„Janusz 18“ für burgenländische Kids
Obwohl die eigene Mutter und deren neuer Lebensgefährte den Jugendlichen aus der Wohnung geworfen haben, weil er spastische Lähmungen hat, ist Stefan ein lebensfroher Mensch geblieben, hegt auch gar keine Rachegedanken. „Man soll einen Menschen nicht hassen, aber man kann sie vergessen“, meint er zum (Kinder-)KURIER.
Er ist einer von fünf Kindern und Jugendlichen, die in der Vorwoche im Landesmuseum in Eisenstadt – im Beisein von Landesrat Norbert Darabos und Univ.Prof. Dr. Karl Garnitschnig (Vorsitzender der Korczak-Gesellschaft), umrahmt von Auftritten des Landhaus-Chores - mit den diesjährigen „ Janusz“ ausgezeichnet worden sind.
Vater der Kinderrechte
Kinder und Jugendliche, die’s im Leben nicht gerade leicht und einfach haben, dieses aber allen Hindernissen zum Trotz meistern – für die gibt es seit dem Vorjahr diese Preise. Erfunden hat sie die österreichische Janusz-Korczak-Gesellschaft anlässlich ihres vorjährigen 25. Geburtstages. Janusz Korczak, polnischer Arzt und Pädagoge in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts gilt als Vater der Kinderrechte. Er hat nicht nur über Kinder und deren Rechte geschrieben, Radiosendungen gemacht, er hat sie auch gelebt. In dem von ihm geleiteten Waisenhaus im Warschauer Ghetto bestimmten die rund 200 Kinder und Jugendliche über das Zusammenleben und dessen Regeln mit. Korczak selbst lebte dies bis zum bitteren, tödlichen Ende. Obwohl er international so bekannt war, dass ihn das Nazi-Regime sogar ausreisen hätte lassen, blieb er bei seinen Kindern und wurde mit diesen – über die er bis zuletzt seine schützenden Arme legte - im Konzentrationslager Treblinka ermordet.
„Doch er blieb bei seinen Kindern/ in der großen Todesnot. Nahm das Kleinste in die Arme/ging mit allen in den Tod“, heißt es dazu in dem Lied „Korczak und die Kinder“. Dieses Lied von Hildegard Wohlgemuth (Text) und Klaus Moje (Musik) wurde bei der Preisverleihung gespielt und gesungen - am Keyboard Esther Wratschko und an der Klarinette ihre Mutter, Claudia Wratschko.
Jugendwohlfahrt
Die Preise werden jedes Jahr in einem anderen Bundesland in Zusammenarbeit mit der jeweiligen Jugendwohlfahrtsbehörde vergeben. Beim „Janusz 18“ handelt es sich um eine bunte, hölzerne bespielbare Statue (von Elisabeth Köpl und Peter Ribarits entworfen und hergestellt). Dazu gibt’s jeweils ein Exemplar des Buches „Blumkas Tagebuch. Vom Leben in Janusz Korczaks Waisenhaus“ von Iwona Chmielewska. Das Buch erzählt nicht nur über das Leben in einem Waisenhaus, sondern auch über Janusz Korczaks „fröhliche Pädagogik“.
Trotz alledem
Da einige der ausgezeichneten Kinder und Jugendlichen in der Obhut der Jugendwohlfahrtsbehörde leben, dürfen sie auch nicht alle abgebildet werden. Zwei davon sind die Schwestern Janine und Jasmin. Sie mussten oft ihr gewohntes und gestaltetes Zuhause verlassen, sich immer wieder neu orientieren. Trotzdem setzt sich die 14-Jährige für andere ein und schafft die Schule mit gutem Erfolg. Sie würde auch gern ihren Gitarrenunterricht fortsetzen, wenn ihn jemand sponsert. Gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester (9) ist sie „gern und viel draußen in der Natur, wir gehen oft mit unserem Hund, genannt Mister Bean, spazieren und lieben Sport. Wir spielen am liebsten Fußball miteinander“. Die Ältere fährt auch liebend gern mit dem Longboard. Jasmin: „Und ich übe noch!“ Jede von ihnen hat einen eigenen Hamster – Gini Gina und Ted.
Flüchtling
Ein weiterer Preisträger ist Humajun Ismaili. „Ich lebe seit zwei Jahren in Neudörfl“, sagt der Flüchtling aus Afghanistan dem (Kinder-)KURIER. Neben neuer Mittelschule und Polytechnischer Schule hat er auch schon zwei Berufspraktika gemeistert und kürzlich das Deutsch-Sprachdiplom Level A 2 absolviert.Jüngster
Der jüngste Ausgezeichnete ist erst vier Jahre. Dominik erlebte mit zehn Tagen einen ersten Flug - in die Intensivstation nach Graz, weil er ein Loch im Herzen hatte. Später kamen weitere medizinische Komplikationen hinzu. Allen Widernissen zum Trotz entwickelte Dominik einen unbändigen (Über-)Lebenswillen und strebt stark danach, auf eigenen Beinen das Leben zu entdecken, mittlerweile schafft er täglich drei Stunden im Kindergarten. „Janusz Korczak hätte dich sicher in eine seiner Vorlesungen mitgenommen und den jungen Ärzten gezeigt, was mit Lebenswillen gemeint sein kann“, beschrieb dies Laudator Andreas Fischer von der österreichischen Korczak-Gesellschaft.
Fotos von der Preisverleihung
Ausstellung
Die Wander-Ausstellung über Leben und Wirken von Janusz Korczak ist diese Woche noch in den Wandelgängen des Landhauses zu sehen, danach am FachHochschul-Campus Burgenland in Eisenstadt.
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