Eine große, breite, schräge Fläche mit eckigen und runden Klappen und leicht erhabenen Umrissen von Bäumen, die fast den gesamten Bühnenraum des großen Saals im Dschungel
Wien einnimmt, wird in der folgenden Stunde zum Spielplatz eines weniger bekannten Grimm’schen Märchens. Passen zum Titel „Der Trommler“ produzierte die Wiener Taschenoper daraus ein Musiktheaterstück. Live neben der beschriebenen schrägen Rampe spielen eine Violon-Cellistin, ein Schlagzeuger und ein Pianist beeindruckend.
Szenenfoto aus "Der Trommler" von der Taschenoper im Dschungel Wien
Grundgeschichte: Ein Trommler findet an einem Seeufer Leinengewand – eigentlich drei, hier nur ein Kleidungsstück. Er nimmt das edle Ding an sich, in der Nacht erscheint eine weibliche Gestalt. Diese Königstochter bittet ihn um das Gewandstück. Nur mit diesem Hemdchen könne sie vom See zum gläsernen Berg fliegen. Dort sei sie (hier allein, bei Grimms mit ihren beiden Schwestern) in der Gewalt einer bösen Hexe. Also will der Trommler wissen, wie er sie befreien könnte. Durch den finsteren Wald mit dem großen, bösen Riesen. Geschenkt, eh kloar besteht er dieses Abenteuer – mit einer List. Eine weitere hilft ihm auf den Berg. Die Hexe verdonnert ihn zu schier unlösbaren Aufgaben. Die schafft er – mit Hilfe der hier gefangen gehaltenen jungen Frau, der er das Hemd zurückgegeben hatte. Feuer. Hexe rein, Frau befreit. Hochzeit steht an ...
Im Original – sehr, sehr verkürzt - vergisst der Trommler bei einem Besuch seiner Eltern auf die Braut, heiratet fast eine andere, die sich mit wunderschönen Kleidern der ersten bestechen lässt. Es dauert, bis er die Erinnerung an die erste Braut wieder erlangt. Dann erst „Happy End“, wenn das Abservieren von Fast-Braut Nummer 2 sozusagen außer Acht gelassen wird.
Szenenfoto aus "Der Trommler" von der Taschenoper im Dschungel Wien
Das gezeigte halbe
Märchen wird hier zu einer eher düsteren Fantasy-Oper mit einigen Gags – so wird der gläserne Berg hier zu einem schneebedeckten und offenbar vereisten Hang, den die auf cool getrimmte Hexe mit weißen Ski herunterbrettert. Das bei der Premiere nicht besonders zahlreiche junge Publikum (angegeben ab 6 Jahren) – vollbesetzter Saal mit vielen Erwachsenen - brachte der Aufführung geteilte Reaktionen entgegen: Gefallen bei den einen, Ängste bei anderen.
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