Mit Bertha von Suttner und einem Segelschiff im Marmaladenglas
Bei der Kinderuni Kunst suchten Kinder ihre Friedensheldinnen und Friedenshelden und bastelten Objekte dazu.
31.07.14, 15:02
Vor knapp mehr als 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg. Rund ein Monat davor starb die österreichische Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner. Irgendwo am Rande von Wien ist eine kurze Gasse nach ihr benannt. Jenes Haus aber, in dem sie in der Innenstadt bis zu ihrem Tod gelebt hat, ist nur ganz wenigen bekannt.
Kein Wunder, nur im Inneren des Hauses gibt es eine Gedenktafel, außen erinnert nichts an die Frau, die den berühmten Roman „Die Waffen nieder!“ geschrieben hat. Übrigens liegt dieses Haus Zedlitzgasse 7 nur wenige Meter entfernt vom Denkmal für den umstrittenen einstigen antisemitischen Wiener Bürgermeister
Karl Lueger.
Friedenswanderwege
Ein paar Kinder kennen nun das Suttner-Haus. Sie haben es im Rahmen einer Lehrveranstaltung der KinderuniKunst besucht. Zedlitzgasse7 ist eine der Stationen des „Friedenswegs Wien“. Und dieser wiederum ist Teil eines internationalen Projekts, an dem sieben europäische Städte Friedens-Denkmäler jeweils zu einem Wanderweg zusammengestellt haben.
Vorbilder
Die KinderuniKunst-Studierenden besuchten aber nicht nur einige der Wiener Friedensweg-Orte, sie wählten eigene Vorbilder in Sachen Frieden für sich und gestalteten dazu künstlerische Objekte jeweils in einem Marmeladeglas.
Paula und Bertha v. Suttner
Die 12-jährige Paula nahm sich Bertha von Suttner vor. „Eigentlich wollte ich Rosa Parks nehmen, von der hatte ich aber kein Foto.“ Diese im Vorjahr verstorbene US-Amerikanerin hatte sie beeindruckt, weil die sich vor fast 60 Jahren geweigert hatte, ihren Sitzplatz im Bus für einen Weißen frei zu machen. Damals wurden Dunkelhäutige in den USA noch offen benachteiligt. Mit ihrer Aktion hatte Parks mit dazu beigetragen, die Proteste gegen die Diskriminierung anwachsen zu lassen (der bekannteste Bürgerrechtler dieser Bewegung ist sicher Martin Luther King).
Segelschiff
„Von der
Bertha Suttner hab ich nur den Namen gekannt und gewusst, dass es sie gegeben hat, bei der Wanderung haben wir dann bei ihrem Haus mehr über sie erfahren.“ Für das künstlerische Objekt „hab ich dann Zeitschriften durchgeblättert und etwas ausgeschnitten und daraus ein Segelboot gefaltet, das hab ich dann mit einem Foto von ihr und einem von mir in das Glas gesetzt.“ Insofern spannend, als es in
Wien immerhin das große Schulschiff gibt, das nach der Friedensnobelpreisträgerin benannt ist. Und vor rund 20 Jahren von
Österreich eine Initiative ausging, die sich „Mirno more“/Friedensflotte nennt, bei der Hunderte Kinder und Jugendliche mit fast zwei Dutzend verschiedenen nationalen Hintergründen auf 100 Booten zwischen kroatischer Küste und der Inselwelt der Kornaten segeln.
Adrian und Gandhi
Auf das Riesenrad als Objekt kam Adrian, „weil ich jeden Tag auf dem Weg zur Schule daran vorbei komme“. Ein solches bastelte er aus Karton und Zahnstochern. Dieses Objekt sowie ein Foto von ihm und eines von Mahatma Gandhi ist sein Friedenskunstwerk im Marmeladeglas. Weshalb die Wahl auf Gandhi fiel erklärt der 12-Jährige so: „Es ist einfach toll und sehr beeindruckend, dass jemand die Unabhängigkeit eines ganzen, noch dazu so großen Landes erreicht hat – und das nur mit friedlichen Mitteln. In praktisch allen anderen Ländern ist das immer mit (Bürger-)Kriegen abgegangen.“ Die ersten Informationen über
Indien und Gandhi „hat mir mein Vater erzählt und dann haben wir auch eine Ausstellung über
Indien besucht“.
Ulli und Mandela
„Urcool was der gemacht hat“, findet Ulli (ebenfalls 12)
Nelson Mandela. „Im Frühjahr hab ich in der Schule ein Referat über ihn gehalten. Davor hab ich ein Buch über
Mandela gelesen. Das war eher zufällig, ich hab grad nicht gewusst, was ich lesen soll. Seinen Namen hab ich schon vorher gehört aber nicht viel mehr gewusst. Ich fand’s urspannend, dass der den Mut hatte gegen die Apartheid zu kämpfen, auch wenn er dafür ins Gefängnis musste. Und dass er dann nicht aufgegeben hat.“ Als Hintergrund für die beiden Fotos – von
Mandela und ihr – wählte sie „einen Wald mit Fluss und ich schau hinter einem Baum hervor. Das hat mir einfach gefallen und ich fand’s passend.“
Tara (8) war zwar nicht bei der genannten Aktion der
Kinderuni Kunst an der Universität für Angewandte Kunst dabei, sie hat aber seit ungefähr einem Jahr ein Plakat an der Tür ihres Zimmers hängen, auf dem in englischer Sprache sinngemäß steht: Lehre deine Kinder, dass weder Ruhm noch Heldentum im Krieg stecken. Ruhm kommt von Aktionen, Kriege zu verhindern und Held_innen sind jene, die solche Aktionen setzen.
Als der KiKu von ihr wissen will, ob sie eine Friedensheldin habe, meint sie: „Frieda Kahlo (mexikanische Malerin) hat mich besonders beeindruckt. Ich habe auch den Film über die Frieda Kahlo mehrere Male begeistert angeschaut. Ihre Bilder, die sie gemalt hat, interessieren mich sehr, weil ich selber auch begeistert male.“
Auf die Frage des Kinder-KURIER, was sie so an
Frieda Kahlo begeistere meinte Tara: „Ich finde es sehr toll, dass sie für Freiheit gekämpft hat, obwohl sie schwer verletzt war. Das ist sehr mutig. Mir gefällt es sehr gut, dass sie nicht über ihre Schmerzen jammert sondern Bilder darüber zeichnet.“
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