Sogar Kinder werden erschossen
Genug ist genug!", sagte Ali Gedik und begann Sonntag Vormittag mit einem Hungerstreik. Hinter dem Sessel, den sich der 54-jährige Jugendarbeiter in Wiener Opernpassage beim Abgang zur U1 hingestellt hat, kleben drei Plakate in den Farben der kurdischen Flagge Rot (weil’s im Copy-Shop das nicht gab, griff er zu orange), Gelb, Grün.
Gegen Menschenrechtsverletzungen
Gediks Anliegen: Auf die Menschenrechtsverletzungen im Kurdengebiet in der Türkei aufmerksam zu machen und für die Freiheit des kurdischen Volkes einzutreten. Vor allem will er – das seine Begründung in einem ausführlichen Flugblatt sowie auf Facebook – und natürlich in den vielen persönlichen Gesprächen, „dass österreichische und europäische Politiker und Politikerinnen endlich dem Herrn Erdoğan sagen: Halt, so geht es NICHT! Es ist ein unerklärter Krieg gegen die Zivilbevölkerung.“
Persönliche Betroffenheit
Erst nachdem er sich zum symbolischen, mehrtägigen Hungerstreik entschlossen hatte, erfuhr Ali Gedik, dass auch einige Familien in Diyarbakır (so etwas wie die Hauptstadt des Kurdengebietes in der Türkei) in den Hungerstreik getreten sind, und auch einige führende Alewiten in verschiedenen Städten der Türkei.
Seit 40 Jahren in Österreich
Gedik wurde in Pazarcık in der Provinz Maraş geboren, wuchs bis zum Schuleintritt zu Hause mit Kurdisch auf, was damals noch verboten war. Ab dem Schuleintritt wurde er zwangs-türkisiert, mit 14 ging er zu seinem Onkel nach Vorarlberg und begann mit 15 in einer Fabrik zu arbeiten. Seit mehr als 20 Jahren lebt er in Wien, wo er als Jugendarbeiter tätig ist, unter anderem lange beim Verein Jugendzentren. Derzeit leitet er eine WG für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und Afghanistan.
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