Alter Kuchen in Schule und Altersheim

Alter Kuchen in Schule und Altersheim
Jugendliche schrieben Szenen, die in einem Altersheim spielen. "Qualitätskontrolle" derzeit im Schauspielhaus Wien

Der Kuchen schaut genau so alt aus wie der in unserer Schulküche.“ Die Lacher sind garantiert, aber nicht programmiert, wie die neun Autorinnen nach der Premiere von „Qualitätskontrolle“ dem Kinder-KURIER verraten. Die Mädchen aus der berufsbildenden höheren Schule für Sozialberufe in der Seegasse und ihre Kolleginnen vom Erich-Fried-Gymnasium haben mit Profis des Schauspielhauses Szenen geschrieben, die in einem Altersheim spielen und zeigen diese derzeit in einer szenischen Lesung in diesem Wiener Theater.

Missverständnisse und "Demenz"

Alter Kuchen in Schule und Altersheim
Eine der Figuren, Derek, vernimmt ein Telefonat der Oberschwester, bei dem diese mit ihrer Aufsichtsbehörde über die bevorstehende Qualitätskontrolle spricht. Postwendend alarmiert er seine Mitinsaßinnen und –saßen. Sie alle fürchten, dass sie und ihr bisheriges Leben unter die Lupe genommen wird. Peinlichkeiten, Schande, gar Schuld, die sie in Jahrzehnten auf sich geladen haben, kommen hoch, geben sie preis – vermeintlich harmlos, weil sie die Geschichten und Geschichterln ja nur Eugenia anvertrauen. Und die ist ja dement. Ziemlich sogar. Angeblich… ;)
Trotz so manch sehr trauriger Episoden, die sich die jungen Autorinnen ausgedacht haben, sorgen sie mit dem einen oder anderen Scherz, mitunter auch schwarzem Humor immer wieder für Lacher im Laufe der einen Stunde.

Gemeinsamkeiten zwischen Kindern/Jugendlichen und Alten

Alter Kuchen in Schule und Altersheim
„Warum nicht?“, lautet übrigens die erste Antwort auf die schon erwartete Frage, weshalb gerade Jugendliche ein Stück über sehr alte Menschen geschrieben haben. Nun ja, einige aus der Schule für Sozialberufe hatten ein Praktikum in einem Altersheim. Das war aber gar nicht so zwingend. „Irgendwer wollte eine Szene mit Rollstuhl-catchen“, fällt ein weiterer anfänglicher Input. Eine andere Schreiberin und szenische Spielerin kam bei den Vorbereitungen für eine Party auf die Idee, „dass Jugendliche und alte Menschen mehr gemeinsam haben als man vielleicht aufs erste denkt – beide leben in Umbruchphasen: die einen zum Erwachsen, zum Selbstständig-werden. Die anderen werden wieder mehr von Hilfe und Unterstützung abhängig.“ Eine Kollegin ergänzt: „Manche brauchen sogar wie kleine Kinder wieder Hilfe beim aufs Klo gehen.“

Suche nach rotem Faden

Alter Kuchen in Schule und Altersheim
Viele Einzelszenen waren im Rahmen der vier Monate Schreibwerkstatt bald verfasst, „was uns aber lange gefehlt hat, war ein roter Faden. Da gab’s viele Ideen: Ein Haustechniker, Erzählungen aus der Sicht eines ungeborenen Kindes, eine Krimigeschichte, eine Kuh, ein Umzug, bei dem Drogen versteckt werden,… ja und wegen der vielleicht versteckten Drogen war dann plötzlich die Idee einer Kontrolle da.“ Aus der entwickelte sich dann jene des Missverständnisses beim Begriff „Qualitätskontrolle“ – und gleichzeitig der Titel der szenischen Lesung – eines von 26 Theaterprojekten im Rahmen der vom Bildungsministerium geförderten Initiative „Macht Schule Theater“, das selbst Teil der Gewaltprävention „Weiße Feder“ ist.
Alter Kuchen in Schule und Altersheim
Die Qualitätskontrolle
Mit: Sonja Bertram, Flora Feigl, Isabella Grabler, Fiona Hadek, Claire Lackner, Melina Nicolussi, Katrin Seifried, Lena Voraberger und Konstanze Wiesner
Leitung Schreibwerkstatt: March Höld
Szenische Einrichtung: Katrin Hammerl

Wann und wo?
Di, 29. April, 11 und 14 Uhr
Mi, 30. April, 11 und 14 Uhr

Schauspielhaus Wien
1090, Porzellangasse 19
Telefon: (01) 317 01 01-11
www.schauspielhaus.at

www.machtschuletheater.at/

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