Gerda, die kleine Blutsaugerin

Ein Junge wehrt sich gegen eine Wolke von Mücken.
Bilderbuch. Eine Kindergartenpädagogin erzählt „allgemeine Weisheiten über Stechmücken“

Kaum ein Tier ist wohl so verhasst wie sie. Sogar viele, wenn nicht die meisten Tierschützer haben Verständnis, wenn diese Insekten erschlagen werden. Sie nerven einfach. Nicht nur, weil die Stiche der Blutsaugerinnen jucken. Schon das Geräusch, wenn sie im Anflug sind, nervt gehörig. Und wie!

Eine gezeichnete Person wehrt Fliegen ab.

Dabei sind Gelsen/ Stechmücken/Schnaken (wie sie in verschiedenen deutschsprachigen Regionen genannt werden) gar keine Vampire. Wenn sie Blut saugen dient das nicht der Nahrung. Ausschließlich Weibchen saugen menschliches Blut. Sie tun das aber nur, weil sie das Eiweiß darin brauchen, um Eier produzieren zu können. Ohne Gelsen würden nämlich Libellen, Spinnen, Frösche und auch Vögel einen wichtigen Teil ihrer Nahrung vermissen.

35 Sprachen

Den Nervensägen hat Heidi Trpak mit Bildern von Laura Momo Aufderhaar mit „Gerda Gelse“ ein übersichtliches Buch mit vielen Sachinformationen zur Ehrenrettung der lästigen Blutsauger gewidmet. Auf den Vorsatzseiten (zwischen Buchdeckel und Buchseiten) haben die beiden Buchmacherinnen übrigens Gelse in 35 Sprachen versammelt:

Gelse - österreichisch

Schnake - Süddeutsch

(Stech-)Mücke - norddeutsch

Staunse, Schnooge, Stächmugge - schwyzerdütsch

myg - dänisch stichmugga - schwedischgnat/punkie - englisch

komarac - kroatischmoustique - französisch

mosquito - portugiesischsivrisinek - türkischwénzi - chinesischsääsk - estnischhyttynen - finnischnyamuk - indonesisch

bitmy - isländisch

dzelejodi - lettisch

uodai - litauisch

tântar - rumänischmbu - suahelizancudo - spanischszúnyog - ungarisch ts’í’ii da’ aneezí - Navajo o (nordamerikanisches Indianervolk)

Eine Mücke sitzt auf einer menschlichen Haut.
Das Cover des Buches „Gerda Gelse“ von Heidi Trpak und Laura Momo Aufderhaar mit einer Illustration einer Stechmücke.

Gerda Gelse.Allgemeine Weisheiten über Stechmücken“ Heidi Trpak/Laura Momo Aufderhaar Wiener Dom Verlag 14,90 €

Die Autorin ist Pädagogin im Kinder-Tagesheim Donaufeld der privaten St. Nikolausstiftung (rund 79 Kindergärten im Bereich der Erzdiözese Wien) und hat mit diesem Buch im Rahmen der Aktion „lesen lieben lernen“ den 2. Friedl Hofbauer-Preis gewonnen.

* Gelsen sind 2 Milligramm leicht (so schwer wie ungefähr vier Menschenhaare) * haben sechs Beine, * 2 durchsichtige, feine Flügel, * haarige Fühler, * einen langen Stechrüssel, der aus vielen Stechborsten besteht. * Gelsen werden drei bis acht Wochen alt. * Sie fliegen mit ca. 2,5 km/h (Vergleich: Wespe: 6 km/h, Schmetterling: 8 km/h, Spatz 42 km/h. * Sie mögen es warm, windstill und eine feuchte Umgebung. * Ihre Nahrung: Blütennektar, also Vegetarier; menschliches Blut brauchen nur die Weibchen – nicht als Nahrung, sondern, weil sie das darin enthaltene Eiweiß für die Produktion ihrer Eier benötigen. Allerdings können mache Stechmücken-Arten dabei Krankheiten wie Malaria oder Denguefieber übertragen. * Der Nachwuchs schlüpft nach ein bis drei Tagen als Larven aus den Eiern.

* Die Larven hängen verkehrt an der Wasseroberfläche nach unten und atmen sozusagen mit dem Popo. * Die Larven häuten sich vier Mal und wachsen dabei immer ein kleines Stückerl bis sie sich zu Puppen verwandeln. * Wenige Tage später schlüpfen die Stechmücken/Gelsen/Schnaken... * Nach ein paar Stunden können sie fliegen. * Nach acht Tagen sind sie erwachsen. * Gelsen sind als Futter für Vögel, Libellen, Frösche, Spinnen und andere Tiere wichtiger Teil der Nahrungskette. * Es gibt rund 3500 verschiedene Arten von Gelsen. * Bereits vor 75 bis 100 Millionen Jahren gab es – das beweisen Funde von in Bernstein eingeschlossenen Stechmücken – solche, sie waren also unter anderem Zeitgenossen der Dinosaurier.

Was dem Buch allerdings fehlt, sind Tipps, wenn das passiert, was sich praktisch kaum vermeiden lässt: Von einer Gelse gestochen zu werden. Dann juckt’s meistens unerträglich.

* Das Allerwichtigste – wenngleich Schwierigste: NICHT kratzen! Die Einstichstelle könnte sich entzünden. * Kurzfristig, aber leider auch nur kurzzeitig hilft die eigene Spucke, um den Juckreiz zu lindern. Schon mehr und besser wirken Eiswürfel. Das Gegenteil – nämlich Hitze – kann genauso Abhilfe schaffen. Auch die käuflichen „Stichheiler“ arbeiten mit diesem „Trick“.

Die Website www.gelsen-vertreiben.info nennt noch einige weitere Hausmittel gegen den Juckreiz der Stiche wie * Essig, Zitrone, Zwiebel, Erdäpfel, Paradeiser, Honig oder kalter Topfen. Zu einem weiteren Tipp gibt’s aber gleich eine wichtige Warnung dazu: * Einreiben mit einem Mix aus Sonnencreme und natürlichen Ölen ( Eukalyptus-, Lavendel). Letztere sollten aber, so das ACHTUNG, geruchlos sein, denn Düfte ziehen Gelsen noch mehr an.

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