"Wieso kein Happy End, Herr Wells?

Skype-Interview der jungen Jurorinnen mit dem Autor des Buches "Vom Ende der Einsamkeit"

Nachdem sie dem 33-jährigen Autor die Handhabung der Web-Cam erklärten, kann's los gehen. Zunächst sprechen sie ihn auf die Bedeutung von Musik für sein Schreiben an, weil im Roman viele Lieder vorkommen und sehr zentral wirken.

Wells Antwort: „Musik fließt automatisch in meine Bücher ein. Bevor er auch nur eine Zeile schreibe erstelle er eine Playlist – mit der „wähle ich den Soundtrack aus und schaue, was würde zu welcher Figur oder zur Stimmung passen. Schreiben beginnt ja sehr wortlos. Man hat Bilder im Kopf, Schemen im Kopf und dann schreibt man die schwarz auf weiß hin und das ist oft enttäuschend, fühlt sich überhaupt nicht so an, wie ich’s zuerst im Kopf hatte. Ähnlich ist das in der Musik, die Melodie hat ja oft auch zuerst keine Worte. Deswegen verknüpfe ich das Unbewusste, wortlose was Gedanken sind mit wortlosen Melodien und das erzeugt dann eine Atmosphäre wo ich hinwill. Eigentlich muss das Buch sich so anfühlen wie der Song beim allerersten Anhören.“

Wieso haben Sie sich gegen ein Happyend und nur für ein Happyend light entschieden?
Es gibt kein Happy End. Es ist leider wahr, wir werden alle sterben und ich kann niemanden anlügen. Der bizarren Tatsache, dass wir alle sterben müssen und dass Menschen so viel Leid ertragen müssen, dem hab ich versucht, etwas entgegen zu stellen: So lange hinzuschauen, was man dem entgegenstellen kann - was ist es, das wir trotzdem haben.
Ich werde niemals, niemals ein klassisches Happy End haben. Beim nächsten Buch werd ich mich dem so weit wie möglich annähern. Grundsätzlich bin ich kein Fan davon, weil es eine Verarsche wäre. Das Leben ist leider nun einmal nicht so. Aber der Aspekt der Hoffnung ist mir trotzdem wahnsinnig wichtig. Hätte ich den nicht gehabt, hätte ich das Buch auch nicht geschrieben.“

Woher kam die Inspiration, waren Sie selber im Internat?
Der Münchner Autor verbrachte praktisch die gesamte Schulzeit in Internaten. Es kommen natürlich schon meine Themen vor, auch wenn ich sie anders erlebt habe. Ich bin kein Waise. Mich interessierte, was gibt es, das sich nicht beeinflussen lässt, das Unveränderliche. Die Gefühle der Figuren sind echt – es geht um echte Dinge, die mir nicht passiert sind.“

Auf die Frage nach Einflüssen für seinen Roman meinte
Wells: „Bücher haben mich schon auch sehr beeinflusst. Wenn ich schreibe, lese ich viel auch zu ähnlichen Themen, aber ich will das Gewicht des Themas nicht auf die Leser abwälzen. Mich beeinflussen aber genauso Filme – die ganze Geschichte entsteht aber im Kopf der Leser bzw. Seher.“

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