Humorvoller Kampf gegen eiskaltes Herz
Mehrfacher Szenenapplaus von Beginn an, viele Lacher, manches beinahe angstvolle Zusammenzucken, ein lautstarker witzig zustimmender Sager eines jungen Zuschauers – und leider auch mehrere klingelnde Handys – das war die Premiere der Schneekönigin im großen Haus des Theaters der Jugend in Wien.
Witzige "Neben"rollen
Dafür (natürlich mit Ausnahme der – trotz Erinnerung vor der Vorstellung - penetranten Handy-Nicht-Abschalter) sorgte eine runde Inszenierung des Andersen-Märchens um den Sieg der Liebe gegen die Eiseskälte mit humorvollen Glanzlichtern vor allem durch „Neben“figuren. Umgesetzt durch eine starke Ensembleleistung, vor allem aber neben der starken, und dennoch unaufdringlichen Gerda (Iréna Flury) etliche doch noch herausragende „Neben“rollen. Besonders hervorgehoben sie das sogar zu einer Hauptrolle aufgestiegene verzauberte Rentier Dodo (Uwe Achilles). Selbstironisch verleiht er der ja nicht ungefährlichen Suche nach der Schneekönigin stets einen Schuss Leichtigkeit, streut Weisheiten aus Rentier-Sprichwörter („starker Gegenwind ist gut fürs Rentierfell“).
Herrlich witzig die Szene bei Doris, der beinahe kugelrunden Möchte-gern-Doris-Day, die Kinder in Puppen verwandelt und so eine skurille Couch aus Puppen und Kuscheltieren angesammelt hat.
Stark auch die Begegnung von Gerda und der Räuber-Chefin (Felicitas Franz) samt unaufdringlich eingestreutem Brecht-Zitat, dass der reiche Mann den armen braucht, sonst wär er gar nicht reich.
Und das Rentier?
Das Happy end relativiert – Schneekönigin kann wieder Gefühle zeigen, womit auch der Eismann für seine Liebes-Hartnäckigkeit belohnt wird, der von ihr gefangen gehaltene Kai wird frei, worüber sich Gerda mehr als freut – wird vom „Rentier“ relativiert. Was mit dem nicht in seine tierische Form rückverwandelten Rentier sei, das wäre allen egal, beklagt er. „ja das stimmt“ – und das gleich zwei Mal lautstark von einem jungen Zuschauer sorgt für den letzten von vielen Lachern. Für die anderen hatten die Akteur_innen auf der Bühne direkt gesorgt.
Besetzung und Infos
Die Schneekönigin
Bis 28. Jänner (keine Aufführungen in den Weihnachtsferien)
Renaissancetheater
1070, Neubaugasse 36
Besetzung
Schneekönigin: Pia Baresch
Gerda: Iréna Flury
Kai: Benjamin Levent Krause
Dodo, verzaubertes Rentier: Uwe Achilles
Eismann: Andreas Kammerzelt
Doris: Bettina Schwarz
Großmutter/Alte Prinzessin: Doris Prilop
Räuber-Chefin: Felicitas Franz
Drei Jungs: Sebastian Blechinger, Felicitas Franz, Konstantin Shklvar
Sanni und Hilla, 2 Puppen: Felicitas Franz, Doris Prilop
Randolf: Sebastian Blechinger
Ritter: Andreas Kammerzelt, Benjamin Levent Krause
Räuber bzw. Hofstaat der Alten Prinzessin: Ensemble
Regie: Thomas Birkmeir
Bühnenbild: Andreas Lungenschmid
Kostüme: Jessica Karge
Dramaturgie: Gerald Maria Bauer
Licht: Lukas Kaltenbäck
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