten im abgelaufenen Schuljahr die 6. Klasse. „In Biologie haben wir uns mit den Nerven, dem Körper und Prothesen beschäftigt, waren auch bei einer Exkursion hier im AKH. Da haben wir Muskel- und Nerven-Schnitte eingefärbt, damit die Struktur besser zu sehen ist.“

Einiges von ihrem Wissen geben sie an die Kinderuni-Studierenden weiter. Vor allem betreuen sie eine Station, wo es auch um ethische Fragen geht. Anhand von Fotos besprechen sie mit den Studierenden in Kleingruppen Themen wie ob das Aussehen einer Prothese auch eine Rolle spielen kann/soll oder es lediglich auf die Funktion ankommen sollte.

Die beiden Schülerinnen hat das Thema und das Projekt so interessiert, dass sie sofort bereit warten, an der Kinderuni mitzuhelfen, „außerdem macht sich das in einem Lebenslauf sicher auch nicht schlecht!“

http://openscience.or.at/bodytec

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Hier steuert Anja über die Elektroden mit ihren Fingern die Handprothese.

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