Frankensteins Braut

Frankensteins Braut
Wenn Kinderlärm unerwünscht ist - "Lost in Yonkers" im Theater der Jugend

Die Story „Lost in Yonkers" von Neil Simon ist zwar eingebettet in einen geschichtlichen Rahmen: USA, 1942, Krieg, eine vor der Verfolgung durch die Nazis geflüchtete jüdische ältere Dame. Sie umfasst aber durchaus – dem Untertitel entsprechend (eine ganz normale Familie) – auch beinahe zeitlose Generationenkonflikte. Wenngleich gerade Großeltern heutzutage wahrscheinlich quicklebendigen Enkelkindern gegenüber aufgeschlossener und toleranter sind als so manche – auch hochgebildete, sich wahrscheinlich in anderen Zusammenhängen recht liberal gebende Nachbarn (klagte doch in Salzburg ein Ärztepaar gegen einen Kindergarten, beispielsweise).

Zweieinhalb recht kurzweilige Stunden spielen sich im Wohnbereich über einem Laden ab – die beiden Enkelsöhne Jay (15 ½) und Arty (13 ½) – oder Jacob und Arthur, wie sie die bissige, kratzbürstige, diktatorische Großmutter zu nennen pflegt – müssen zehn Monate bei ihr leben. Ihr Mutter ist gestorben, der Vater muss als Handelsreisender durch die Lande ziehen, um die Schulden für die Krebsbehandlung der Mutter abzuzahlen.

Überlebens-Humor

Frankensteins Braut

Jede noch dazu gar fröhliche, verspielte, Lebensäußerung der Jungs ist der Oma zuwider. Die Vertreibung durch die Nazis solle sie nicht an ihnen auslassen, schleudert ihr eines Tages der jüngere, mutigere, aufmüpfigere, Enkel an den Kopf.

Trotz der ernsten Ausgangslage, schwingt in Simons Stück – und der Theater-der-Jugend-Inszenierung – ziemlich viel Humor mit, der immer auch an leicht sarkastischen jüdischen Witz selbst angesichts blutiger Verfolgung erinnert.
Sollte Vater, der immer wieder kurz auf der Bühne auftaucht und Postkarten oder Briefe schreibt, Abraham Lincoln treffen, dann möge er auch die beiden jungen Sklaven in Yonkers befreien. Jay erinnert sich, die Oma schon als er fünf Jahre alt war, als „Frankensteins braut" gemalt zu haben, so arg habe er sie bei einem der seltenen Besuche empfunden.

Gut gespielt

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Raphael Nicholas und Stefan Rosenthal schaffen die schwierige Aufgabe, die beiden unterdrückten, doch ansatzweise rebellierenden Burschen glaubhaft als Jugendliche zu spielen. Sylvia Eisenberger nimmt die hartherzig gewordene Alte ab, wenngleich ihre ziemlich jung wirkende Stimme und Sprache irritiert. Herrlich sympathisch wirkt Pia Baresch als Tante Bella, allerdings wirkt die erste Begegnung mit den Jungs, wo sie so völlig verwirrt und verloren agiert, stark übertrieben – vor allem weil sie in der Folge zwar schon, aber nie wieder derart stark durch den Wind agiert.

Trotz nur – teils sehr - kurzer Auftritte überzeugen sowohl Uwe Achill als Eddie, der Vater der Jungs, als auch eine weitere Tante (Paola Aguilera als Gert) und Onkel Louie (Frank Engelhardt).

Infos

Frankensteins Braut

Lost in Yonkers – Eine ganz normale Familie
ab 13 Jahren

von Neil Simon
in der Übersetzung von Alexander F. Hoffmann und Hannelene Limpach

Besetzung:
Jay: Raphael Nicholas
Arty: Stefan Rosenthal
Eddie: Uwe Achilles
Bella: Pia Baresch
Großmutter Kurnitz: Sylvia Eisenberger
Louie: Frank Engelhardt
Gert: Paola Aguilera

Regie: Thomas Birkmeir
Bühnenbild: Jens Jehle
Kostüme: Irmgard Kersting
Licht: Lukas Kaltenbäck
Dramaturgie: Gerald Maria Bauer
Assistenz und Inspizienz: Florian Pilz
Hospitanz: Oliver André Timpe

Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien
Bis 8. Mai

 

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